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Float: The Way Life Goes (Review)

Artist:

Float

Float: The Way Life Goes
Album:

The Way Life Goes

Medium: CD
Stil:

Rock, Folk, Grunge, Neoprog

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 61:02
Erschienen: 2007
Website: [Link]

Welchen Weg das Leben so geht, kann man nie wissen – welch Glück, denn sonst könnte der Eine oder Andere ja schon für morgen oder übermorgen oder nächste Woche sich seine hölzerne Kiste selber aussuchen. Dazu dann noch ein passendes Grabsteinchen, auf dem man vielleicht lesen dürfte: „Too much words can freeze a heart“ (That´s The Way Life Goes) oder „Now I´m here and I´m looking back“ (Ten Thousand Miles) und ganz besonders „I was trying to find out who I am“ (Reasons).

Und wenn ein Kritiker die Besprechung einer CD so beginnt, könnte man sofort auf den Gedanken kommen, der Typ will diese Scheibe begraben, sie einäschern oder einfach nur in fein zerschredderter Form dem Meer übergeben. Doch das hätte „The Way Life Goes“ von FLOAT definitiv nicht verdient. Der Grund: So viel Leben wie in diesem Album steckt, bekommt man nur selten auf kleinen, runden Silberlingen mit einer Spielzeit von über 60 Minuten geboten.

FLOAT – das ist eine deutsche Band, die in den musikalischen Fußstapfen von BRANDOS, den BOOMERS oder BRUCE HORNSBY wandelt und dem Hörer dabei ständig so ein „Look Away“- & „Johnny B. Good“-Gefühl (zwei totale, ziemlich folk-rockige Überraschungshits der 80-er Jahre) von BIG COUNTRY bzw. den HOOTERS vermittelt. Also Musik mit folkloristischer Tradition, die ein Pop-Appeal hat, das dem aufmerksam lauschenden Freund solcher Klänge immer wieder ein Wippen in den Fuß und ein begleitendes Kopfnicken beschert. Demgegenüber stehen Balladen voller Tiefe oder traurig-depressive Songs mit Gänsehautgarantie.

Ja, die sechs Jungs aus dem technokratischen Deutschland haben ein Gefühl für Melodien entwickelt, das sich niemals anbiedert, dafür aber durchaus hängen bleibt. Und das Schönste an alldem ist: sie werden zu keinem Zeitpunkt langweilig, auch wenn sie durchaus oftmals Erinnerungen an die oben genannten Bands hervorrufen.

Nun sind die Melodien ja die eine, die Texte dagegen aber die andere Seite. Doch auch hier kann sofortige Entwarnung gegeben werden, denn wiederum, den Inhalten der BOOMERS, HOOTERS oder BRANDOS ähnlich, gibt es keine Plattitüden, sondern die Probleme des kleinen Mannes (oder eben der kleine Frau) zu hören, egal, ob diese nun aus der Sicht verzweifelter Häftlinge, unglücklich Verliebter oder zutiefst Gottesgläubiger beschrieben werden.

Außerordentlich persönlich wird es beispielsweise im neunten Titel. „Reasons“ ist Daniela Filipovic, einer ehemaligen Freundin aus den Kindertagen eines der Bandmitglieder (wohl vom Deutsch-Amerikaner Marcus Tautz), gewidmet, die im Jahre 2004 verstorben ist. Und hier geht einem nicht nur der Text sehr nahe, besonders die Musik, die zwischen traurigen Melodien und zugleich einem hoffnungsvollen Refrain schwebt, und so faszinierend gesungen wird, dass so ein Song bei namhafteren Bands zum Klassiker gereicht hätte. Leider kennt FLOAT ja kaum ein „Schwein“ – doch wer wirft heutzutage auch musikalische Perlen vor die „Radio hörenden Säue“?!?!

Ein deutlicher Stimmungswechsel folgt dann mit „Breathe Again“, einem Titel, der die überraschende Trennung einer Freundin von ihrem Freund (aus dessen Sicht) beschreibt, obwohl doch bereits der Hochzeitstermin feststand. Genau das gleiche Problem kennen wir doch von Herrn FISH (Heather Findlay von MOSTLY AUTUMN trennte sich von ihm kurz vor dem vereinbarten Hochzeitstermin!), der diese Problematik auf „13th Star“ sehr umfangreich vertont (Alles Weitere zu den Hintergründen dieser erst 2008 erscheinenden Scheibe könnt ihr auf unserer Seite lesen!). FLOATs Vertonung würde dagegen auf jeder HOOTERS-Platte einen würdigen Platz einnehmen können.

Allerdings kommt dann die Überraschung. Auf „God Is …“ klingt der Gesang sogar nach dem erwähnten ersten Frontmann von MARILLION. Sogar die Musik hat etwas vom neoprogressiven Charakter der vielen Solo-Alben des Zweimeter-Mannes mit der „manchmal“ (13th Star) zerbrechlichen Stimme: FISH.

Düster geht es daraufhin in „My Experience As A Teacher“ weiter, gewidmet den Jungs hinter Knastmauern, was auch auf dem Foto einer von Stacheldraht überzogenen (und bei mir Erinnerungen an die DDR wach rufenden) Mauer im Booklet eindrucksvoll illustriert wird. Irgendwie klingt die Musik verbittert, die tiefe Stimme des Sängers voller Tragik und wenn er dann singt: „But believe me when I say / It would have never happened / With the rigour and the warmth / Of a leading hand.“ – dann macht das nicht nur nachdenklich, sondern auch traurig und räumt vielleicht mit dem einen oder anderen Vorurteil den “Knastis” gegenüber auf. Zumindest ist dieser Titel eine unbedingte Empfehlung für all diejenigen, die mit straffälligen Außenseitern zu tun haben bzw. sehr voreilig mit ihren (Vor-)Urteilen sind.

Eigentlich hätte jeder dieser insgesamt 15 Titel eine Einzelbesprechung verdient, was allerdings den Rahmen dieser Kritik sprengen würde und so bleibt nur ein …

FAZIT: Dieses Album braucht Zeit und Aufmerksamkeit – und natürlich offene Ohren. Wer diese drei Eigenschaften für „The Way Life Goes“ aufbringen kann, wird mit abwechslungsreicher (Folk-)Rock-Musik und ausgezeichneten, sehr nahe gehenden Texten samt beeindruckendem Gesang belohnt. Da stört dann kaum, dass die Produktion nicht ganz das Niveau und die Qualität erreicht, die FLOAT zu bieten haben.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5010x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • How Long
  • Strange Skin
  • I Feel
  • Someone Sad Said
  • That´s The Way Life Goes
  • Ten Thousand Miles
  • Fool Of Love
  • Rain
  • Reasons
  • Breathe Again
  • My Experience As A Teacher
  • Endless Serene
  • Peace Upon Earth
  • God Is …
  • Faith

Besetzung:

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