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Interview mit Voltron (05.12.2012)

Voltron

Zu "Kaventsmann", dem akustischen Wonneproppen von Deutschlands gegenwärtig coolster Sludge-Band, weiß Mars Brennen manches zu sagen, was den originellen Eindruck bestätigt, den wir von der Musik seiner Mannschaft gewonnen haben.

Eure Songtitel haben offensichtlich nur indirekt mit den Textinhalten zu tun. Wie kommt es?

Die Textinhalte haben häufig auch nur indirekt etwas miteinander zu tun - alles eine Frage der Abstraktion. Hin und wieder kommt es auch vor, dass ein Song lange vor dem Text fertig ist, und "Neu", "Neu1" oder "Neu2" lassen sich so schwer auseinander halten, weshalb wir uns Arbeitstitel ausdenken, die beibehalten werden, wenn sie uns gefallen.

Erklärt bitte, wie ihr zueinander gefunden habt. Was bewegt euch dazu, diese Art von Musik zu spielen?

In einer schummrigen Nacht durchfuhr es unsere Glieder, und jeder von uns wusste: Wir müssen VOLTRON ... wir müssen Victory sein; wir müssen Musik machen, die dahin geht, wo es wehtut - Musik, die größer ist als alle Götter zusammen; Musik und alles sagt, was wir zu sagen haben, die weder von Verwertbarkeitsgedanken bestimmt wird noch Genre-Kodizes entspricht. So machten wir uns auf den Weg und fanden zueinander; das hat ein bisschen gedauert, macht aber nichts.

Der Bandname deutet wie manch anderes darauf hin, dass ihr ausgewiesene Cineasten oder TV-Junkies seid. Was läuft auf euren Mattscheiben gerade?

Ja, nee ... Der Bandname ist zwar der Zeichentrickserie entliehen, aber ehrlich gesagt haben die meisten von uns das Ding nie gesehen. Entscheidender als der Inhalt der Sendung ist die lautmalerische Kraft, die in dem Wort steckt.

Habt ihr das Zitat aus „Network“ für den Opener nur genommen, weil es mit dem „I'm mad as hell“ ein treffendes Intro abgibt, oder steckt mehr dahinter?

Sowohl als auch. Die gewählten Worte sind ein ideales Intro, aber der Film ist generell sehr sehenswert. Wie alle anderen vernünftigen Menschen halten wir den medialen Zirkus für ein Übel unser postmodernen Welt, da er mehr desinformiert als informiert und wegen seines "Brot und Spiele"-Charakters eher behindert als dienlich ist. Das Anschlagen plakativer Botschaften überlassen wir allerdings anderen.

Lasst ihr mit „Black To Back“ Amy Winehouse von den Toten auferstehen?

Wäre klasse, wenn das funktionieren würde. Eine kleine private Zombie-Armee könnten wir schon gebrauchen. Wäre der Titel eine Hommage, dann eher an AC/DC als an Winehouse, aber das ist er nicht, sondern viemehr der einzige auf der Platte, dessen Worte genau so auch im Text gesungen werden, sogar als Refrain.

„Helmut Berger At Salzburg Airport“: Welchen Film des Schaupspielers meint ihr?

Äh, gar keinen. Der Song ist inspiriert von der Begegnung unseres ehemaligen Gitarristen mit Helmut Berger und dessen Mutter auf dem Salzburger Flughafen, wobei bis heute unklar ist, welche Teile der Begegnung tatsächlich stattfanden und welche einem Zustand der Übernächtigung zuzuschreiben sind.

Den Mittelteil von „Medic Help!“ dürft ihr ebenfalls erläutern.

Da gibt es eigentlich nicht viel zu erklären. Ein treibender Part mit Bass und Drums, auf dem Gitarren und Gesang ein Bett bereiten. Im Studio haben wir dann verschiedene Sounds ausprobiert, hier ein bisschen experimentiert und da ein bisschen gedreht, bis dieser Klang dem Song schließlich das notwendige Break gab.

„Studententoeter“ besitzt einen sehr interessanten Aufbau. Beschreibt bitte den Entstehungsprozess und wie der Titel damit zusammenhängt.

An dem Stück haben wir am längsten gebastelt. Es hat sich bestimmt über ein Jahr lang gewandelt und gedreht, wurde zergepflückt und wieder zusammengeführt. So ein Song hat ein Eigenleben, mit herkömmlichen Strukturen kommt man dabei nicht weit. Manchmal braucht die richtige Form eben eine Weile, um sich finden zu lassen. Der "Studententoeter" ist ein kauziger, freundlicher Mann, der einige Jahre an der Theke einer Berliner Kneipe saß und fröhlich gesunde Kräuter genoss. Häufig wurde er dabei von jungen Studenten angeschnorrt, und immer lagen deren Köpfe anschließend schlafend auf dem Tresen, denn der "Studententoeter" machte keine halben Sachen. Die Musik erzählt die Geschichte dieses Mannes.

Welche Deutungsart von „Kaventsmann“ bevorzugt ihr: beleibter Mensch oder Riesenwelle?

Korrekt ist das letztere; "Kaventsmann" kommt aus der Seemanssprache und bedeutet eben Riesenwelle. Für uns steht der Begriff für ein gewaltiges, schweres, großes ... was auch immer - ein gewaltiges, schweres, großes Stück Musik.

Was steht demnächst in eurem Hause an?

2013 wollen wir oft live spielen. Das ist durch die Besetzungswechsel der letzten Jahre zu kurz gekommen, so book us now before it's too late. Außerdem ist als grobe Zielrichtung angepeilt, Ende des Jahres ins Studio zu gehen, um ein neues Monstrum zu gebären. Drittens sind wir natürlich darauf aus, die Welt zu erobern und entweder zu retten oder zu zerstören. Diesbezüglich haben wir uns noch nicht so recht entschieden.

Andreas Schiffmann (Info)
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