FOLLOWING FOOTSTEPS wurden 2021 vom österreichischen Drummer Karlheinz Micklin jr. gegründet, jetzt erscheint das gleichnamige live eingespielte Debüt. Dass Micklin erstklassige Musiker um sich geschart hat, wird bereits beim ersten Track deutlich. Der Beginn ist eine Art entspannter Free-Jazz, der in ein treibendes Stück Musik hinübergleitet, das Rock und Jazz gekonnt verbindet. Emiliano Sampaios Gitarrenspiel changiert zwischen lateinamerikanischen Fusionklängen und beinahe metallischen Attacken, die aber zu komplex und kunstvoll bleiben für ungehobelten Krawall.

"get going" schaltet einen Gang zurück, setzt mit einem relaxten Bass-Solo ein, Karlheinz Miklin streichelt sein Schlagzeug, liefert dabei aber ein stabiles Fundament, vor dem Gerhard Ornig und Emiliano Sampaio sich als Führungsspieler abwechseln, jeweils mit fein ziselierten, versonnenen Vorträgen. Danach geht es vertrackter und freiförmiger weiter, wobei „Tripleing“ im Verlauf wieder an Rock-Affinität gewinnt. Ein nervöses, spannendes Gebräu, dass das Atonale streift, ohne sich darin zu suhlen.

Das Album präsentiert in geglückter Form innige Stücke wie „Home At Last“ mit perlenden E-Gitarrenlinien, den gut zehnminütigen epischen Höhepunkt „Just Another Sky“ sowie rasantere Songs, die neben Jazz auch munteren Rock’n’Roll in petto haben. „Home At Last“ brilliert wie das folgende, stürmische „Do Like Bill“ (der mit dem Nachnamen Frisell wird auf jeden Fall gemocht) mit prägnanten Basseinlagen. Während Trompete und Flügelhorn mal knackig, mal gedämpft die Leadstimme übernehmen.

FAZIT: „Following Footsteps“ ist eine intime Liveaufnahme, Fusion der individuellen Art. Die Band um Drummer Karlheinz Miklin jr. breitet ein weites Spektrum aus, das freie Form, verträumten Jazz-Noir und Rock in Motion formvollendet verbindet.