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Interview mit Nocturnal (Swe) (18.05.2013)

Nocturnal (Swe)

Die in anderen Magazinen gescholtenen Schweden sehen vieles an ihrer Musik pragmatisch; so wurde "Cursing The Mindless" etwa zweigeteilt, weil es der Gruppe zu lang war, und dementsprechend tut sie sich auch keinen Image-Zwang an, sondern bevorzugt den ehrlichen und direkten Weg.

Wie kamen NOCTURNAL zur Welt, und was macht euch zur besonderen Band?

Wir, das heißt Kalle, Max und Dennis, spielten vor der Gründung jahrelang Hardcore zusammen, kannten einander also schon sehr gut. Da wir alle auf altmodischen Rock stehen, ergab sich der Stil der neuen Band von selbst. Wir jammten zunächst unverbindlich miteinander, wobei unsere erste Single "Until The Morning Light" enstand, noch ehe wir überhaupt einen Sänger hatten. Linus eilte ein guter Ruf voraus, also baten wir ihn zum Vorsingen ... und im Nu waren wir ein Quartett. Was uns von anderen Combos mit Einflüssen aus den Siebzigern unterscheidet, ist unsere musikalische Vergangenheit - ziemlich geradliniges, hartes Zeug - im Verbund mit Linus markanter Stimme.

Habt ihr einen Farbfetisch? Man könnte es meinen, wenn man eure Artworks sieht ...

Violett steht für Magie und das Übersinnliche. Wir interessieren uns sehr für Mystizismus und Okkultismus, weshalb wir beides zum Konzept für das Visuelle erhoben haben, statt mit entsprechenden Texten zu nerven.

Das ist mal ein Wort! Wie wichtig ist euch generell das Format, in dem eure Musik präsentiert wird?

Sehr wichtig. Eine Schallplatte bedeutet mehr als nur Musik; sie vermittelt ein bestimmtes Gefühl - im Gegensatz zu einer CD oder einem Download-Link. Wir sammeln ja selbst alle Vinyl, also stand außer Frage, sich vor diesem Medium zu sperren. Das Album ist zwar auch auf CD erschienen und folglich auch unschwer als Rip im Netz zu finden, aber wir haben nichts dagegen, dass möglichst viele Hörer auf die Band stoßen. Wir respektieren zudem jedermanns Vorlieben, wenn es um das jeweilige Format geht, auf dem sie ihre Musik hören wollen.

Im Vergleich zur Single-Fassung hat "One Of A Kind" jetzt einen Untertitel; wieso?

Der Titel bezieht sich auf HAWKWINDs "X In Search of Space" und war zunächst eine Art von Treppenwitz innerhalb der Band, doch irgendwann konnten wir uns das Album nicht mehr ohne das Stück vorstellen. Dass wir es zweimal verbraten haben, ist nichts weiter als ein Zufall, denn wir mögen es genauso gerne wie die anderen Songs.

Wie ernst nehmt ihr das mit dem Okkultismus nun genau?

Als Band praktizieren wir keine speziellen Rituale oder so, auch wenn einige Mitglieder auf diesem Feld Erfahrungen gesammelt haben. Auch was Satanismus betrifft, so handelt es sich um einen sehr individuellen Glauben, den du keiner Gruppe überstülpen kannst. Folglich verwenden wir den Namen des Gehörnten als Symbol für eine Gegenkultur zum alltäglichen "Lifestyle". Es geht um die ruhelose Dunkelheit im Herzen eines jeden lebendigen Menschen. Wir möchten niemandem sagen, was er zu denken und wie er zu handeln hat, doch wer ein wenig tiefer bohrt, wird etwas mehr aus unseren Texten schöpfen können.

Woran macht ihr den Vintage-Boom fest?

Vermutlich sind die meisten Leute den Sound der Rock-Moderne einfach leid und möchten zu den Wurzeln zurückkehren. Perfekt klingende Musik wurde durch die Technologie zur Realität, doch dabei hat man vergessen, dass Instrumente schlicht wunderbar klingen, so wie sie sind ... und Solos, Mann - wir brauchen mehr davon.

Wie vermittelt ihr glaubhaft, nicht auf einen Zug gesprungen zu sein?

Unsere Musik klingt nicht nach Trendreiterei und wurde auch nicht ausgeheckt, um an alte Zeiten zu gemahnen. Wir paraphrasieren vielmehr, benutzen die gleichen Mittel wie einst und spinnen gemeinsam mit anderen Einflüssen etwas Eigenes daraus. Was in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gespielt wurde, hallt heute noch wider, aber das war gestern, und wir sind nicht die einzigen, die heute versuchen, den Faden weiterzuspinnen.

Finden die "Evil Times" also nicht zwangsweise heute statt?

Der Song weist auf einfache Art darauf hin, wie leicht uns die Gegenwartsgesellschaft prägt und zu geistlosen Schafen macht, die ständig ihre andere Wange hinhalten und nichts hinterfragen. Wenn man dies mit Abstand betrachtet, wirkt es fast wie Zauberei und stößt vor den Kopf.

Wohin führt ihr den Retro-Sound konkret in Zukunft?

Wir klingen ja nicht in erster Linie so, weil wir von einem Hype profitieren wollen, sondern aufgrund unserer Ansicht, dass Rockmusik nicht anders umgesetzt werden sollte, zumal Bands wie DEEP PURPLE, LED ZEPPELIN oder UFO schon immer zu unseren Lieblingen zählten. Unser Sound wird sich wohl nicht großartig ändern, wohl aber der stilistische Schwerpunkt von Stück zu Stück. Wir haben bereits neue geschrieben, die sowohl nach "Nocturnal" klingen als auch ganz anders. Es bleibt also spannend.

Andreas Schiffmann (Info)
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