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Kvelertak - Meir - Massen-Review

19.03.2013

Kvelertak "Meir" ArtworkOhne Frage ist es wohl das meist erwartete Album des Jahres 2013. "Meir" heißt die zweite Platte der norwegischen Senkrechtstarter KVELERTAK. Quasi aus dem Nichts eroberte das Sextett 2010 beinahe jede Szene, die irgendwie mit Gitarrenmusik im Zusammenhang steht. Die Mischung aus turbonegrischem Rock'n'Roll und Black Metal, die auf dem selbstbetitelten Debüt für Furore sorgte, war etwas Neues, Frisches und bislang Ungehörtes - das kommt heutztage viel zu selten vor. Nun also steht der Nachfolger auf der Matte und nach der Veröffentlichung des Vorab-Songs "Bruane Brenn" ist die Spannung groß. Wie klingen KVELERTAK auf ihrem zweiten Album und wie, wenn überhaupt, haben sie sich entwickelt? "Meir" heißt soviel wie "mehr" und im Massen-Review gehen wir der Frage auf den Grund, wie viel mehr KVELERATK es auf "Meir" zu hören gibt.


Review von: Andreas Schulz (Profil)

Keine Frage - natürlich machen KVELERTAK auch auf "Meir", das wieder mit CONVERGEs Kurt Ballou aufgenommen wurde, so ziemlich alles richtig. Energischer und frischer als ihre einzigartige Mischung aus Black Metal und Rock’n’Roll ist immer noch nichts, durch die Hinzunahme ein paar neuer Elemente bleiben sie zudem interessant. Ein bisschen mehr Classic Rock, eine Prise mehr Psychedelik und fertig ist das "Meir", das "Mehr", das KVELERTAK zu bieten haben.

Das dreiminütige "Åpenbaring" baut sich langsam und mit psychedelischen Sounds auf, bevor es in typischer Manier kurz losbrettert und dann auch schon vorbei ist – schon fast mehr Intro als Song. Dafür legt "Spring Fra Livet" sofort rockig los, in den Blastparts mit fast schon positiv wirkenden flirrenden Gitarren und mit schönen Uh’s und Uäh’s versehen. Ein Trepan ist in der Medizin ein Schädelbohrer, hier ist es ein ultra-aggressives, angepisstes Monster von Song, an dem einfach alles geil ist. Vor allem der Basssound. Und die Soli. Und überhaupt. Spätestens jetzt haben die Norweger Debütniveau erreicht. Der treibende Singletrack "Bruane Brenn" ist wieder im rockenden Turbonegro-Tempo unterwegs und hat ein coolen Refrain, danach startet "Evig Vandrar" ungewohnt mit Akustikgitarren und wird zum schweren Groover mit feistem Gebrüll. "Snilepisk" hört sich vielleicht niedlich an, ist aber die Peitsche des Tyrannen: punkig, schnell, wütend, blastend. Die rollenden Gitarren von "Månelyst" machen verrückt und der saucoole zehnsekündige Speed-Metal-Part gute Laune – geile Nummer.

"Nekrokosmos" blastet kurz los und überrascht beim Blick auf die Dauer: 6:40 Minuten. Drei Minuten lang bandtypisch, wird es danach instrumental, rockig, psychedelisch. Ein markantes Riff eröffnet "Undertro", das ebenfalls über sechs Minuten lang ist, düster groovt und ebenfalls die verspielte Seite hervorhebt. Und da aller guten Dinge drei sind, gibt es noch einen längeren Classic Rocker mit psychedelischer Schlagseite, "Tordenbrak" wird dabei auf fast neun Minuten ausgewalzt. Zum Abschluss dann nochmal leichte Kost in Form des Mitgrölrockers mit dem Bandnamen.

FAZIT: Abwechslungsreicher, ein bisschen positiver, ein bisschen düsterer, ein bisschen mehr von allem. "Meir" eben.

13 von 15 Punkten


Review von: Chris P. (Profil)

Zu den größten Überraschungen der letzten Jahre zählen wohl die norwegischen KVELERTAK, die mit einem Mischmasch aus Black Metal und Rock, der teilweise bis hin zu Southern Rock reichte, so manchem vor den Kopf stieß - nicht nur, weil diese Kombination ungewöhnlich war, sondern famos umgesetzt wurde. Die Jungs haben also allen Grund dazu, sich mächtig geil zu finden.

Und genau das hört man der Band auf "Meir" auch an, jedoch machen KVELERTAK keinesfalls den Fehler, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Wie zu erwarten war, hat man in sämtliche Richtungen noch ein paar Schippen draufgelegt, und so wurde der Black-Metal-Faktor noch etwas schwärzer gefärbt, der Punk ist noch mehr Punk, und hinsichtlich des Rock nimmt man einfach alles mit, was dicke Eier und gespreizte Beine hat: Southern Rock, Schweinerock, Heavy Metal, Sleaze, Hard Rock.

Neben klar verspielteren Arrangements fällt besonders im gesanglichen Bereich eine starke Entwicklung auf, denn während die Vocals auf dem selbstbetitelten Erstling noch "etwas" variabel waren, sind sie auf "Meir" regenbogenbunt. Ebenso zaubern KVELERTAK ungleich mehr schweinegeile Melodien aus den Handgelenken, sodass man sich fragen muss, wo sie die denn auf dem ohnehin starken Debüt versteckt haben? Der Kurt Ballou-Sound ist wieder über alle Zweifel erhaben, denn auch hier gilt: Corpsepaint bekriegt sich mit Haarspray, Spandexhosen mit Killernieten, Corpsepaint mit Lidschatten.

FAZIT: KVELERTAK lassen sich vom Hype qualitativ nicht beeinflussen und legen mit ihrer aktuellen Scheibe schlichtweg mehr von allem vor. Der Standard wird nicht nur gehalten, sondern mit massig Enthusiasmus im rockenden Arsch erhöht.

13 von 15 Punkten


Review von: Dr.O.
(Profil)


Anlässlich ihres ersten Albums schrieb ich die beinahe prophetischen Worte: "KVELERTAK könnten glatt zum nächsten Hype werden."  Und wider Erwarten sollte ich Recht behalten. KVELERTAK fanden in allen Lagern großen Anklang und tourten sich den Arsch ab, entwickelten sich von einer eher schüchternen Band zu Vollblut-Performern, wobei Sänger Erlend Hjelvik doch besser seine Wampe unterm T-Shirt verbergen sollte.

Nun gehen die Norweger mit "Meir" keine großen Wagnisse ein und setzen ihren Weg aus allen möglichen härteren Rock-Spielarten und ein wenig Black Metal im Großen und Ganzen fort. Dazu ein Gespräch vom heimischen Abendbrottisch vor 3 Tagen, während KVELERTAK im Hintergund läuft:

Sie: "Das hört sich fast wie KVELERTAK an."

Er: "Ist es ja auch. Aber irgendwie melodischer als bisher, oder?"

Sie: "Ja, aber trotzdem wie KVELERTAK."

Er: "Wozu die aber drei Gitarren brauchen, ist mir immer noch schleierhaft."

Sie: "Damit auch alle Freunde in der Band unterkommen natürlich."

Damit ist mit weiblicher Logik eigentlich alles gesagt. KVELERTAK bleiben Norwegisch als Sprache treu,  haben ein klein wenig mehr Pop-Appeal in ihre neuen Songs einfließen lassen, ein wenig mehr Richtung Punkrock geschielt und Black Metal nur noch am Rande verwurstet, alle Einflüsse also etwas stärker betont als zuvor. Und das Konzept geht erneut auf, da die Sechslinge sowohl zu rocken als auch grooven wissen und sich schnell im Gehörgang festbrennen. Auch wenn der Überraschungseffekt des Debüts natürlich fehlt, ist "Meir" ein sehr solider Nachfolger geworden.

FAZIT: Bleibt also zu vermelden, dass "Meir" wieder ein Album mit hohem Spaßfaktor bei entsprechendem Alkohol-Pegel geworden ist, das aber auch nüchtern aufgrund seiner Ungezwungenheit und Spielfreude eine Menge Freude bereitet.

11 von 15 Punkten


Review von:  Lutz Koroleski (Oger) (Profil)

KVELERTAK sind seit dem Release ihres Debüt-Albums eine der meistgefeierten Newcomer-Bands der letzten Jahre. Zugegebenermaßen ist ihre Mischung aus groovigem Rotzrock- sowie derben Black-Metal-Elementen durchaus originell und die Jungs haben eine Menge toller Ideen auf Lager. Letztlich konnte ich aber seinerzeit zumindest den überschäumenden Teil der Begeisterung nicht vollständig nachvollziehen, da auf "Kvelatak" auch einige Songs stehen, die nicht so wirklich hängen bleiben. Insbesondere die schnellen Prügel-Passagen sind im Vergleich zur rockigen Seite doch ziemlich austauschbar.

Im Wesentlichen klingt das Zweitwerk zwar ähnlich wie das Debüt, aber es gab einige Weiterentwicklungen im Detail. Aus meiner Sicht hat man erfreulicherweise den Rock-Anteil weiter ausgebaut, außerdem wird der Gesang deutlich variabler eingesetzt und manchmal sogar richtig gesungen. Dass die Norweger dabei echte Hooklines produzieren können, lässt sich nachhören bei dem mit einem äußerst eingängigen Refrain versehenen "Bruane Brenn" oder dem fast schon Radio-tauglichen Mitgröhl-Rocker "Kvelertak", der auch den HELLACOPTERS und Konsorten zur Ehre gereicht hätte. Ebenfalls sehr gelungen sind das atmosphärisch zweigeteilte "Undertro", das höchst abwechslungsreich arrangierte "Nekrokosmos", bei dem auch die Black-Metal-Passagen richtig gut ins Ohr gehen sowie das äußerst wuchtige "Evig Vandrar". Auch bei den anderen Songs gibt es immer wieder melodische Widerhaken, die sich nach einiger Zeit nachhaltig festsetzen, auch wenn nicht jeder Schuss ein Volltreffer ist und manchmal das monotone Geschrei den Songs die Spannung nimmt. Trotzdem herrscht über die gesamte Spielzeit der Eindruck vor, dass hier eine hochtalentierte Band am Werk ist, die auch noch hörbar Spaß an ihrer Musik hat. Das Ganze wird zudem noch mit einem tollen Sound serviert und einem ansprechenden Artwork verpackt.

FAZIT: KVELERTAK machen mit "Meir" da weiter, wo sie mit ihrem gefeierten Erstling aufgehört haben und liefern eine im Feinschliff klar verbesserte Mischung aus cool und böse ab. Zur völligen Ekstase reicht es bei mir zwar noch nicht, ein wirklich gutes Album ist es aber dennoch geworden.

10 von 15 Punkten


Review von:  Markus L. (Profil)

Kaum ein Debüt hat in den letzten Jahren dermaßen viel Staub in der Szene aufgewirbelt, wie das 2010 veröffentlichte, selbstbetitelte Album der Schweden von KVELERTAK. Diverse Nominierungen und Award-Gewinne waren die Folge. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an das schlicht "Meir" betitelte Album Nummer zwei. Und der Name ist Programm, denn obwohl hier unverkennbar die selben sechs Mann am Werke sind, wird doch in jeder Hinsicht mehr geboten.

Noch immer pflegt das Sextett die gleiche rüde Mischung aus Sludge, Punk, Rock 'n' Roll und Black Metal, lotet jedoch die eigenen Grenzen und Extreme weiter aus. So strotzt das verspielte "Spring Fra Livet" nur so vor grandiosen Melodien des Gitarren-Trios, punktet die erste Singleauskopplung "Bruane Brenn" mit beinahe poppigem Refrain und bietet das überragende "Evig Vandrar" dermaßen viel Abwechslung, dass einem gar nichts anderes übrig bleibt, als bei jedem weiteren Durchlauf begierig nach neuen Details zu forschen. Ein Umstand, der im Grunde für das gesamte Album gültig ist, denn verglichen mit dem Erstlingswerk fällt "Meir" deutlich vielschichtiger aus. Viele Feinheiten offenbaren sich so erst nach und nach. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Songs nicht auch direkt zu Anfang beeindrucken, sondern sichert eine erhöhte Langzeitwirkung des neuen Materials.

Abgerundet wird das Ganze erneut durch eine hervorragende Produktion von Kurt Ballou (CONVERGE) sowie ein typisches Artwork von John Dyer Baizley (BARONESS).

FAZIT: KVELERTAK haben genau das abgeliefert, woran so viele andere Bands immer wieder scheitern: einen würdigen Nachfolger des hochgelobten Debüts. Mit den finanziellen Mitteln von Roadrunner Records im Rücken kann die Truppe somit auch weiterhin einer "Meir" als rosigen Zukunft entgegenblicken.

13 von 15 Punkten


Review von: Andreas Schiffmann (Profil)

Ehrlich gesagt erwartete dieser Schreiber einen lauen Aufguss des unverhofft erfolgreichen Einstands, doch KVELERTAK zeigen sich von der allseitigen Bauchpinselei unbeeindruckt, die ihnen zuteil wird, und schreiten zwanglos in ihrer Entwicklung voran.

Dies bedeutet: Die Norweger setzen weiterhin auf viel Energie, sprunghaftes wie fließendes Songwriting sowie eine Mischung aus grellen Black-Metal-Riffs und allem, was die Rockmusik der vergangenen 30 Jahre ausgemacht hat. Es gibt ebenso wenig einen hereinplatzenden Opener wie überhaupt eindeutige Hits, aber verstärkt melodischen Gesang und einige wehmütige Untertöne in "Evig Vandrar", dem beinahe proggigen "Tordenbrak" sowie gleich zu Beginn bei "Åpenbaring" und im epischen Mittelteil von "Snilepisk". Das Ganze fällt dann weniger Patchwork-artig mit der Tür ins Haus wie ihr Debüt.

Bei aller Stringenz ist wiederum nur "Spring Fra Livet" ein relativ geradliniger Stampfer, wohingegen "Trepan" von ruppigem Gehämmer zu MAIDEN-Klampfen und zurück schlingert. In gleicher Weise stapfen KVELERTAK in "Undertro" spielend leicht von einem eisigen Fjord in einen Pub in Sidney und kommen im euphorischen Abschluss "Kvelertak" den HELLACOPTERS zu "By The Grace Of God"-Zeiten sehr nahe. Dabei pinkeln sie keine abgestandene Classic-Rock-Brühe und müssen sich auch nicht durch ein Image hervortun, etwa Homosexualität hier oder Schlaghosen und geschmacklose Hemden dort. Die Rotzrocker "Bruane Brenn", "Nekrokosmos" (langer, sehr verspielter Höhepunkt, gerade weil das Stück so wenig offensichtlich anmutet) und "Månelyst" verdeutlichen, wie alt nicht nur die skandinavischen Kollegen der Gruppe in diesem Metier aussehen.

FAZIT: Das Phänomen KVELERTAK ist praktisch unkopierbar, überrascht weiterhin mit einnehmender Frische und Griffigkeit bei gleichzeitigem Spielwitz. "Meir" ist so spannend wie sein Vorgänger, fast stur unvorhersehbar, aber null elitär und sehr nachhaltig. Hype? Bei einer solchen Band gerne, zumal sie es live mit nahezu jedem aufnehmen kann.

12 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 12 von 15 Punkten

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Andreas Schulz (Info)