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Margo Cilker: Valley Of Heart's Delight (Review)

Artist:

Margo Cilker

Margo Cilker: Valley Of Heart's Delight
Album:

Valley Of Heart's Delight

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Americana, Folk

Label: Loose Records
Spieldauer: 37:08
Erschienen: 15.09.2023
Website: [Link]

Dass MARGO CILKER es nicht so mit der Moderne hat, machte sie schon mit ihrem von Kritik und Fans gefeierten Debüt-Album „Pohorylle“ deutlich, das sie mit Hilfe ihrer Produzentin SERA CAHOONE ganz in der Old-School-Tradition der Cosmic American Music ausrichtete, die dereinst GRAM PARSONS und EMMYLOU HARRIS initiierten. Aber nicht nur musikalisch steht MARGO CILKER auf die Bewahrung des Traditionellen. Ihr zweites Album „Valley Of Hearts Delight“ schrieb sie etwa als Hommage an das kalifornische Santa Clara Valley – das früher mal für seine Aprikosen-Plantagen bekannt war, heutzutage aber als Teil des Silicon-Valley-Komplexes eher berüchtigt ist. Das ist nämlich MARGO CILKERs Heimat, die sie indes schon längere Zeit verlassen hat - obwohl sie bereits zur fünften Generation der Cilkers gehört, die von dort stammt.



So gesehen ist „Valley Of Hearts Delight“ auch eine Art Kontemplation über die Unmöglichkeit, wirklich nach Hause zurückkehren zu können – einfach weil das Zuhause sich verändert, sobald man es einmal verlassen hat – ergo nicht mehr in der Form existiert, die man in idealisierter Form vielleicht in sich trägt.
Um das Album schreiben zu können, zog die Musikerin in einen kleinen ländlichen Ort namens Enterprise, Oregon, der zufällig an einem Fluss namens Snake River liegt, dessen Wasser mit Hilfe eines Damm-Systems zur Elektrizitätsgewinnung genutzt wird. Bereits der selige WOODY GUTHRIE sang in Songs wie „Grand Coulee Dam“ über das in den 1930er Jahren gestartete Großprojekt. In der aktuellen Bio heißt es nicht unzutreffend, dass sich Cilkers neuen Songs 'Familie und Natur als Leitmotive verschränken' und dabei zugleich 'kostbar, gefährdet und ermüdend' diskutiert werden.

Im Wesentlichen beschreibt MARGO CILKER am Beispiel von Santa Clara Valley und des Snake-River-Dammprojektes die Problematik des Eindringens des Menschen in die Natur und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten, etwa indem sie deutlich macht, dass die Sache mit den Staudämmen Konsequenzen hatte, die Guthrie noch gar nicht absehen konnte – nämlich dass die Regenbogen-Forellen (im Englischen „Steelhead Trout“) aus dem Snake River heutzutage Schwierigkeiten haben, vom Ozean zurück zu ihren Laichplätzen am Oberlauf des gestauten Flusses zurückkehren zu können.

Geschichten wie diese nehmen ihren Tracks etwas von der romantischen Verklärung, die Songtitel wie „I Remember Carolina“, „Santa Rosa“ oder „Beggar For Your Love“ ansonsten vielleicht verheißen könnten. Sie weiß also schon ganz genau, dass in der Verklärung der Vergangenheit nicht der Sinn des Lebens liegen kann. Das macht sie besonders in dem abschließenden Song „All Tied Together“ deutlich: Alles hängt mit allem zusammen und man sollte sich demzufolge die Folgen seines Tuns generell gut überlegen.

Wie schon gesagt, kann man ja nicht wirklich zu einem idealisierten Zuhause zurückkehren – und das versucht MARGO CILKER auch gar nicht. Zur Zeit lebt sie nämlich mit ihrem Mann Forrest Van Tuyl und ihren Tieren in Goldendale, Washington, um sich dort in ländlicher Umgebung ein neues Zuhause aufzubauen. Ihr eigentliches Zuhause aber – und das, was alles zusammen hält – scheint ihre Musik zu sein.

FAZIT: Was nicht kaputt ist, sollte man nicht reparieren – das müssen sich MARGO CILKER und SERA CAHOONE gedacht haben, als sie die Songs zu des zweiten Albums mit genau dem gleichen Allstar-Team in genau dem gleichen Studio im (amerikanischen) Vancouver, Washington einspielten, wie jene des gefeierten Debüts. Das Ergebnis ist eine Art Fortsetzung des "Pohorylle"-Projektes – mit einigen notwendigen Ergänzungen und Weiterentwicklungen. Es gibt nach wie vor klassische Cosmic American Music – das ist Country mit psychedelischem Mehrwert und stilistischen Ergänzungen – und es schadet ja immer noch nicht, dass Cilkers Stimme dabei klingt wie jene der jungen EMMYLOU HARRIS. Songwriterisch legte sie aber noch einmal zu und die Arrangements betreffend, sind die neuen Tracks einfach größer gedacht und weniger folky als noch die ihres Debüts. So sorgen etwa KELLY PRATT von BEIRUT mit Bläsersätzen, JENNY CONLEE-DRIZOS von den DECEMBERISTS an Orgel und Akkordeon oder ANNIE STANINECS, die sonst in der Band von MARY GAUTHIER spielt, mit ihrem Geigenspiel für unerwartete Akzente und eine breit gefächerte Ausweitung des Klangbildes. Wie sein Vorgänger ist auch „Valley Of Hearts Delight“ somit wieder ein heißer Anwärter für die Americana-Scheibe des Jahres.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1185x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Lowland Trail
  • Keep It On A Burner
  • I Remember Carolina
  • Beggar For Your Love
  • Mother Told Her Mother Told Me
  • With The Middle
  • Santa Rosa
  • Crazy Or Dies
  • Steelhead Trout
  • Sound And Fury
  • All Tied Together

Besetzung:

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