Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Cat Stevens: Catch Bull At Four (1972) - 2022 Remaster (Review)

Artist:

Cat Stevens

Cat Stevens: Catch Bull At Four (1972) - 2022 Remaster
Album:

Catch Bull At Four (1972) - 2022 Remaster

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Folk, Pop

Label: A&M/UMe
Spieldauer: 39:35
Erschienen: 02.12.2022
Website: [Link]

„Im Gegensatz zu der spirituellen Natur und dem Thema des Albums ging 'Catch Bull At Four' direkt auf Platz eins und wurde zu einem meiner größten kommerziellen Erfolge. Das war beängstigend! Ich fürchtete, es würde mich von meinen spirituellen Zielen ablenken.“ (Cat Stevens aka Yusuf Islam)

Vor gar nicht all zu langer Zeit war er der YUSUF mit einem ISLAM hinten dran, noch früher aber war er der begnadete, von der Musikindustrie als Goldesel entdeckte Musiker, dem die Welt zu Füßen lag, als CAT mit einem STEVENS hinten dran. Beides hat sich seit seiner Bekenntnis zu einer völlig neuen religiösen, extrem beruhigend(er)en Lebensweise miteinander vereint, sodass aus dem YUSUF zumindest im Musiksektor erneut ein CAT STEVENS wurde, der wieder Tee mit den Landstreichern trinkt oder als Teaser Feuerkatzen ausführt und im Falle von seinem in diesem Jahr genau einem halben Jahrhundert alten Album „Catch Bull At Four“ sich auf eine Bullenjagd begibt, die nicht tödlich, sondern absolut erhellend und auch etwas zum Guten bekehrend ist.

So findet man das Motto hinter „Catch Bull At Four“ aus der YUSUF-STEVENS-Sicht genau hinter den letzten zwei Sätzen, die sich als zentraler Schlüssel zum Erschließen des Albums in „Boy With A Moon & Star On His Head“, ein Junge, der mit Sonne und Mond den damaligen sich noch auf der Suche befindenden Stevens symbolisierte, verstecken: „'Ich werde dir alles erzählen, was ich je gelernt habe.' Und 'Liebe' war das, was er sagte.“

Mit diesem Album bereitete Stevens vor genau 50 Jahren bereits seine Abkehr vom nur auf Profit orientierten Musikgeschäft hin zur religiösen Erleuchtung vor, in der er nach schwerer Tuberkulose-Erkrankung und einer während dieser Zeit intensiven Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten religiösen Schriften sein letztes Heil – seine Rettung – sah. Darum wird „Catch Bull At Four“ ein lupenreines, größtenteils vom Zen-Buddhismus geprägtes Konzept-Album, in dem der bereits weltberühmte Singer/Songwriter sich von Kuòan Shiyuans Kurzgeschichte „Ten Bulls Of Zen“ inspirieren lässt, in der sich die Hauptfigur auf die Suche nach einem Stier begibt, diesen einfängt und erfolgreich zu zähmen versucht. Aus dieser Erfahrung heraus findet der 'Bullenfänger und -zähmer' seine Erleuchtung.
Und CAT STEVENS seinen Weg hin zu YUSUF ISLAM...

Unverkennbar sind die Parallelen zwischen Stevens und dem besungenen Protagonisten, selbst wenn man bei diesem unglaublich erfolgreichen Album – ja, sein erfolgreichstes überhaupt, das als einziges sogar in den USA den Spitzenplatz der Charts erreichte – noch nicht ahnen kann, wie konsequent CAT STEVENS ein paar Jahre später seine Verwandlung zu YUSUF ISLAM vollziehen wird, der anfangs glaubt, im Sinne seines gefundenen Gottes auch auf die Musik verzichten müssen. Es bedurfte dann seines Sohnes und der Gitarre, die dieser ihm überreicht, um zur Erkenntnis zu gelangen, dass seine Entscheidung, sich von der Musik abzuwenden, ein echter Trugschluss war.

„Catch Bull At Four“ trägt textlich und musikalisch sehr breit gefächerte Ansätze in sich, welche grundsätzlich die Schrecken unserer Welt aufzeigen, um ihnen als einziges Kampfmittel die Liebe entgegenzustellen. Liebt der Mensch den Menschen und die Natur, so würde es der Welt gut gehen – ganz einfach. Doch mit Menschen wohl einfach nicht zu machen, sodass wir am Ende genauso wie am Ende dieses Albums inmitten von 'Ruinen' stehen.

Gerade wenn es um die Zerstörung der Natur oder die katastrophale Klimaentwicklung geht, greift Stevens auf seinem 1972er-Album oft auf weltmusikalische Ansätze zurück, wie bei „O Caritas“, dem er mit spanischer Gitarre ein echtes Flamenco-Flair verpasst und zudem einen Teil des Liedes auf Lateinisch singt und darin seine Angst um die Welt zum Ausdruck bringt, die längst brennt und die er nicht verlieren will. Auch bei dem wohl bekanntesten Song des Albums, der von Orgel und E-Gitarre dominiert wird, „Can't Keep It In“ lässt er seiner Besorgnis über den Zustand unserer Welt freien Lauf: „You've got too much deceit, deceit kills the light.“ Am Ende knallt es blechern. Angeblich fiel während der Aufnahme eine Metallteekanne zu Boden, wobei der Klang genau zum Momentum des Liedes passte.

Der ungewöhnlichste Song des Albums ist aber Stevens' Albtraum-Song „18th Avenue (Kansas City Nightmare)“, bei dem zwar nicht Freddy Kruger, sondern ein paar unangenehme Geister bei dem Musiker vorbeischauen, was Panik verursacht. Genau diese Stimmung wird von anfänglichem Grusel bis hin zu hektischer Dynamik sowie mehrfach wechselndem Tempo verwirklicht, sodass man locker behaupten kann, dass dieser (für Stevens ungewöhnlich 'elektrifizierte') Song nicht nur einer der ungewöhnlichsten, sondern auch der wechselhafteste von CAT STEVENS ist, bei dem sogar Streicher-Arrangements mit eingebunden sind.

Hört man genau hin bei diesem großartigen „Catch Bull At Four“, dann kann man durchaus leichter nachvollziehen, warum aus dem vom Musikbusiness gebeutelten CAT STEVENS der streng gläubige YUSUF ISLAM wurde – und bei der Schönheit seiner Musik auch 'beide Charaktere in einem' wieder vereint auf die Musik-Bühnen dieser Welt zurückkehrten.

FAZIT: Selbst wenn es wohl sein erfolgreichstes Album war, sein bestes ist es nicht. „Catch Bull At Four“ darf gerne als eine Art Übergangsalbum von CAT STEVENS bezeichnet werden, das seinen Rückzug aus dem Musikgeschäft sowie seine Hingabe zum tiefen Glauben symbolisiert, wobei natürlich wieder wundervolle Songs herauskommen, die aber nicht ganz die 'Tillerman'- und 'Teaser'-Qualität erreichen. Nun also gibt es Stevens' insgesamt sechstes Studio-Album von 1972 neu gemastert und erstmals in seiner ursprünglichen Veröffentlichung zum 50. Geburtstag wieder auf Vinyl. Und dass diese LP in jede gute Plattensammlung gehört, ist natürlich unbestreitbar. Das Werk eines Songwriter-Meisters, der beginnt, seinen Glauben ein wenig über seine Musik zu stellen.

PS: Und hier mal ein klimatischer (aber keinesfalls neutraler, sondern persönlicher) Hinweis an die 'Letzte Generation', die vielleicht neben ihren mitunter doch recht abartigen Methoden zur Klimarettung gerne auch mal nach etwas 'Schönem' in ihrer Kampfmethodik suchen könnte, wie beispielsweise in der Musik. Der Song „Ruins“ auf diesem Album dürfte gerne zu eurer dauerhaften Hymne werden, denn er vertont (Und das bereits vor einem halben Jahrhundert!) genau das, wofür ihr noch immer antretet und so tut, als wärt ihr die Ersten, denen das Thema am Herzen liegt. Also spielt immer, wenn ihr Kunst zu beschmutzen versucht, einfach lautstark „Ruins“ von CAT STEVENS dazu – und schämt euch, dass eure Aktionen sich gegen die Kunst, nicht aber die wahren Verantwortlichen der Umweltzerstörung richten.

I want back, I want back
Back to the time when the Earth was green
And there was no high walls and the sea was clean
Don't stop that sun to shine, it's not yours or mine … no.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1976x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (19:40):
  • Sitting (3:14)
  • Boy With A Moon & Star On His Head (5:57)
  • Angelsea (4:30)
  • Silent Sunlight (3:00)
  • Can't Keep It In (2:59)
  • Seite B (19:55):
  • 18th Avenue (Kansas City Nightmare) (4:21)
  • Freezing Steel (3:40)
  • O Caritas (3:41)
  • Sweet Scarlet (3:49)
  • Ruins (4:24)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Laterne, Laterne, Sonne Mond und...

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!