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Cannibal Corpse - Torture - Massen-Review

27.02.2012

Cannibal Corpse "Torture" CoverCANNIBAL CORPSE im Massen-Review? Na klar. Immerhin ist die Band für viele DER Inbegriff des Death Metals und die Jungs aus Buffalo dürften immer noch zu den bestverkaufenden Acts im Genre gehören. Zudem hat man sich in den 24 Jahren (!) des Bandbestehens handwerklich zu einer absoluten Macht entwickelt. Wie berüchtigt die Band selbst im Jahre 2012 noch ist, zeigt die Tatsache, dass das Label sich dafür entschieden hat, die deutsche Version von "Torture" mit einem harmloseren Coverartwork zu veröffentlichen. Man muss Frau Jenal ja nicht zwingend neue Munition an die Hand geben... Wie das zwölfte Album der Kannibalen klingt, steht in unseren Reviews.


Review von: Andreas Schulz (Profil)

Nein, ein Fan der Musik von CANNIBAL CORPSE war ich nie und werde es auch in diesem Leben nicht mehr werden. Wenn schon Death Metal, dann bitte die europäische Variante, in der auch mal Songs geschrieben werden, während die Amerikaner sich auf bloßes Rumgeschredder beschränken. Diese Sicht der Dinge ist natürlich etwas überspitzt, im Kern aber nicht ganz falsch. Warum ich "Torture" trotzdem als sehr gelungen empfinde? Weil CANNIBAL CORPSE Meister in ihrem Fach sind und das muss man einfach würdigen.

Melodien sucht man - wie immer - auch auf "Torture" vergebens. Hier und da gibt es zwar mal ein Solo in einem der zwölf Songs, über SLAYER-eskes Gequietsche geht man dabei aber nicht heraus. Stattdessen gibt es Riffs, Riffs und nochmal Riffs. Und was für welche. Bei aller technischen Fähigkeit, die die beiden Saitenquäler und der Bassmalträtierer inzwischen haben, ist die Devise immer noch, ein größtmögliches Maß an Brutalität und erbarmungsloser Härte an den Tag zu legen. Und das gelingt mal wieder mit beeindruckender Präzision. Selbst wenn man versucht, sich nur auf das Bassspiel zu konzentrieren, bekommt man zwangsläufig eine Maulsperre angesichts dessen, was Alex Webster den vier Saiten entlockt. Natürlich ist auch das Drumming dem allgemein hohen Niveau ebenbürtig. Was dem Ganzen aber die Krone aufsetzt und den Wirkungsgrad nochmal verstärkt, ist die kraftvolle, aber ebenso derbe Produktion, die Erik Rutan "Torture" verpasst hat. So macht das Gebotene auch dann Spaß, wenn man die Spielart des Death Metals nicht unbedingt bevorzugt.

Im Laufe der knapp 44 Minuten machen sich zwar leichte Ermüdungserscheinungen breit, zumal das komplexe Material alles andere als einfach zu konsumieren ist, wer auf diesen Sound aber wirklich abfährt, wird das anders sehen. Im Sturm der Riffs, der über den Hörer hereinbricht, ist es zudem nicht einfach, Höhepunkte auszumachen, die Rasanz des Openers "Demented Aggression" sowie der zarte Hauch von Eingängigkeit in "As Deep As The Knife Will Go" fallen noch am ehesten auf. Insgesamt machen CANNIBAL CORPSE auf "Torture" dann am meisten Spaß, wenn sie schnell nach vorn brettern. Das kann aber sicherlich auch anders sehen. Fehlen noch Anmerkungen zu Gesang und Inhalt? Nicht wirklich. Es gibt natürlich (stimmlich) spektakulärere Grunzer als den Corpsegrinder, aber bei CANNIBAL CORPSE kommt es in meinen Augen nun mal nicht wirklich auf den Gesang an. Ebensowenig auf die typischen Gore- und Splatter-Texte. Das gehört nun mal dazu und damit hat es sich.

FAZIT: CANNIBAL CORPSE mögen zwar auf ihre Art und Weise stagnieren, aber das muss man auf diesem Niveau erstmal nachmachen können. 

11 von 15 Punkten


Review von: Chris P. (Profil)

Ja, ja, es gibt Leute, die glauben noch immer, CANNIBAL CORPSE ohne Chris Barnes seien nicht CANNIBAL CORPSE. Schlaft weiter. Denn mal ehrlich: Abgesehen vom Schocker-Image bot die Band auch nicht viel mehr als recht standardmäßigen Death Metal. Zwar zeigte schon "The Bleeding" - noch mit Barnes am Mikro -, zu was die Band fähig ist, doch es musste erst Ex-MONSTROSITY-Grunzer George "Corpsegrinder" Fisher zur Band stoßen, damit sich diese Legende zu einer echten Institution des brutalen Geknüppels mausert – jeder Blast war fortan ein Hieb mit dem Schlachtermesser, jeder Beat war extrem präzise Häckselei, und besonders live wurden die Amis erst
durch Fisher zu einem gnadenlosen Bollwerk des Gemetzels, zumal der Kerl nicht nur durch seine Stimme beeindruckt, sondern auch durch seine fast besessen wirkende Performance.

Doch das Bollwerk drohte mit den letzten Alben etwas zu stoisch vor sich hin zu rödeln, ja gar zu lahmen, da sich langsam aber sicher eine ermüdende Routine wie ein Geschwür in den Kompositionen festsetzte. Und dann war da noch der überflüssigerweise eher suboptimale Sound des Vorgängers "Evisceration Plague", der es dem Hörer zusätzlich erschwert hat, die Begeisterung aufzubringen, die "Vile" und "Gallery Of Suicide" in den Neunzigern noch auszulösen vermochte. Noch heute sind diese beiden Scheiben aus heutiger, individueller Sicht irgendwo bei dreizehn Punkten angesiedelt.

Auf "Torture" ist letzteres Problem ausgemerzt worden, aber bis auf wenige Ausnahmen wie dem herrlich stampfenden, midtempolastigen "Scourge Of Iron" besteht das neueste Album aus routiniert komponiertem und ebenso performten Standard-Kannibalenleichen-Stoff: Profikoch-hackt-Zwiebelwürfelchen-Drums, Backpfeifenriffs, Bruargh, Psycho-Saitenflitzerei, Skalpell-Breaks, Iärgh, Blut, Eiter, Sperma, Gekröse, Knochenmehl, Mord, Totschlag.

Ja, die Band hat im Grunde bereits spätestens seit "Bloodthirst" alles gesagt.

Dennoch kommt man nicht umhin, festzustellen, dass CANNIBAL CORPSE ihr Ding verflucht gut machen – besser als mindestens 90 Prozent der Genrekollegen. Doch Eurem Lieblingschris ist das noch ein wenig zu wenig. Es muss ja kein Stilbruch sein, aber ein neuer Impuls täte der Band sicherlich sehr, sehr gut.

FAZIT: Solider Pflichtstoff für nimmersatte Kannibaloholiker. Starke, gegen zehn Punkte tendierende...

...9 von 15 Punkten.


Review von: Dr.O. (Profil)

Ui, CANNIBAL CORPSE im Massenreview. Wer hätte gedacht, dass die Band es jemals so weit bringen würde? Und zweites Ui, ich habe es zig Mal mit CANNIBAL CORPSE versucht, aber nie wollte der Funke überspringen. Und drittes Ui, „Torture“ gefällt mir richtig gut. Kompromisse muss ich den lieben langen Tag eingehen, CANNIBAL CORPSE tun es hier nicht. Vielleicht bin ich einfach neidisch.

Das Gesamtwerk CANNIBAL CORPSEs hat mich also nur gestreift, trotzdem meine ich auf "Torture" deutlich mehr Abwechslung und technische Raffinesse zu vernehmen. Das ist natürlich alles relativ, brutal schnell sind die Gitarren-Riffs, messerscharf wie Solinger Stahl geschmiedet, wie kriegen die Irren es nur hin, dass das Gehacke auch noch irgendwie groovt? Bei Song Nummer drei schleifen die Bremsen, insgesamt wenig spektakulär, aber der von Erik Rutan gezimmerte Sound drückt wie Hölle, dicht und trotzdem transparent, aber nicht so klinisch wie bei seiner eigenen Band. "Corpsegrinder" Fisher ist ja bei allem Gegrowle auch ohne Hals irgendwie ein Sympathieträger und gelegentlich sogar durch Screams variabel. Danach geht die Geschwindigkeit wieder hoch und das Riffing wird komplexer, wobei aber trotzdem Wert auf maximale Brutalität gelegt wird. Und wenn wie bei "The Strangulation Chair" die technische Seite überwiegt, können CANNIBAL CORPSE sogar richtig spannend sein. Wirkliche Ausfälle oder Highlights gibt es hier nicht, nur durchgehend auf die Fresse, mal offensichtlicher, mal unterschwelliger, aber ohne Unterlass. Und es gibt Tage, an denen mir das
vollkommen ausreicht.

FAZIT: Niedere Instinkte zum Appell angetreten. Ich will keine Gefangenen sehen, keine Überlebenden, nur Blut und Gemetzel. Und nun: Abmarsch! Death Fucking Metal!

12 von 15 Punkten


Review von: Lothar Hausfeld (Profil)

"Torture" - das gefühlt 276. Album von CANNIBAL CORPSE wartet mal wieder mit einem geschmackvollen Titel auf. Wobei der eine oder andere "Torture" auch auf sich beziehen könnte, wenn er den ultrabrutalen Klängen der Death-Metal-Legende zu lauschen hat. Allerdings: Mittlerweile sollte jedem klar sein, was ihn erwartet, wenn er ein neues Machwerk der Splatter-Fans in den CD-Schacht schiebt.
 
Angesichts der Titel wie "As Deep As The Knife Will Go" oder Followed Home Then Killed" entspringen dem Rezensenten - je nach Sichtweise - nur noch ein gelangweiltes Gähnen oder ein feistes Grinsen. Stumpf ist Trumpf, wobei das für die Musik nur sehr begrenzt gilt. Denn die musikalischen Fähigkeiten des Fünfers sind zweifelsohne extrem hoch. Egal, ob sie Hochgeschwindigkeitsbolzen ins Publikum feuern oder höllisch schwer grooven - CANNIBAL CORSPE beherrschen jede Gangart. Neu ist daran natürlich überhaupt nichts, aber ist das denn wirklich der Maßstab für harte Musik heutzutage? Insbesondere die tonnenschweren Dampfwalzen wie "Scourge Of Iron" dokumentieren die musikalische Macht, die die Combo entwickelt.
 
Das Problem, das zumindest der Verfasser wie gehabt mit der Band hat, steht hinter dem Mikro. So wuchtig, so messerscharf, so ultrabrutal und alles zerstörend auch Groove und Gitarren von CANNIBAL CORSPE sein mögen: Sobald "Sänger" George Fisher einsetzt, setzt es aus bei mir. Gurgellaute, die eigentlich nicht von einem menschlichen Wesen stammen können, kombiniert mit keifenden Schreien (mal ehrlich, der "Refrain" von "Demented Aggression" kann doch nur Realsatire sein, oder?) lösen bei mir immer noch einen reflexartigen Fluchtversuch aus.
 
FAZIT: Auf "Torture" ist vieles beim Alten geblieben. Auch wenn die Band mittlerweile gerne einmal den Fuß vom Gaspedal nimmt und auf wirkliche Heaviness setzt, das Ganze musikalisch in höchstem Maße technisch anspruchsvoll umsetzt: Ohne einen Mann am Mikrofon, der zumindest ansatzweise nachvollziehbar growlen würde, läuft die Chose rechts rein und links wieder raus. Schade.

6 von 15 Punkten


Review von: Oliver Schreyer (Profil)

DAS Aushängeschild im Death Metal CANNIBAL CORPSE veröffentlicht mit dem schlicht betitelten "Torture" das bereits zwölfte Album. Fleißig sind sie ja und veröffentlichen mit Kontinuität neue Platten und touren sich kräftig durch, nachdem sich auf den letzten Alben eine gewisse Routine eingeschlichen hatte und die letzten beiden Platten "Kill" und "Evisceration Plague" nur zum Teil überzeugen konnten.

"Torture" ist wieder ein sehr typisches CANNIBAL CORPSE-Album, das wenig überrascht. Der Death Metal-Fan bekommt genau das, was er erwartet. Gut gespielte Death Metal-Songs, eingebettet ins Band-typische Gore-Image. Dass Innovation beim Blut-Gehabe im Laufe der Zeit auf der Strecke bleibt, ist klar und so haben inzwischen die recht einfallslosen Plattentitel und Songtexte einen sehr faden Beigeschmack.

Musikalisch gesehen sind CANNIBAL CORPSE noch immer ziemlich weit vorn dabei. Die Songs pendeln gelungen zwischen Groove und High Tech-Riffing und entfalten gerade in den etwas langsameren Parts ihre Härte. Bestes Beispiel ist 'Scourge of Iron', welches trotz kriechendem Tempo eine immense Härte entwickelt. Die Leistung der Saitenfraktion, insbesondere Bass-Virtuosen Webster, ist nach wie vor über jeden Zweifel erhaben – die Band selbst beschreibt die Platte als einen Schritt zurück zu den Wurzeln, was man nur teilweise nachvollziehen kann. Einerseits gibt es Riffs, die dezent an Klassiker wie 'Hammer Smashed Face' erinnern (Opener 'Demented Aggression'), andererseits gibt es viele richtig schleppende Parts, die derart auf keiner der alten Veröffentlichungen zu finden waren.

Leider ist noch immer der Gesang das größte Defizit: Die Monotonie, die Herr Fisher bereits seit Jahren auf den Alben verbreitet, ist unerträglich und es wird scheinbar auf jedem Album schlimmer. Dass er auch anders könnte, bewies er auf den etwas langsameren Passagen, auf welche er ziemlich klar und für seine Verhältnisse durchaus variabel daherkommt. Leider zu selten – zu oft dominiert unverständlicher, Riff-orientierter, langweiliger Grunzgesang, der einem die Songs schnell verleidet.

FAZIT: "Torture" hat partiell durchaus seinen Reiz und liegt musikalisch auf hohem Niveau. Abzüge in der B-Note gibt es jedoch genug, denn das Konzept ist einfach platt und der Gesang meist unterdurchschnittlich. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar echt starke Songs und Fans der Band, die mit Fishers Gesang kein Problem haben, können hier durchaus noch zwei Punkte drauflegen. Die CD gibt es übrigens auch als limitiertes Box-Set mit Zombie-Figur. Wow!

9 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 9,4 von 15 Punkten

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Andreas Schulz (Info)