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Fish: 13th Star (Review)

Artist:

Fish

Fish: 13th Star
Album:

13th Star

Medium: CD
Stil:

Rock

Label: Chocolate Frog Record / Company Limited
Spieldauer: 55:36
Erschienen: 2007
Website: [Link]

FISH hat nicht nur ein Problem, sondern genauer betrachtet insgesamt zwölf. Wer jetzt denkt, mit diesen 12 Problemen wären seine bisherigen 12 Studio-Alben gemeint, der irrt. Nein, und jetzt kommt der männliche Kritiker sogar ins Schwärmen, hinter jedem Problem verbirgt sich eine Frau – und da ich zum Glück nicht Alice Schwarzer heiße und für die „Emma“ schreibe, sondern „nur“ für „Idioglossia“, eine männlich dominante Musik-Kritik-Website, kann ich an dieser Thematik und der Musik sogar echten Gefallen finden. Allerdings vermag ich mir auch gut vorzustellen, dass unsere gute „Alice im (weiblichen Emma-)Wunderland“ ein lüsterner Schauer über den Rücken fährt, wenn sie erfahren würde, dass sich hinter dem „13. Stern“ FISHS (letzte?) Hoffnung verbirgt, dass die der Glückszahl 13 entsprechende Frau in sein Leben tritt, die nicht wie die 12 vorangegangenen ein weiterer Reinfall wird.

Doch zäumen wir das Pferd, oder den Fis©h ;-), nicht von hinten, sondern von vorn auf! Seit nunmehr 20 Jahren, 12 Studio- und diversen Live-Alben hält sich der einstmals singende Kopf von MARILLION mehr recht als schlecht über Wasser. Aus ehemaligen musikalischen Ozeanen wurden mitunter nur kleine vor sich hin plätschernde Gewässer, deren Erfolglosigkeit vorprogrammiert war, weil sie weder Fis©h noch Fleisch waren und den Eindruck vermittelten, dass da ein Sänger ohne seine Band orientierungslos durch die unterschiedlichsten Musikstile torkelte, von denen keiner so richtig zu ihm passen zu schien. Mithilfe vieler schottischer Nationalgetränke und 12facher weiblicher Unterstützung schwamm der FISH trotzdem weiter, auch wenn das von Jahr zu Jahr stärker auf Kosten seiner Stimme geschah, was auf den letzten Live-, aber auch einigen Studio-Alben kaum noch zu überhören war. Allerdings entstand während dieser Leidenszeit, anders kann man sie eigentlich gar nicht bezeichnen, auch so ein außergewöhnlicher Titel wie „A Gentelman’s Excuse Me“, textlich und musikalisch eine der schönsten, bewegendsten, traurigsten sowie zugleich wundervollsten und bei jedem Hören Gänsehaut erzeugenden Balladen aller Zeiten! Oft habe ich mich gefragt, woher diese unglaubliche Intensität kommt, mit der die Entschuldigung des Gentlemans den Hörer regelrecht fesselt. Eigentlich konnte es darauf nur eine Antwort geben: FISH verarbeitete mit diesem Titel ganz persönliche Erfahrungen, die er bei einer seiner vielen Beziehungskrisen durchlebt und durchlitten hatte – er ließ als so gesehen gefühlsmäßig die Hosen runter und durchlitt noch einmal mit jedem Ton und jeder Note den Schmerz, den er in dieser Situation empfand – und ich als Hörer wurde unweigerlich in sein Leiden mit einbezogen.

Und hier kommt eine richtig tolle Nachricht! Genau die gleiche Situation versucht FISH diesmal auf seinem neusten, definitiv authentischsten und wohl emotionalsten Album zu verarbeiten. Schon die Entstehungssituation verlief nicht gerade unter einem guten (also 13.) Stern, sondern vielmehr unter dem schlechten 12., der den Namen seiner langjährigen Lebenspartnerin Heather Findlay trug. Denn sie verließ ihn überraschend, während er mit dem Album beschäftigt war – obwohl bereits ein Hochzeitstermin feststand. Wohl deshalb wurde „13th Star“ auch ein Konzeptalbum, in dem er die Beziehungskrisen mit seinen bisherigen zwölf Lebenspartnerinnen textlich/musikalisch vertont und die Suche nach seinem 13. Stern beginnt, der hoffentlich richtigen Frau für den Rest seines Lebens. Möge es gelingen, aber bitte nur, wenn weitere Studio-Alben die persönliche Note von „13th Star“ bewahren. Denn gerade der gleichnamige, das Album abschließende Titel verbirgt eine Geschichte in sich, die der Hörer einfach wissen sollte und die FISH wohl nicht umsonst seinen Kritikern offenbart, darum hier Originalton: „Die erste von mir eingesungene Fassung von ‚13th Star’ war nicht wirklich optimal. Aber es ist mein Herz. Meine Lippen zitterten, du kannst hören, wie ich weine und schluchze. Calum (sein Produzent – T.K.) meinte: ‚In deinem ganzen Leben wirst du eine solche Performance nicht noch einmal hinbekommen. Wenn du dich wirklich traust, entscheide dich für diese Version.’“ Eine wirklich kluge Entscheidung, denn man hört in dieser genauso bewegenden Ballade wie „A Gentelman’s Excuse Me“, wie seine Stimme bei „Then you showed me the way“ vorzeitig abbricht, bei „To the end of my days“ zittert, schließlich bei „And now I’m here“ in einem Schluchzen untergeht und sich auch während „If I Held Out My Heart“ nicht zu fangen vermag. Persönlicher geht’s nicht – und beeindruckender wohl auch nicht. Wer hier anfängt, von Gefühlsduselei oder Schmalz zu sprechen, der müsste sich vielleicht ein paar grundlegende Gedanken darüber machen, ob er sich nicht mal wieder den Märchenfilm „Das kalte Herz“ anschauen sollte.

Aber dass auf dem Album nicht nur geschmachtet und vergangenen Liebesbeziehungen nachgeheult wird, macht schon der erste Titel „Circle Line“ klar, der sich mit harten Gitarren und treibenden Rhythmen, die allerdings immer mehr ausgebremst werden, um dann wieder loszubrechen, ankündigt. Und wie’s der Name schon sagt, geht es um dieses Sich-im-(Beziehungs-)-Kreis-Bewegen, also das Abstumpfen von Beziehungen, in denen man früher einmal brannte und nun nur noch ein wenig davon in der Asche glimmt. „Square Go“ ist dagegen ein düsterer, von Keyboards getragener Song, der die Gefühlskälte aufs Korn nimmt, die dann wiederum durch gehörige elektrische Gitarren-Klänge symbolisiert werden, um in der ruhig gesungenen Feststellung: „My blood is ice … I move alone.“, ein Ende zu finden. „Miles De Besos“ bekommt eine akustische Gitarre verpasst und zusätzlichen weiblichen Gesang – eine wundervolle Ballade, die Erinnerungen an DIRE STRAITS’ „Telegraph Road“ von „Love Over Gold“ aufkommen lässt. „Zoe 25“ lebt dagegen von Pianoklängen und traurig-melancholischem Gesang, der sich dann in einem schönen Refrain und zusätzlichen akustischen Gitarreklängen auflöst. Mit der Zeile „Do you remember“ beginnt „Arc Of The Curve“, auch wenn dies nicht „Kayleigh 2“ ist, so hat der Titel doch ein wenig von der Ausstrahlung dieses MARILLION-Klassikers, er geht sofort ins Ohr und verweilt dort, auch wenn die Musik längst verklungen ist. „Manchmal“ rockt dann noch mal so richtig los und soll garantiert an FISHs Beziehung zu seiner deutschen Freundin erinnern, darum bekommen die Gitarren auch gleich mal ein wenig RAMMSTEIN-Härte verpasst und neben dem deutschen Adverb „manchmal“ gibt es sogar noch ein zweites zu hören – „jedesmal“. „Open Water“ setzt die gesunde Härte seines Vorgängers fort und steuert recht wütend auf das Ziel zu, Beziehungen abzuhaken, die sich leider auf unerwünschte Weise immer wieder in Erinnerung bringen. Ein Scheiß-Gefühl, das hört man FISH auch an. Und überhaupt wird spätestens nach diesem Titel klar, dass dieser ständige Zank-Apfel, FISHs umstrittene, angeblich kaum noch vorhandene Stimme, auf diesem Album selbst härtesten Kritikern ein beeindruckendes Comeback beschert. Leider ist das düstere „Dark Star“ dann nur ein Song, der sich wie eine Nebelschwade über die 6 Minuten und 44 Sekunden (somit der längste Titel des Albums) breitet, ohne sonderlich lichte Momente. „Where In The World“ entschädigt einen dann aber für die zuvor etwas schwammige Nummer – die Frage, wo man eigentlich steht, wenn „God just walked away“ und „If we found out no one’s listening to our never ending prayers“ wird musikalisch in Form einer Ballade zelebriert, die sehr an „Lady Let It Lie“, dem wohl erfolgreichsten Titel der Solokarriere FISHs, erinnert und zugleich den letzten Titel als großes Gefühls-Finale des Albums einleitet.

13th Star“ gibt es in zwei Versionen, der Standard-Variante im normalen Jewel-Case und einer „Deluxe Edition“, die liebevoll im Digipack eingebettet ist, ein 24seitiges Booklet und eine Bonus-DVD enthält, auf der ein Making Of sowie Studio- und (ganz wenige) Live-Mitschnitte zum Hintergrund dieses Albums zu hören und sehen sind. Das alles wurde sehr beeindruckend und ein ganz klein wenig kitschig, dem Konzept aber entsprechend, von Mark Wilkinson gestaltet. Diese auf 10.000 CDs limitierte Edition gibt es aber nur über Mailorder oder direkt bei den Konzerten. Die offizielle CD für den Markt erscheint dann Anfang 2008, sodass der neugierig gewordene Leser dieser Zeilen oder der nicht übers Internet ordernde FISH-Fan sich noch in Geduld üben muss.

FAZIT: „13th Star“ ist ein Album, das FISH unter sehr schwierigen persönlichen Bedingungen aufnahm und das dadurch textlich wie musikalisch ungewöhnlich tiefgründig geworden ist. FISH vertonte im Grunde seine Geschichte, die eines Mannes, der sich im Kreis dreht, auf der Suche nach seinem (weiblichen) Schicksals-Stern, auf den er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat. Dabei kam eins der schönsten und gesanglich (!!!) stärksten Alben seiner Solo-Karriere heraus.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6819x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Circle Line
  • Square Go
  • Miles De Besos
  • Zoe 25
  • Arc Of The Curve
  • Manchmal
  • Open Water
  • Dark Star
  • Where In The World
  • 13th Star

Besetzung:

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