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Sweden Rock Festival 2011 - Freitag - Sölvesborg - 10.06.2011

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Endlich wieder normales Wetter! Zwar weit entfernt von strahlendem Sonnenschein, aber auch kein Dauernieselregen mehr, sehr gut. Ich hatte auch erstmalig das Glück, dass keine der Bands, die ich obersuperdringend sehen wollte, mittags um 12 anfängt.

Iced EarthSo dass ICED EARTH am frühen Nachmittag die erste Band für mich waren an diesem Tag. Die Band punktet einfach mit ihren mächtigen Songs, da bleibt (hoffentlich) kein Metallerherz kalt, wenn man mit so mächtigen Klassikern wie "Burning Times", "Declaration Day" und "Vengeance Is Mine" konfrontiert wird. Die ganze Band spielte sichtlich agil und als ob es kein Morgen gäbe. So als ob man den versammelten Fans nochmal ordentlich zeigen wollte, wie mächtig ICED EARTH sind. Schaffer war echt derbe präsent, Freddy Vindales auf der anderen Seite ebenfalls. Matt Barlow gab echt nochmal alles bei diesem Gig in Schweden, nach den Sommerfestivals dieses Jahr verlässt Barlow ja zum zweiten Mal die Band, diesmal endgültig. Der Auftritt kam nicht ganz ran an den wahnsinnigen Gänsehautauftritt von Iced  Earth auf dem Rock Hard Festival 2008, war aber auf jeden Fall verdammt gut!

Setlist ICED EARTH:
Burning Times
Declaration Day
Vengeance Is Mine
Violate
Last December
Travel In Stygian
I Died For You
Jack
The Hunter
Prophecy
Birth Of The Wicked
The Coming Curse
Zugabe:
Iced Earth

DownDanach waren DOWN auf der Festival-Stage angesagt und ich war mächtig gespannt auf den Gig, da ich DOWN bisher noch nie live gesehen hatte. Mächtig ist hier auch das Attribut, was meiner Meinung nach am besten diesen Gig beschreibt. Mächtige Soundwalze, mächtige Präsenz, mächtige Songs. Ja, Phil Anselmo, der ehemalige Pantera-Shouter und jetzige DOWN-Frontmann, ist eine Laberbacke vor dem Herrn. Und das ist wahrscheinlich genau der Punkt bei Etlichen: entweder man liebt diese Band aus New Orleans oder aber findet sie nervig. Sie polarisiert. Ich gehöre definitiv zu der ersten Gruppe, finde Ansagen ans Publikum und überhaupt irgendwie hergestellter Kontakt zum Publikum – wie auch immer so einer aussehen mag – besser als ein routiniertes Abspielen der Setlist ohne auch nur einmal vom Programmablauf abzuweichen. Man kann sich gut vorstellen, wie Phil Anselmo so als unkontrollierter, wütender Jungspund früher mal war. Heutzutage ist das eher eine Art kontrollierte Wut, die sich seinen Weg durch die Songs bahnt und die Phil aber nach wie vor extrem glaubhaft rüberbringt. Aber genauso ist er ein sehr engagierter und auch in meinen Augen sehr sympathischer Frontmann, spricht gerne mit dem Publikum. Guckt sich so ziemlich alles, was da auf den Bühnenausläufer geschmissen wird, interessiert an. Und das war einiges: T-Shirts, Flaggen und was da noch so alles regelmäßig auf dem Bühnenausläufer landete. Klar, man kann auch ein oder sogar zwei Songs mehr spielen statt wie Phil Anselmo zu reden. Kann man, aber das wäre dann wohl nicht DOWN mit Phil Anselmo als Frontmann. Und in meinen Augen schmälerte es die Mächtigkeit, mit der die oft wuchtig langsamen Southern Rock/Metal-Songs in Publikum geschmettert werden, nicht. Pepper Keenan und Kirk Windstein machen Meter und gesellen sich oft zu Anselmo, der fast ausschließlich nah am Publikum vorne am Bühnenausläufer hüpft und brüllt, was das Zeug hält. Mit den Übersongs vom Nola-Album, "Stone The Crow" und "Bury Me In Smoke" beenden DOWN einen druckvollen Auftritt. Ich fand den Gig extrem fett und das wird mit Sicherheit nicht der letzte DOWN Gig sein, den ich mir anschauen werde. Mein persönliches Highlight des Festivals.

Setlist DOWN:
Hail The Leaf
Lysergik Funeral Procession
Lifer
The Path
Losing All
New Orleans Is A Dying Whore
Pillars Of Eternity
Ghosts Along The Mississippi
Swan Song
Temptation's Wings
N.O.D.
Eyes Of The South
Zugaben:
Stone The Crow
Bury Me In Smoke

Als nächstes stand MUSTASCH auf meiner persönlichen Liste, ich hab die Schweden bereits zweimal auf dem Sweden Rock zuvor gesehen. Die paar Minuten bis zum Beginn nutzte ich für einen ganz kurzen Abstecher zur Zeppelin Stage, um mir einen kurzen Eindruck von ELECTRIC WIZARD zu verschaffen, welche ich mir in der Tat gerne länger angeguckt hätte. Die Engländer rennen bei mir mit ihren geilen Doom Metal durchaus offene Türen ein, wird auf die Merkliste gesetzt für einen längeren Blick mal auf einer Tour oder einem Festival.

MustaschZurück bei der Rock Stage stelle ich fest, dass MUSTASCH keinen Deut von ihrer Beliebtheit bei ihren Landsleuten eingebüßt haben. Früher noch war der Platz vor der deutlich kleineren Sweden Stage bis nach hinten zu den Hängen proppenvoll, mittlerweile wird für die vier Schweden die Rock Stage hergerichtet. Völlig zu Recht, sie hauen zu Beginn mit "Double Nature" gleich meinen Lieblingssong vom 2007er Album "Last Version Of The Truth" ins Publikum. Frontmann Ralf Gyllenhammer wirkt um Längen agiler und wacher als ich ihn vom letzten Gig in Erinnerung habe. Der Platz ist voll bis hinter dem Misch-Turm, die Schweden feiern ihre Band derbstens ab, ein klares Heimspiel für MUSTASCH. Toller Auftritt, den ich mir in der zweiten Hälfte aber mit einem kühlen Cider in der Hand vom hinteren Teil des Platzes aus angucke.

ROB ZOMBIE mit seinen Mannen hatte ich bereits wenige Tage vor seinem Sweden Rock Auftritt sehr begeistert in Oberhausen gesehen. Um es mal untertrieben zu formulieren. 1½ Stunden euphorisch durchgehüpft und -getanzt träfe es wohl besser. In Oberhausen war es ein Hammergig, allerdings ohne die wohl sonst so opulenten Showeinlagen: keine Tänzerinnen, keine Pyros. Das Bühnenbild war schon vor dem Erscheinen der Herren zu bewundern, auf vier übergroßen Leinwänden waren King Kong, Dracula, der Wolfsmensch und Frankenstein zu bewundern. Dank dreier Podeste waren Rob, John 5 und Piggy D. noch besser zu sehen, zwei Mini-Skelett Mikrofonständer an den Seiten flankierten den sechsarmigen Monster-Skelett Mikrofonständer von Herrn Zombie. Man hatte die Setlist von Oberhausen einmal kräftig durchgeschüttelt und nach dem "What Lurks On Channel X?" Intro fegte die Zombie-Walze übers jubelnde Sweden Rock Publikum und Rob und seine Mitstreiter stürmten mit martialisch anmutenden Mänteln und Masken auf die Bühne und legten gleich mit "Superbeast" mal fett fest, wie es die nächste Stunde um das SRF-Publikum bestellt ist. Fakt ist: alles extrem zum Rob Zombieabfeiern geeignet, John 5 und Piggy D. sowie der seit kurzem als festes Bandmitglied bestätigte Ginger Fish sind ein gutes Team und waren extrem spiel- und lauffreudig. Das Einzige, was mir in Oberhausen auch schon negativ aufgefallen war: ROB ZOMBIE ist eine dieser typischen Ami-Bands, die nach unfassbar kurzen ca. 50 Minuten dann einfach mal das reguläre Set beendet, sich zu zwei, drei oder vier Zugaben einzeln noch einmal aus dem Backstage-Bereich herausjubeln lässt, um dann nach ca. 75 bis 80 Minuten endgültig die Bühne zu verlassen. Das ist bei einem Tourgig wie Oberhausen für einen Kartenpreis von 42 Euro knapp an unverschämt vorbei, für einen Festivalauftritt mit eh knapper bemessener Spielzeit noch tolerierbar. Nach den drei Zugaben "Dragula", "Pussy Liquor" und "Lords Of Salem", bei denen alle in blutrote Mäntel gekleidet waren, war der Zombie Spuk nach 75 Minuten auch schon vorbei. Leider, denn bei aller Spielkürze könnte ich so eine visuell beindruckende, aber auch musikalisch echt perfekte Show wirklich einmal in der Woche mir angucken! Fazit: ROB ZOMBIE ist  und bleibt hot, ein wenig mehr Spielzeit wäre toll. Und auch wenn mir der Gig in Oberhausen in einer Halle ein wenig besser noch gefallen hat als der Festivalauftritt hier auf dem Sweden Rock, so war es dennoch ein fetter Gig und für mich eines der Highlights des Festivals!

Setlist ROB ZOMBIE:
What Lurks On Channel X?
Superbeast
Scum Of The Earth
Living Dead Girl
More Human Than Human
Demonoid Phenomenon
Mars Needs Women
House Of 1000 Corpses
Drum Solo
Never Gonna Stop
Demon Speeding
Super-Charger Heaven
Thunder Kiss '65 (mit John 5 Guitar Solo)
Zugabe 1:
Dragula
Zugabe 2:
Pussy Liquor
Zugabe 3:
Lords Of Salem

OverkillIch schlenderte daraufhin noch kurz bei OVERKILL vorbei, wie immer beeindruckt davon, dass Bobby "Blitz" Ellsworth und seine Mannen immer noch arschfit über die Bühne turnen und wie immer einen coolen Gig hinlegten. Ich hab echt noch nie eine grottenschlechte Performance von denen gesehen. Thrash Metal vom feinsten ballert einem da in Form der Gassenhauer "E.vil N.ever D.ies", "Rotten To The Core", "Hello From The Gutter", "Bring Me The Night" und "Ironbound" entgegen. Niemals langweilig, niemals zu oft gehört oder gesehen. Da ich unbedingt ein paar stylische Fotos von Herrn Coverdale schießen wollte, wanderte ich nach gut der Hälfte des Auftrittes wieder rüber auf den Hauptplatz zur Festivalbühne.

WHITESNAKE – irgendwie sind die ja schon ein klein wenig wie Inventar auf dem Sweden Rock Festival! Ich hab sie jetzt zum dritten Mal auf dem Sweden Rock Festival gesehen. Nachdem sie 2008 mich vor allen Dingen auf der Tour hier in Deutschland mal so gar nicht überzeugt haben (schöne Grüße ans Band als Background-Sänger), hegte ich jetzt nicht die allergrößten Erwartungen an WHITESNAKE anno 2011 auf dem Sweden Rock. Wobei ich sagen muss, dass die Songs die ich mitbekommen habe, alles durchweg anständig waren dieses Jahr. Gut aufgelegter David Coverdale, wie immer optisch ein Leckerchen war der Herr Aldrich an der Gitarre. Letzterer wirkte auch nicht im Ansatz so lustlos und routiniertWhitesnake wie auf der Tour 2008. Gut, dass man bei WHITESNAKE während der ersten drei Songs echt mal fast Schlafzimmerlicht als Lightshow erwarten durfte, war mir eh klar. Das war bis jetzt immer so – wahrscheinlich damit man nicht zu viele Falten ablichtet. Das Outfit von David Coverdale kann fast immer voraussagen. Schwarze Jeans, Klimperkette mit Symbolen lässig über eine Hüfte gelegt sowie weißes Hemd wurden dieses Mal mit einer leichten Lederjacke kombiniert. Augen-Make-Up saß dezent aber perfekt, ebenso die Haare. Songtechnisch hatten sie mit gleich vier Songs vom aktuellen "Forevermore" Album am Start ("Steal Your Heart Away", "Forevermore", "Love Will Set You Free") eher den Schwerpunkt im Mittelteil auf aktuellem Material denn auf Klassikern. Gern hätte ich sowas wie "Cryin´ In The Rain" noch gehört, aber da hoffte man dieses Jahr vergebens drauf. Dennoch ein guter Gig, den ich ebenfalls nicht bis ganz zum Ende mir angesehen habe, da ich unbedingt noch ein paar Songs der im Auto gehörten und hochgelobten GHOST auf der kleinen Zeppelin Stage zum Tagesausklang angucken und anhören wollte.

GHOST sind, um es mal direkt vorweg zu nehmen, eine vertonte Messe. Sie sind cool. Ich kam gerade noch rechtzeitig zu den letzten paar Songs inklusive dem ohrwurmartigen Song "Ritual". Wer oder was sind GHOST? Musikalisch bedienen sie sich einer Ghostganzen Menge, das geht von Pop über klassischen Heavy Metal und Doom-Elementen hin zu psychedelischen Rock. Über all dem liegen Texte der eher dunkleren Art. Live sind sie definitiv ein Hingucker. Keiner der in nachtschwarze Mönchskutten gehüllten fünf Mitmusiker ist auch nur einen Hauch zu erkennen, da sieht man keine Nase oder Augen oder sonst etwas. Dennoch sind sie eine schwer tighte Kombi mit live wirklich beeindruckender Präsenz und Präzision. Der klare Gesang des Sängers, welcher ein auffälliges Papst-Gewand trägt zu einem weiß geschminkten Gesicht, ist fast hypnotisch zu nennen ab und an. Man bleibt fast automatisch stehen und kann gar nicht anders als gebannt zuschauen. Eine spartanisch anmutende Lichtshow mit fast ausschließlich weißen Spots und fast durchgehend eingesetzter Nebelmaschine verleihen dem ganzen einen zusätzlichen mystischen Touch. Falls wer auf dem diesjährigen Wacken Open Air ist: GHOST vormerken und unbedingt sich selber einen Eindruck verschaffen von der Band! Ich war auf dem Sweden Rock mindestens beeindruckt, wenn nicht sogar mehr.

Hätte ich mir gerne noch länger angeguckt. Aber auch um halb zwei nachts ist irgendwann mal Schluss auf dem Sweden Rock Festival. Zumindest was die Bands angeht - auf dem Campingplatz gab es noch eine Weile völlig großartiges Schlagerhits-Ansingen mit Wolf vom Rock Hard und der Ballroom Crew.

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Melanie Benthin

Gast-Rezensent (Info)

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