Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Interview mit Mely (11.08.2009)

Mely
MELY haben mit ihrem letzten Album ein vielseitig, facettenreiches Album auf den Markt gebracht das vielerorts auf hervorragende Resonanzen stieß. Viele neue Fans dürfte man auch im Zuge der Tour mit Agalloch und Dornenreich dazu gewonnen haben, denn die Performance der Österreicher war schon beachtlich...

Wie lief denn die Tour? Viele neue Fans hinzugewonnen? Hier in Berlin sah es jedenfalls sehr positiv von unten aus…

Die Tour ist super gelaufen, die Clubs waren durchwegs nahezu ausverkauft, ob wir allerdings neue Fans dazu gewonnen haben oder nicht muss man sich dann auf einer nächsten Tour anschauen, die Resonanzen waren auf alle Fälle sehr positiv! Gerade im Berliner K17 hatten wir sozusagen den Vorteil schon mal auf der Xandria-Tour 2008 aufgegeigt zu haben, was sich diesmal durch das eine oder andere bekannte Gesicht im Zuschauerbereich gezeigt hat. Wie auch immer, dort war’s schon sehr fein für uns!

Euer aktuelles Album ist seit kurzem veröffentlicht. Wie seid ihr damit zufrieden und wie wurde es generell von Seiten der Fans und der Presse aufgenommen? 


Die Fanresonanzen sind großartig! Im Gegensatz zu unseren vorangegangenen Veröffentlichungen gibt es kaum Fans, denen das Album nicht gefällt. So gesehen haben wir es nun geschafft alle Fan-Gelüste auf einem Album zu vereinen eine Tatsache, die uns sehr freut. So verhält es sich dann auch mit den Kritiken, sie sind für unsere Begriffe durchwegs gut ausgefallen. Wir geben aber nicht so wahnsinnig viel auf Reviews, sie sind ein mehr oder minder notwendiges Übel, denn am Ende zählt bei Kritiker und Fan nur „gefällts“ oder „gefällt’s nicht“. Man muss aber auch zugeben, dass ein gutes Review auf alle Fälle schmeichelt! haha

Die Mischung die ihr spielt ist schon recht außergewöhnlich und verdammt vielseitig. Was hat sich denn auf dem neuen Album verändert? 


Vieles und auch wieder nichts. Wir sind schon immer auf das Wechselspiel zwischen Breitwand-Gefielden und sehr zerbrechlichen Momenten gestanden, das ist sozusagen das Stilmittel, dass wir seit Jahren verfolgen und für uns verfeinern. Nun gab’s aber letztes Jahr die personelle Umbesetzung, also Helmut unser Ex-Drummer ging und Hannes kam. Neue Charaktere verändern schon mal Vieles, zwischendurch hab ich dann aber auch noch an einer Stimmbandentzündung herumlaboriert, was darin endete, dass ich gewisse Gesangstechniken ändern oder erst erlernen musste – Gesangsübungen sind dann doch keine schlechte Sache. haha Beides Vorkommnisse, die das Knowhow in der Band gehörig nach oben schraubten. Da wir dann auch noch zeitlich etwas knapp dran waren, blieb uns oft nichts anderes übrig als diverse Songteile quasi in ihrer Rohfassung zu belassen. Das lässt das Album – für unser Empfinden muss ich dazusagen – um einiges roher, dafür aber auch intensiver klingen. Zählt man alles zusammen hat man die Antwort auf diese Frage. 

Wo liegt denn das Spektrum von Musik die Euch selbst interessiert und beeinflusst? Wenn man Eure eigenen Songs nimmt, könnte man ja ins philosophieren kommen. Vom Gothic, über Doom ist da ja alles dabei. 

*grübel* schwer das nun halbwegs im Rahmen zu halten… Die Haupt-Einflüsse kommen glaub ich aus der Ecke Grunge, Doom, Gothic, etwas Alternative und Prog Rock. Das ist dann glaube ich auch das Zeugs, wo wir alle einen gemeinsamen Nenner haben, wenn man unsere Plattensammlungen anschaut. Bei einem der Interviews wurden wir mal als „Goth Grunge“ Act bezeichnet, die Richtung gibt’s zwar meines Wissens noch nicht, könnte aber von MELY mittlerweile gegründet worden sein.

Der Bandname ist ja irgendwie schon ein düsteres Omen, das Melancholie verspricht. Habt ihr euren musikalischen Output in diese Richtung auf negatives beschränkt? Was beeinflusst Euch, diese Art von Musik zu spielen.

Beschränken tun wir was unseren Sound anbelangt gar nix, der Hang zu eher düsteren Themen und „molligem“ Sound ist aber definitiv da. Ich denke es kommt einfach daher, dass wir uns alle wohl fühlen, wenn’s so richtig schön traurig oder nachdenklich zur Sache geht. Klingt blöde, aber Gespräche mit Freunden und Fans haben gezeigt, dass es da scheinbar 2 oder mehrere Arten von Musikhörern gibt, nämlich jene, die bei offensichtlichem Happy-Sound auch dieses Gefühl des Glücklichseins verspüren, die andere Gruppe sich aber genau umgekehrt verhält. D.h. je trauriger oder düsterer die Stimmung wird, desto mehr „Endorphine“ werden ausgeschüttet. Dieser Gruppe gehören wir an sag ich mal. Soll aber auch nicht bedeuten, dass MELY nicht früher oder später auch mal was Positives von sich geben, im Gegenteil, wir sind ein sehr spassiger Haufen, derzeit haben wir halt noch Material zum Nachdenken in der Hinterhand.  

Welche Zielgruppe fährt denn so auf Eure Musik ab? Es gibt ja doch so einige Stilecken die ihr abdeckt…

Das werden wir oft gefragt, müssen aber auch jedes mal sagen, dass wir uns wohl zu sehr zwischen die einzelnen Genres setzen um eine bestimmte Hörerschicht anzusprechen. Man hat auch versucht bei Konzerten drauf zu schauen wie die einzelnen Gruppierungen auf den Sound reagieren. Man kann die Leute, vor allem den Rocker/Metaller ja doch zu 75% über sein Outfit schon mal grob einteilen, beim Rest wird’s auch früher oder später klar auf was er so steht. Wie auch immer, Fazit des Ganzen, es gibt keine Gruppierungen, es gibt nur alle möglichen verschiedenen Leute, die MELY mögen oder eben nicht. Man hat auch wirklich alles vor der Bühne oder den Merch-Ständen vertreten, d.h. den Biker-Opa mit seinem Neffen, den Black-Metaller mit seiner Rasta-Frau im Arm,… es lässt sich auf alle Fälle nicht beschränken und das freut uns, auch wenn’s oftmals nicht einfach ist das auch so zu promoten.

Kannst Du mir ein wenig über die Texte des neuen Albums erzählen? Gibt es ein Grundkonzept oder steht jeder Text für sich? Was hat es mit dem Cover auf sich? Der Plattentitel hat bei mir jedenfalls schon irgendwie eine andere Assoziation hervorgerufen.

„Portrait of a Porcelain Doll“ erzählt im Großen und Ganzen von einer von psychischer Krankheit zerrütteten Familie. Erzählt wird aus Sicht des schwächsten Gliedes innerhalb einer Familie, dem Kind. Ich hab in anderen Interviews immer wieder gesagt, dass es um Kindesmisshandlung geht, stimmt zum Teil auch, das wird mir aber zu oft auf Gewalt gegen Kinder in all ihren unverständlichen Formen reduziert. Ziel der Aufarbeitung des Themas ist aber nicht das Offensichtliche daran aufzuzeigen, sondern vor allem die seelischen Wunden in den Vordergrund zu rücken. Kinder verstehen bis in ein gewisses Alter hinein nicht was mit ihnen oder über ihre Köpfe hinweg geschieht. Sie nehmen aber vor allem die Gefühle und Stimmungen auf, die sie dann ein Leben lang in sich tragen. Jeder hat Erinnerungen aus seiner Kindheit, was ist da dominierend? Für mich persönlich ist es in Schönen Dingen vor allem die Freude dahinter, schlimme Momente erinnern mich vor allem an Zorn, Hilflosigkeit, das Gefühl davonlaufen zu müssen, usw. Genau darum geht’s mir, ich will aufzeigen, dass wir vor allem die Psyche unserer Kleinsten schützen müssen, denn die macht einen Menschen ein Leben lang und auch für die nächsten Generationen aus.

„Portrait Of A Porcelain Doll“ ist schon Eure vierte Veröffentlichung. Bisher hat man aber noch nicht soooo viel von Euch gehört – soll sich das nun mit dem neuen Deal ändern? Konntet ihr den Bekanntheitsgrad denn schon steigern? Woran liegt’s „...Leave and Enter Empty Rooms...“ war ja auch eine starke Platte, die auf bei der Presse recht gut weg kam.


Wenn wir das wüssten wären wir bekannter! (-; Dass es nicht leicht ist sich im Musikgeschäft einen Namen als Band zu machen weiß man ja. Wir waren auch lange der Meinung, dass man „nur“ ein super Album abliefern muss um auch die notwendige Aufmerksamkeit zu bekommen. Stimmt wohl zum Teil auch, weil gerade mit dem aktuellen Album ein Schritt in die richtige Richtung erkennbar ist, aber das sind glaub ich gerade mal 20% der Miete. Der nicht gerade kleine Rest hängt wohl davon ab welche Kontakte du hast, wie im Hintergrund seitens Label, PR-Firma, Booking usw. gearbeitet wird und welche finanziellen Mittel du aufbringen kannst um auch genügend mediale Präsenz zu haben. Ob das dann reicht? Wie gesagt, wüssten wir wie es geht, lief alles etwas anders…

Ihr habt für das neue Album bei Silverwolf unterschrieben. Wie verläuft die Kooperation denn und sind beide Seiten bisher zufrieden? 

Super läuft das! Wir haben freie Hand was unsere Musik und auch die mediale Darstellung anbelangt, bekommen aber auch jede Unterstützung, die wir wollen. Klar, Freiheit ist nicht gratis, d.h. wir finanzieren mit, das wollten wir aber, da wir aus unseren vorherigen Labelerfahrungen gelernt haben. Der Deal mit Silverwolf bzw. Silverwolf an sich macht sozusagen das richtig, was vorher falsch gelaufen ist und leider für andere Bands noch immer gehörig falsch läuft. Musiker sind Musiker und eben keine Geschäftsleute. Es ist den Label-Managern oft ein Leichtes die Bands über Bindungen, Optionen, niedrige Beteiligungen und anderen „Sklavenklauseln“ ganz einfach aufs Letzte auszunehmen. Wenn die finanzielle Unterstützung dann wenigstens passt, ist’s ja noch ok, aber genau die können sich die Labels aufgrund der rückläufigen Verkaufszahlen ja gar nicht mehr aufbringen. Wie auch immer, wir sind bei Silverwolf glücklich und hoffen dass man sich gemeinsam in dem Geschäft auch so festigen kann wie man es sich verdient hätte.

Wie sieht die Zukunft für Euch denn aus? Mehr touren? Gibt es ein paar Auftritte in der Festivalsaison? Habt ihr schon einen neuen Basser gefunden?

Vorerst steht mal die Bassisten-Suche im Vordergrund, d.h. außer unseren Gastspielen am HOV und der Night of Rock wird’s uns diesen Sommer ehre den Proberaum verschlagen als auf die Bühne. Ich denke, dass wir dann mit den Gigs ab September auch den neuen Bassisten vorstellen werden können. Was dann an Touren, neuem Album usw. ansteht, klären wir dann, ihr erfahrt es auf alle Fälle asap.

Viel Erfolgt für Euch. Danke fürs Interview. Letzte Worte??

Ein Hell-Low vom MELYhaufen und viel Spass mit „Portrait Of A Porcelain Doll“, checkt es an, es lohnt sich!

Oliver Schreyer (Info)
Alle Reviews dieser Band: