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Interview mit Evil Invaders (02.02.2013)

Evil Invaders

Bandgründer und Frontmann Jöe erörtert mit Tieftöner Alain alte und neue Fragen in Sachen Metal generell und ihrer Band im Speziellen, schlagen aber auch nachdenkliche Töne an ... womit ihr Status als außerordentlicher Newcomer in Sachen Traditionsmetall bestätigt wäre.

Wie seid ihr zum Metal gekommen?

Jöe: So mit sieben, acht Jahren. Es begann mit einer Kassette mit Musik, deren Ursprung ich erst zehn Jahre später erfuhr: Es handelte sich um das Album “Ancient God of Evil” von UNANIMATED. Mit EVIL INVADERS ging es 2008 los, damalso noch in total anderer Besetzung. Alain war das erste Mitglied der aktuellen Besetzung, das sich anschloss, dann mein Gitarren-Kollege Sam und zuletzt Drummer Senne (drums). Alain trieb sich schon früher bei unseren Auftritten herum, aber ich wusste nicht, dass er selbst Musiker ist. Da unser früherer Bassist ein Loser war, warfen wir ihn raus, woraufhin Alain sofort einsteigen wollte, weil wir ihm sehr gefielen. Sam traf ich bei lokalen Underground-Konzerten, und wir hingen schon gemeinsam herum, bevor er zur Band stieß. Als er vorspielte, beeindruckte er uns mit seinem Können, aber seine Einstellung und Persönlichkeit sind auch nicht zu verachten. So passt alles perfekt.

Alain: Ich muss acht oder neun gewesen sein, als ich eine Geschichts-Doku im Fernsehen sah, an deren Ende sie BLACK SABBATHs "Paranoid" spielten. Das Feeling und der Sound haben sich gleich eingebrannt, du weißt schon: Gänsehaut, Adrenalin und der Eindruck, man müsse explodieren, weil man nicht mehr an sich halten kann. Ich war sofort hingerissen und fragte meine Eltern, was es damit auf sich habe. Sie drückten mir einen Sampler mit DEEP PURPLE, GOLDEN EARRING, SABBATH und anderen Bands in die Hand, den ich drei, vier Jahre lang ausschließlich hörte, bis ich andere Gruppen entdeckte - IRON MAIDEN waren die nächste.
In Belgien findet man kaum ambitionierte Musiker mit der richtigen Attitüde und den nötigen Fertigkeiten. Ich suchte eine Band, in der ich Gitarre spielen konnte, oder hätte meine eigene gegründet, musste mich aber ewig nach Leuten umsehen, was mit frustrierte und wütend machte. Irgendwann gab ich die Hoffnung auf, doch dann lud mich ein Bekannter zu einem Konzert von EVIL INVADERS ein, und zack: Das war meine Band! Ich hätte alles für sie getan, getrommelt oder Bass und Gitarre gespielt, ganz egal. Ich wollte unbedingt dazugehören und schaute mir alle ihre Konzerte an, wobei ich Hände schüttelte und sie quasi nach dem Schwachpunkt abklopfte, den ich dann ersetzen würde, ha ha. Ich glaube, zu Beginn mochten sie mich nicht, doch dann durfte ich vorspielen. Jetzt sind Joe und ich die dicksten Freunde und bereit zu allen Schandtaten.

Gab es überhaupt andere Bands vor EVIL INVADERS?

Jöe: Nein, nur die anderen beiden spielten zuvor bei FALLOUT, und Senne gehört weiterhin zu der Hardrock-Combo VINTAGE. Wir sind nicht die besten Musiker der Welt, ziehen aber alle an einem Strang, was ich für wichtiger halte, als ein Gitarrengott zu sein oder dergleichen.

Von einer belgischen Metal-Szene kann wohl eher nicht die Rede sein, oder?

Jöe: Herausragende Bands gibt es nicht, aber die kleine Szene, die besteht, hält zusammen und unterstützt einander - großartige Sache also. Deshalb neidet niemand dem anderen etwas, und jeder zieht schlicht sein Ding durch, was die anderen respektieren. Man kennt sich gegenseitig, wobei der Hauptfokus warum auch immer auf dem Thrash liegt, abgesehen vielleicht von HORACLE, die im französisch geprägten Teil des Landes leben und gehöriges Potenzial im klassischen Metal-Bereich mitbringen. Was Thrash betrifft, so gehören PREMATORY und EVIL SHEPHERD zu den besseren Formationen, wenn du mich fragst.

Findet ihr, dass euer Klischee-Image der überdurchschnittlichen Musik gerecht wird?

Jöe: Na ja, ich habe diese Stücke im Laufe mehrerer Jahre geschrieben. "Alcoholic Maniac" und "Victim Of Sacrifice" besitzen natürlich keinerlei Tiefgang, sondern handeln von unserer Lebensweise vor ein paar Jahren, als wir noch zu viel gesoffen haben. Es sind unsere ersten Songs überhaupt, aber wir entwickeln uns sehr schnell, und die aktuellen Stücke klingen auch inhaltlich reifer als die EP - deshalb ist es ja auch nur eine ebensolche. Wir wussten, dass wir noch nicht so weit waren, ein langes Album herauszubringen, aber momentan ... Wir fühlen uns wie neugeboren und wollen Extreme ausloten! Die Lieder werden stärker, wir selbst als Instrumentalisten ebenfalls, und das ist eine klasse Sache, oder?


Erzähl mal was zu den Texten des Openers.

Jöe: Es geht darin um schlechte Drogentrips und die finstere Seite des selbst, die sie freilegen. Du gibst Gefühle von dir preis, obwohl du dies nie tun wolltest, sowohl der Öffentlichkeit gegenüber als auch vor dir selbst. Auf diese Weise mit sich konfrontiert zu werden, ohne zu wissen, welche Konsequenzen es nach sich ziehen mag, kann die Hölle sein. Ich persönlich kann von Glück reden, einen Absprung geschafft zu haben, aber rückblickend war es der totale Wahnsinn.

Werdet ihr zwangsläufig technischer werden?

Jöe: Ich weiß nicht, in welche Richtung wir uns entwickeln; jedenfalls will ich mich frei mit der Band ausdrücken dürfen, und momentan halte ich das nur dadurch für möglich, dass ich simple Riffs zocke. Andererseits drehen wir aber auch gerne am Rad und lassen unsere Aggressionen heraus, zumal wir unseren eigenen Sound erst noch finden müssen. Man lernt weiterhin, Musik auf unterschiedliche Weise wahrzunehmen, und weil wir noch jung sind, ist schwer absehbar, wohin die Reise gehen wird. So schreiben wir einfach weiter Songs und denken nicht großartig darüber nach, solange sie uns gefallen.

Alain: Ich greife einfach zu meinen Instrumenten und spiele drauflos. Klingt es cool, arbeite ich es aus, egal in welche Richtung es geht, schnell oder langsam, Rock 'n' Roll, Kitsch, Hart oder Zart. So will ich es auch in Zukunft halten, statt mich in eine Ecke drängen zu lassen.

Ihr seid also ernster unterwegs als irgendwelche Okkult-Schwurbler?

Jöe: Ja. Gerade in unseren neuen Stücken gibt es durchaus Botschaften, von denen wir der Meinung sind, die Welt sollte sie hören. Die EP besteht einfach nur aus straightem Speed Metal zum Bangen, aber in Zukunft verleihen wir der Angelegenheit mehr Tiefe, eben auch textlich.

Nenn uns doch mal alte Bands, die deiner Meinung nach in Sachen Bekanntheit zu kurz gekommen sind.

Jöe: CRIMSON GLORYs zwei erste Alben sind definitiv Meisterwerke und haben mich stark beeinflusst. Zudem zählt Jon Oliva zu meinen Lieblingssängern, da er es schafft, dich eine Achterbahnfahrt der Gefühle erleben zu lassen: Die Bandbreite reicht von Zorn bis Trauer mit allem dazwischen. Auch die US-Thrasher COVEN wurden nie richtig wahrgenommen; ihr Einstand "Blessed Is The Black" ist großartig.

Alain: HELLOWEENs "Walls Of Jericho" macht mich immer noch fertig; sie brachten mich dazu, schnelle Musik spielen zu wollen - rasende Gitarren, hoher Gesang, ratterne Drums und nicht zu vergessen virtuoses Bassspiel. Alle in der Band stehen auf NOISEHUNTERs "Time To Fight", zwar kein richtiger Speed Metal, aber wirklich unterbewertet und mit lustigen Texten obendrein.

Was bringt die Zukunft?

Wir legen es darauf an, so weit wie möglich zu kommen. Nach der Veröffentlichung der EP betouren wir Belgien und dann auch andere Länder, zwei Wochen lang von März bis April durch Deutschland, Österreich sowie Italien. Ende Februar treten wir zudem in Spanien Beim Hellbanger’s Night Festival auf, gemeinsam mit HOLOCAUST aus England und ein paar anderen coolen Truppen. Up The Hammers im Oktober steht ebenfalls an, ein Festival in Griechenland. Währenddessen versuchen wir, möglichst viel zu komponieren, zocken aber überall, wo uns die Leute sehen wollen, denn der Ball soll am Laufen bleiben. Wir werden euch eine ganze Weile erhalten bleiben, versprochen.

Nichts anderes erwartet man, wenn man die Musik hört - vielen Dank!

Andreas Schiffmann (Info)
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