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Verdunkeln / Castle / Year Of The Goat / Attic - Oberhausen, Turbinenhalle (Kraftwerk) - 12.05.2012

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Den Abschluss der kurzen Headlinertour der in Aachen beheimateten Black Metaller VERDUNKELN macht eine Show in der Oberhausener Turbinenhalle. Für ein musikalisch enorm abwechlungsreiches Rahmenprogramm sorgen dabei die Vorbands ATTIC, YEAR OF THE GOAT und CASTLE, doch dazu gleich mehr. Das Konzert findet natürlich nicht in der großen Turbinenhalle statt, sondern in dem Bereich, der sich Kraftwerk nennt und in dem inzwischen der Gothicclub "Saint" beheimatet ist und der dort seine sakrale Dekoration aufgebaut hat, was gut zum heutigen Abend passt. In der Haupthalle findet zeitgleich eine völlig andere Veranstaltung statt, nämlich eine Party unter dem Titel "Hardcore Italia". Da der Toilettenbereich für beide Events der gleiche ist, gibt es mitunter seltsam anmutende Begegnungen mit den Technofreaks auf dem WC und auf dem Weg zu den Örtlichkeiten kommt der Besucher der Metal-Veranstaltung in den fragwürdigen Genuss der Beschallung von Gehämmer mit mehr als 200 bpm.

AtticDoch zurück zum Metal und zwar zum Heavy Metal von ATTIC. Die Band aus dem Ruhrgebiet wurde kürzlich im Rock Hard "Demo des Monats"-Gewinner und wird über Ván Records, die den Abend veranstalten, im Herbst ihr Debütalbum veröffentlichen. Damit wird die Band um den charismatischen Frontmann Meister Cagliostro berechtigt für Furore sorgen und es würde nicht verwundern, wenn man die Band nächstes Jahr an Pfingsten im Amphitheater in Gelsenkirchen zu sehen bekäme. ATTIC spielen klassischen 80er Metal mit unverkennbarer MERCYFUL FATE-Schlagseite. Dafür sorgt vor allem Meister Cagliostro, der den Wechsel zwischen hoher Falsettstimme und Normalgesang mit beeindruckender Leichtigkeit vollzieht. Seine Mitmusiker, die ebenfalls geschminkt sind und entsprechende Outfits zur Schau stellen, spielen den hochmelodischen Metal ziemlich tight, wenngleich das Schlagzeug noch präziser sein könnte. Die Bühne ist dabei stimmungsvoll mit Kerzen beleuchtet, und insgesamt darf man ATTIC ein sehenswertes Stageacting bescheinigen. Die Songs vom Demo kommen bei einem Großteil des Publikums prima an, nur manch einem Black Metaller ist das Ganze dann doch zu echtmetallisch. Den Abschluss eines starken Auftritts macht das PENTAGRAM-Cover "Dying World". Gerne wieder.

Year Of The GoatAuch YEAR OF THE GOAT blicken musikalisch in die Vergangenheit, dabei geht es zurück in die 70er. Ein bisschen verwunderlich ist jedoch, dass die schwedische Band um GRIFTEGÅRD-Sänger Thomas Eriksson vor CASTLE auf die Bühne muss, denn für nicht wenige der ca. 120 Besucher an diesem Abend sind sie das musikalische Highlight. Zwischen Doom und psychedlischem Okkultrock angesiedelt, begeistert die Musik der sechsköpfigen Truppe mit wunderschönen Melodien, die - das scheint inzwischen ein Muss zu sein - von drei Gitarristen intoniert werden. Eriksson, der allein schon wegen seiner Figur eine mächtige Präsenz hat, singt dazu mit glasklarer Stimme, die man bei seinem Anblick nicht unbedingt zugetraut hätte. Mit viel Hingabe werden die acht Songs dargeboten, unter denen vor allem "A Circle Of Serpents" mit wundervoller Intensität gefangen nimmt. Das Publikum nimmt die Performance, die nicht unbedingt etwas fürs Auge, aber umso mehr etwas fürs Ohr ist, begeistert auf und man vernimmt sogar die Aussage, dass YEAR OF THE GOAT live besser seien, als THE DEVIL'S BLOOD. Darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein, aber mit ähnlicher Intensität sind die Schweden eine Band, die man gesehen und gehört haben sollte.

CastleCASTLE supporten auf der Tour ihr zweites Album "Blacklands", das gegenüber dem schon guten Debüt "In Witch Order" nochmals eine Steigerung darstellt. Trotzdem hat das Trio aus San Francisco an diesem Abend einen schweren Stand beim Publikum, denn ihr ruppiger Uptempo-Doom ist nicht unbedingt leicht verdaulich, wenn man mit dem Material der Band noch nicht vertraut ist. Mit langen Beinen und langem Bass legt Frontfrau Elizabeth Blackwell eine energische Performance auf die Bretter, ihr mal herber, mal melodischer Gesang ist aber auch nicht jedermanns Sache, so dass das Publikum eher verhalten auf die Darbietung reagiert. Sechs der zehn gespielten Songs kommen von "Blacklands" (bei "Storm Below The Mountains" übernimmt Gitarrist Mat Davis die leicht thrashigen Vocals), die anderen vier vom Debütalbum. Diejenigen, die CASTLE bereits kennen und mögen sehen einen ordentlichen Auftritt, der musikalisch jedoch nicht die Klasse der anderen drei Bands erreicht.

VerdunkelnNomen est omen - und so wird es bei VERDUNKELN noch finsterer auf der Bühne, als es den ganzen Abend schon ist. Dichte Nebelschwaden umhüllen die vier Musiker, durch die ausschließliche Beleuchtung von hinten nimmt man lediglich dunkle Schemen auf der Bühne wahr. Zum atmosphärisch-melodischen Black Metal der Band passt das jedoch perfekt. Das Publikum hat sich nun auch vollzählig vor der Bühne versammelt und bejubelt die dargebrachten Songs frenetisch. Zwei davon ("Das Antlitz des Himmels" sowie das superbe "Die letzte Legion") sind vom aktuellen Album "Weder Licht noch Schatten", der Rest stammt vom Debüt "Einblick in den Qualenfall" bzw. dem auf Vinyl wieder veröffentlichten Demo. Sänger und Gitarrist Gnarl singt in verschiedenen Tonlagen und mit geschlossenen Augen, bei den Passagen ohne Gesang tritt er zur Seite (die Beinhaltung hat er sich bei IMMORTALs Abbath abgeguckt) und lässte die Haare kreisen. Auch seine Mitmusiker agieren beweglich, ansonsten gibt es keinerlei "Show", was jedoch auch völlig unpassend wäre. So puristisch, hypnotisch wie die Musik ist der gesamte Auftritt von VERDUNKELN, wodurch man ein sich komplett stimmiges Bild abgibt. Dass man als letzten Song mit "Evil Dead" ein Cover von DEATHs Debütalbum "Scream Blooy Gore" herunterholzt, ist die einzige Extravaganz, die VERDUNKELN sich an diesem Abend erlauben.

Andreas Schulz (Info)

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Live-Fotos

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