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Gilbert O'Sullivan: Driven (Review)

Artist:

Gilbert O'Sullivan

Gilbert O'Sullivan: Driven
Album:

Driven

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Art Pop, Singer/Songwriter

Label: BMG
Spieldauer: 44:10
Erschienen: 22.07.2022
Website: [Link]

Hört man den Namen GILBERT O'SULLIVAN, dann kann man sich nach so vielen Jahren musikalischer Aktivität – ja, es sind bereits insgesamt 55 Jahre – sicher sein, was man von dem nunmehr schon mit seinen 76 Jahren recht alten, aber als Musiker noch immer ungeheuer jung erscheinenden Mann geboten bekommt. Pop-Musik im besten Sixties- und Seventies-Sinne, die sich an AL STEWART sowie den BEATLES und speziell den WINGS oder noch spezieller PAUL McCARTNEY orientiert und dabei immer wieder gut abschneidet. Für O'Sullivan jedenfalls gilt auch nach über einem halben Musik-Jahrhundert: „Keine Experimente!“ bzw. „Musik-Schuster bleib bei deinen Noten-Leisten!“

O'Sullivans Songs haben, besonders in Verbindung mit seinen anspruchsvollen Texten, eine verdammt lange Haltbarkeitszeit, die natürlich auch auf viele andere, deutlich jüngere Musiker und Musikerinnen Einfluss haben, welche beispielsweise im Falle von KT TUNSTALL gleich direkt an seinem aktuellen Album „Driven“ mitwirken und mit der flotten Pop-Nummer „Take Love“ als LP-B-Seite-Opener ein richtig fettes Pfund raushaut.

Doch die schottische Singer/Songwriterin ist nicht die einzige Duett-Partnerin – mit MICK HUCKNALL, der übrigens bekennender O'Sullivan-Fan ist, meldet sich auf „Let Bygones Be Bygones“ auch die Stimme von SIMPLY RED zu Wort, die dem angriffslustigen Text, der die Polarisiererei in den sozialen Medien auf's Korn nimmt, eine besondere Note verleiht.

Überhaupt drehen sich viele der insgesamt 13 Songs auf „Driven“ um moralische Grundsätze und die Menschlichkeit als solche, indem zwar die Möglichkeiten hierfür aufgezeigt, aber nicht die moralinsaure Hau-drauf-Keule herausgeholt wird. O'Sullivan geht’s um Mitgefühl und Gemeinschaft, nicht um Ausgrenzung und wütenden Frustabbau.

Da dürfen dann gerne auch mal Streicher („If Only Love Had Ears“) oder eine Posaune („Blue Anchor Bay“) mit ins Spiel kommen und Hammond Orgel oder andere Vintage-Tasteninstrumente viel Wärme in den Sound des irischen Songwriters bringen, wenn er beispielsweise in einem seiner Songs, fast einem PAUL McCARTNEY zum Verwechseln ähnlich, darum bittet: „Let Me Know“.

Doch es geht nicht nur farbenfroh und gutgelaunt in den Song des aktuellen Albums zu. Besonders auffällig ist hierbei die dunkelste Nummer auf „Driven“: „Back And Forth“. Als Inspiration diente O'Sullivan ein Zeitungsartikel, den er sich ausgeschnitten und neben sein Klavier, an dem er komponierte, gehängt hatte und in dem es um ein schwarzes Pärchen geht, das nur aufgrund ihrer Hautfarbe im Westen von London in ihrem Auto angehalten und kontrolliert worden war. Noch komplexer aber geht es in „Hey Man“ zu, das die unterschiedlichen Momentaufnahmen entscheidender Augenblicke im Leben von vier verschiedenen Personen aufzeigt, beginnend mit einem Krebspatienten, der seine Testergebnisse erwartet, und endend mit einem Autodieb, der kurz davor steht, jemanden unglücklich zu machen oder sich selbst zu schaden, wenn er erwischt wird. Allen hier Besungenen ist die Erkenntnis gemein, dass nach diesen besonderen Momenten ihr Leben eine völlig neue Wendung nehmen wird. Textlich, aber auch musikalisch ein echtes Meisterwerk.

Natürlich ist auch der Vinyl-Sound aller Songs, die im Londoner RAK-Studio aufgenommen wurden, richtig gut, wobei die LP außerdem eine bedruckte Innenhülle enthält, auf der aber leider nicht die Texte zu finden sind. Und wenn O'Sullivan singt „You Can't Say I Didn't Try“, dann möchte man ihm mitunter zuflüstern: „Sei manchmal ruhig ein wenig mutiger und haue gern mal ein paar Songs raus, die länger als das Radio-Format von zwei bis drei Minuten andauern. Denn deine Texte geben in der Beziehung oft mehr her!“ – 'Come on! Try it!'

FAZIT: Seine größten Erfolge liegen in den 70er-Jahren und sein allergrößter heißt „Alone Again“ (Bitte nicht mit HOWARD CARPENDALE verwechseln…). Aber auch auf seinem aktuellen Album „Driven“ klingt GILBERT O'SULLIVAN mit nunmehr 76 Jahren wie genau zu diesen Zeiten, in denen der Pop mit solchen Größen wie AL STEWART oder PAUL McCARTNEY und seinen WINGS jede Radio-Station eroberte. Bekanntlich sind die Zeiten zwar vorbei, doch deren Melodien klingen noch immer in unseren Ohren. Mit „Driven“ fügt der irische Musiker ein paar weitere musikalische Erinnerungsstücke an diese Zeit hinzu und legt zugleich großen Wert darauf, dass nicht nur die Musik, sondern auch die Texte hohen Ansprüchen genügen. Statt einem Innovativ-Preis darf man gerne einen Seventies-Gedächtnis-Preis für „Driven“ verleihen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2388x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (20:50):
  • Love Casualty (3:45)
  • Blue Anchor Bay (3:43)
  • Let Bygones Be Bygones (feat. Mick Hucknall) (3:19)
  • Body And Mind (3:48)
  • What Are You Waiting For? (3:18)
  • Let Me Know (2:57)
  • Seite B (23:20):
  • Take Love (feat. KT Tunstall) (3:11)
  • Back And Forth (3:42)
  • If Only Love Had Ears (3:50)
  • You Can't Say I Didn't Try (3:19)
  • You And Me Babe (3:25)
  • Hey Man (3:01)
  • Don't Get Under Each Other's Skin (2:52)

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