Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Rock Hard Festival 2013 - Freitag - Amphitheater Gelsenkirchen - 17.05.2013

[ Zur Fotogalerie ] Down

Rock Hard FestivalSeien wir ehrlich: es war doch klar, dass das Rock Hard Festival auch 2013 eine Riesenparty werden würde. All das Geunke im Vorfeld wegen des Line-ups und der Headliner, die dieser Position vielleicht nicht gerecht werden würden - all das ist vergessen, wenn man erst einmal am Amphitheater in Gelsenkirchen angekommen ist und das fast schon einmalige Flair, das das Rock Hard Festival zu bieten hat, wieder eingeatmet hat. Wenn man seine Leute wieder getroffen und das erste Bier in der Hand hat - oder gar schon seit Donnerstagabend da ist. Im letztgenannten Falle ist man schon ordentlich nass geworden, denn wie es zunächst aussieht, spielt ein Faktor an Pfingsten 2013 nicht mit: das Wetter. Schon seit Tagen schaut man immer wieder auf den Wetter-Seiten nach und die Hoffnung auf ein trockenes Festival tendiert gegen Null. Zwar deutet sich für Samstag und Sonntag eine Wetterbesserung an, aber zumindest der Freitag soll ordentlich ins Wasser fallen.

Tut er aber nicht. Zwar ist es schon fast unangenehm kühl, aber bis auf ein paar vernachlässigbare Tropfen beim Headliner bleibt es zur ungläubigen Verwunderung aller ziemlich trocken. Scheiß auf eine Regenwahrscheinlichkeit von 80% - Petrus ist ein Headbanger und verschont die Meute mit seinen Ergüssen. Auch an den nächsten beiden Tagen bleibt es trocken und am Pfingstsonntag stellt sich gar Sommerwetter ein. Dazu später mehr, zunächst geht es um den Freitag und seine Bands, über die Andreas Schiffmann (AS), Andreas Schulz (ASZ) und Lutz Koroleski (LK) berichten. Weitere Bilder gibt es in den Galerien auf unserer Facebook-Seite:

Bilder Andreas Schiffmann
Bilder Andreas Schulz

Tradition bleibt Tradition und so wird das Rock Hard Festival auch im Jahre 2013 bei seiner elften Auflage von einer Thrash-Metal-Band eröffnet. Und natürlich ist es wieder eine heimische Truppe, dieses Mal fiel die Wahl auf das süddeutsche Quartett HELLISH CROSSFIRE. Die Nürnberger, die sich seit über zehn Jahren durch den Untergrund rüpeln, haben sich der angeschwärzteren, harten Variante des Thrash Metals gewidmet.Hellish Crossfire Die ist bekanntermaßen ein bisschen stumpfer und simpler - perfekt also, um die Meute anzuheizen. Mit seiner voluminösen Gesichtsbehaarung sieht Fronter Iron Tyrant zwar recht sludigig aus, während Gitarrist Iron Incubus mit ANGEL WITCH-Shirt, Schlaghose und Les-Paul-Gitarre auch nicht gerade thrashig aussieht, der Patronengurt reißt es aber noch heraus. Die Optik ist aber nebensächlich, die Band ist nämlich reichlich bemüht, das zahlreich versammelte Publikum in Fahrt zu bringen und gibt mit "Conquerors Of Black Souls" ordentlich Gas. Vom Debüt "Slaves Of The Burning Pentagram" gibt es noch die beiden Nummern "Eternal Tyranny" und "Claw Of The Reaper", die anderen vier Songs sind vom Zweitwerk "Bloodrust Scythe". Das ordentlich rockende "Orgasmic Rush" und das abschließende "Night Of The Possessed" ragen dabei nochmal heraus. Die Leute haben jedenfalls Bock auf die Band, recken Fäuste und Hörner, lassen Haare fliegen und starten kleinere Pits. Trotzdem schade, dass der Sound nur mau ist, was die Band sich in gewisser Weise aber selber zuzuschreiben hat - denn Thrash mit nur einer Gitarre klingt per se immer ein bisschen dünner. Trotzdem ein guter Einstieg ins Festival. (ASZ)

FleshcrawlFLESHCRAWL stehen in der Tradition der wenig offensichtlichen Opener des Rock Hard Festivals: Warum die wohl schwedischsten deutschen Death Metaller bis heute kein Bein auf den Szene-Boden außerhalb des Mainstream-Territoriums bekamen, weiß wohl nur der sprichwörtliche Teufel, dem die Schwaben (geht's bei Metal Blade weiter? Cyclone Empire wären auch eine Option) nicht huldigen müssen, um dem Zeitgeist zu entsprechen, vielmehr aber noch zeitlos zu klingen; schließlich laufen ihnen junge Kopisten in puncto Erfolg längst den Rang ab, was der Combo gleich ist, wie Fronttier Sven Groß hinter den Kulissen glaubhaft bekennt. Dass es FLESHCRAWL nur noch um den Spaß an der Sache geht, stellen sie mit einer spielgeilen wie routinierten Performance klar, die ausgehend vom eröffnenden "As Blood Rains From The Sky" keine offenkundigen Fremdanteile enthalten muss, um Kennern wie Neulingen tödliches Metall mit Geschichtsbewusstsein, aber ohne schalen Retro-Beigeschmack (wieder) schmackhaft zu machen. Über fünf Jahre Studio-Sendepause waren genug, Jungs. (AS)

Denial Of GodNach dem stimmungsvollen Auftritt beim Hell Over Hammaburg wurden DENIAL OF GOD kurzerhand als Ersatz für die pausierenden oder aufgelösten (die Sachlage ist da wohl noch unklar) NACHTMYSTIUM verpflichtet - auch weil das aktuelle, erst zweite Album "Death And The Beyond" im Rock Hard Shop guten Absatz findet. Die schon etwas älteren Dänen, die auf Platte als Trio agieren und sich live mit zwei sichtbar jüngeren (und bemühten) Musikern verstärken, wirken bei Tageslicht aber ein bisschen weniger ernstzunehmend, als auf einer dunklen Clubbühne. Die Bühnendeko mit den Grabsteinen der einzelnen Mitglieder und den nicht angezündeten Grableuchten sieht dann doch etwas billig aus und auch die Outfits sind jetzt nicht so richtig cool. Sechs Songs in 45 Minuten deuten an, dass das Songmateriel von DENIAL OF GOD eher langatmig ist und so wird die Mischung aus Black Metal und traditionellem Heavy Metal eher wohlwollend als wirklich begeistert aufgenommen. Zumindest unten vor der Bühne, hier und da hört man auf den Rängen auch leicht spöttische Meinungsäußerungen. Vier Songs vom aktuellen Album, "The Book Of Oiufael" vom Debüt sowie der EP-Track "Robbing The Grave Of The Priest" werden bei ordentlichen Soundverhältnissen geboten und auch wenn die Band hier sicher nicht abräumt, wird sie den einen oder anderen Fan dazu gewonnen haben. (ASZ)

Audrey HorneNach zwei Stunden Stau auf der A45 sind AUDREY HORNE der denkbar beste Einstieg in das diesjährige Rock Hard Festival. Obwohl der Sound direkt vor der Bühne ein wenig leise ist, – wie bei fast allen aus nächster Nähe genossenen Bands an diesem Wochenende – wird man vom eröffnenden "Redemption Blues" förmlich umgeblasen. Ein offensichtlich bis in die Haarspitzen motivierter Fronter, der mit fast schon irrem Blick die ersten Reihen fixiert, wuselt über die Bretter, wirkt stimmlich äußerst sicher und lässt auch bei "Bridges And Anchors" nichts anbrennen. Die ganze Band ist nach der vorangegangenen Tour perfekt aufeinander eingespielt. Vor allem das Gitarrengespann Isdal/Tofthagen spielt die nicht eben anspruchslosen Parts traumwandlerisch sicher, grinsend und mit allerlei Gepose locker herunter. Es folgt ein längerer Block vom neuen Album ("Youngblood", "Show And Tell", "There Goes A Lady", "Cards With The Devil”, "Pretty Little Sunshine”) bei dem auffällt, dass die deutlich klassischer ausgerichteten aktuellen Songs live hervorragend funktionieren und auch mit älterem Material wie den sich anschließenden "Threshold" oder "Balze Of Ashes" problemlos harmonieren. Nach "Straight Into The Grave" steht der erste Gewinner des Festivals fest, woran sich die Erkenntnis anschließt, dass man diese Band wohl nicht mehr so weit vorne im Billing sehen wird. So klingen künftige Headliner. (LK)

Die halbprominente Besetzung gereichte ASHES OF ARES zum Vertrag beim Indie-Major Nuclear Blast, was nach dem Business nach der nahezu desaströsen Live-Premiere der Gruppe eine Lehre sein sollte: Ex-Mitglieder bekannter Bands garantieren nicht zwangsläufig packende Musik - weder die beiden ehemaligen Mitglieder von ICED EARTH, die hier die Feder führen, noch NEVERMOREs in Ungnade gefallener Monstertrommler Van Williams waren im Rahmen ihrer ehemaligen Betätigungsfelder Ashes Of Aresmaßgebliche Songwriter - und sind nicht vor stilistischen oder sozialen Fauxpas gefeit. Matthew Barlow salbadert wie gewohnt viel von seinen "brothers" vor der Bühne sowie einem beim Ausüben seiner polizeilichen Dienstpflicht verstorbenen ebensolchen und bekundet mit einem der allesamt unfertig oder schlicht ideenlos anmutenden Songs Liebe zu Superhelden (vermutlich dem Punisher), wie es sein einstiger Arbeitgeber tut. Hinzu kommen klischeehaftes Ami-Pathos und aufgesetzte Aggression als schwache Außenverteidiger im Zusammenhang mit einer gerade nach AUDREY HORNE zum Scheitern verurteilten Standfußball-Taktik, ganz zu schweigen von den beiden Statisten an Bass und Rhythmusgitarre. Riffs aus der Grabbelkiste von ICED EARTH ohne Schaffers flinkes Stakkato, weder rechte Melodien - der Sänger klingt ohne Hits in der Hinterhand erschreckend fade - noch überhaupt irgendwelche Hooks, nicht einmal in den bewusst an die Feuerzeugballaden von einst orientierten Parts: ein Fehlgriff des Veranstalters und vielleicht auch Labels, falls dieses Armutszeugnis auf das noch entstehende Debütalbum hindeutet. (AS)

Von U.D.O. erwarte ich zugegebenermaßen nicht allzu viel. Um so größer fällt dann die Freude über den Mördersound aus, mit dem Herr Dirkschneider nebst sanierter Begleitmannschaft loslegt. Insbesondere die beiden neuen Gitarristen Andrey Smirnov und Kasperi Heikkinen agieren extrem tight und noch dazu äußerst agil. Ob dann im weiteren Verlauf des Sets unbedingt beideU.D.O. ein (mäßig spannendes) Solo zum Besten geben müssen, sei mal dahingestellt. Möglicherweise ermöglichen sie ihrem Chef damit aber auch nur eine Atempause. Der ist zwar stimmlich immer noch auf der Höhe, aber der mittlerweile zu stattlicher Größe angewachsene Dirk-Bach-Gedächtnis-Bauch schränkt den Ex-ACCEPT-Sänger doch sichtlich in seiner Bewegungsfreiheit ein. Meist steht er während der Instrumentalpassagen nur statisch im Hintergrund und Ansagen gibt es so gut wie gar keine. Man wird eben nicht jünger…Was die Songauswahl angeht, fallen zwei Dinge auf. Erstens haben die älteren U.D.O.-Songs wie "They Want War" (natürlich ohne Kinder-Chor), "Time Bomb" oder "Animal House" deutlich mehr Substanz als die neueren Stücke, echte Langeweile entsteht aber aufgrund der ansteckenden Spielfreude der Band trotzdem nicht. Zweitens sind die insgesamt vier ACCEPT-Songs zur allseitigen Zufriedenheit tatsächlich ausreichend, zumal mit "Screamin’ For A Love Bite" ein Titel ausgegraben wird, der weder bei den ACCEPT-Festival-Gastspielen von 2005 noch 2010 auf der Setlist vertreten war. "Head Over Heels", "Metal Heart" und der obligatorische Schlusspunkt "Balls To The Wall" runden einen sehenswerten und durchaus Headliner-würdigen Auftritt ab. (LK)

weiter zum Samstag >>>

Andreas Schulz (Info)

[ Zurück nach oben ] Down

Live-Fotos

Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag
Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag
Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag
Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag
Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag
Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag
Rock Hard Festival 2013 - Freitag Rock Hard Festival 2013 - Freitag
Klick zum Vergrößern