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ANTIHELD | GOLDENER SCHUSS TOUR 2019 - Das Bett, Frankfurt am Main - 11.10.2019

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ANTIHELD, Das Bett, Frankfurt, 11.10.2019

Knapp zwei Monate nach Veröffentlichung ihres zweiten Longplayers „Goldener Schuss“ gehen die fünf Stuttgarter ANTIHELDen auf Release-Tour durch die Republik. Nachdem mich das Album bereits vollauf überzeugt hatte, wollte ich mir die Entwicklung, die Luca Opifanti & Co. gemacht haben, auch „live“ auf der Bühne ansehen. Vor gut einem Jahr hatte ich ANTIHELD bereits als Support für VERSENGOLD in der Batschkapp gesehen, aber das nun vorliegende Werk hat nur noch marginal mit dem Debüt zu tun, das weitaus mehr in Richtung Pop ging, als das deutlich erwachsener wirkende, neueste Erzeugnis „Goldener Schuss“, das man getrost in der Alternative Rock-Ecke verorten kann.

Doch bevor es losgeht, treffe ich Frontmann Luca Opifanti im Backstagebereich des BETT in Frankfurt, einem der angesagtesten Live-Clubs der Stadt, zum Interview. Das sehr intensive Gespräch über Gott und die Welt findet ihr hier.

Nach dem Interview geht es für mich hinaus vor die Bühne, auf der sich schon die Jungs von WALKING ON RIVERS bereit machen. Die Dortmunder werden von Luca persönlich angesagt, der sich diese Aufgabe nicht nehmen lässt, weil es ihm, wie er selbst feststellt, ein besonderes Anliegen ist. Die Band spielt einen erfrischenden Mix aus Pop und Independent, der im Bett ausgezeichnet ankommt. Nach knapp 40 Minuten ist das Warm-Up erfolgreich absolviert und die Bühne wird hergerichtet für den Hauptact aus Stuttgart.

Nachdem zunächst ein mächtiges Banner mit ANTIHELD-Logo aufgehängt worden ist, herrscht eifriges Treiben und als die ersten Takte der „Introduktion“ laufen, geht im Publikum bereits die Post ab. Der Opener, der auch das Album eröffnet, wird komplett hinter dem Vorhang gespielt, der erst zu Beginn der zweiten Nummer „Ma Petite Belle“ heruntergerissen wird. Dieser Song, der für Opifanti den Ausbruch aus einer kurzzeitigen Schreibblockade markiert, hämmert aus den Boxen und klingt wie der Befreiungsschlag, als der er auch gedacht war: „Nimm dir meine Seele – aber lass mir die Musik.“ Großartig.

Neben Opifanti, der sich als Entertainer par excellence erweist, glänzt auch der Rest der Band und verbreitet an diesem Freitag eine unwiderstehliche Partystimmung. Henry Kasper, der zwischen Piano und Akkordeon wechselt, zeichnet für die gefühlvollen, leisen Töne verantwortlich, während Matze Balbig am Bass sowie Arne Brien das rhythmische Korsett der Band schnüren und Gitarrist André Zweifel immer wieder durch stimmige Soli den Songs seinen Stempel aufdrückt.

Auf „Bisschen Große Liebe“ folgt „Präsidenten“, das schon auf dem Debüt als Hidden-Track in einer Unplugged-Version vertreten war, aber auf „Goldener Schuss“ mit voller Instrumentierung und „so laut es geht“ gnadenlos nach vorne prescht und den Mächtigen der Welt das verächtliche „ihr seid nicht unsere Präsidenten“ entgegenschleudert. Insbesondere der amtierende, amerikanische Präsident bekommt hier sein Fett weg. „VII“ und „Interlude I“ leiten über zu „Berlin Am Meer“ vom Debüt, der sich ausgezeichnet in den neuen Stoff einfügt, obwohl doch merklich poppiger, aber mit enormem Spaßfaktor die tosende Menge für sich einnimmt.

Die Stimmung im Saal könnte besser nicht sein. Nach der Party-Nummer „Mach Mirn Kind“ wird es dann mit „Gott“ textlich wieder merklich ernster und auch der 80er Dancefloor-Hit „99 Luftballons“ schlägt in dieselbe Kerbe. Der NENA-Klassiker bekommt in der Interpretation von Opifanti & Co. einen völlig neuen Anstrich, denn aus der Tanznummer, die zwar schon immer einen Text hatte, der im direkten Widerspruch zur Musik steht, ist auf „Goldener Schuss“ ein tiefgründig, melancholischer Track geworden, der um eine Strophe aufgestockt wurde, die die aktuelle Flüchtlingskrise und die unsägliche Diskussion um Zuständigkeiten thematisiert. Ein brandaktueller Titel, der in der ANTIHELD-Version an Eindringlichkeit gewonnen hat.

Nie Wieder Lieben“ direkt im Anschluss kommt intensiv und leidenschaftlich aus der PA, ein Titel, der mehr Seele offenbart als es sich viele Songwriter jemals trauen, ein absoluter Gänsehautmoment. Chapeau!

Mit „Herz“ und „Kellerklub“ gibt es danach zwei beschwingtere Nummern, bevor mit „Find What You Love“ ein Titel ansteht, der schon mal die letzten Wünsche Opifantis thematisiert. Bedrückend, ehrlich und wahrscheinlich einer der Titel, der besorgte Freunde auf den Plan rief, die sich beim Songwriter erkundigten, „ob denn alles ok sei“.

Dann steht mit „Sonnenkind“ der Titel auf der Setlist, den Luca Opifanti für seinen vor drei Jahren verstorbenen Freund Jan geschrieben hat. Jan, der auf tragische Art und Weise ums Leben kam, war Opifantis bester Freund. Man kannte sich quasi seit dem Sandkasten. Die Eltern Jans hatten Luca gebeten, auf dessen Beerdigung LEONARD COHENs „Hallelujah“ zu singen. In der Nacht vor der Trauerfeier konnte Luca allerdings keinen Schlaf finden und schrieb für seinen verstorbenen Freund den Song „Sonnenkind“, den er dann tags darauf anstelle des COHEN-Klassikers erstmals öffentlich spielte. Seit dieser Zeit ist der vorletzte Song des ANTIHELD-Sets in Stein gemeißelt, nach Aussage Opifantis solange er Musik machen wird. Ein mehr als emotionaler Moment.

Danach gibt es mit „Babylon“ den letzten Eintrag der regulären Setlist, doch nach minutenlangem Jubel müssen ANTIHELD nochmals zurück auf die Bühne, denn das unvermeidliche „F***en Für Den Weltfrieden“, sowie der Titel-Track des aktuellen Albums runden einen Abend ab, der hier im BETT in Frankfurt nur strahlende Gesichter zurücklässt.

FAZIT: ANTIHELD „Live“ sind ein echtes Erlebnis, eine wirkliche Naturgewalt. Die Band ist noch bis zum 20.12.2019 auf Tour und wer die Gelegenheit hat, einen der unten aufgeführten Termine zu besuchen, sollte keine Sekunde zögern.

Alle ANTIHELD-Fotos gibt es hier

ANTIHELD – Goldener Schuss (Review)

ANTIHELD Goldener Schuss Tour 2019:

17.10.2019 Dresden

18.10.2019 Bochum

19.10.2019 Köln

25.10.2019 Leipzig

26.10.2019 Berlin

01.11.2019 Hamburg

02.11.2019 Hannover

20.12.2019 Stuttgart

> Tickets gibt es hier <

Line-Up:

  • Gesang - Luca Opifanti

  • Gitarre - André Zweifel

  • Piano, Akkordeon - Henry Kasper

  • Schlagzeug - Arne Brien

  • Bass - Matze Balbig

Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info)

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Live-Fotos

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