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Vulture Industries: The Malefactor's Bloody Register (Review)

Artist:

Vulture Industries

Vulture Industries: The Malefactor's Bloody Register
Album:

The Malefactor's Bloody Register

Medium: CD
Stil:

Avantgarde Metal

Label: Dark Essence
Spieldauer: 44:21
Erschienen: 05.11.2010
Website: [Link]

Rund drei Jahre nach „The Dystopia Journals“, dem ersten Full-Length-Album nach den beiden Demos „The Enemy Within“ und „The Benevolent Pawn“, meldet sich die norwegische Ausnahmeband VULTURE INDUSTRIES endlich mit dem Zweitling „The Malefactor's Bloody Register“ zurück und zeigt sich im Jahre 2010 in bester Verfassung. Stilistisch hat sich nicht all zu viel bei den fünfen verändert, was alles andere als negativ zu werten ist, denn auf einzigartige Art und Weise beschenkt uns die Formation um Bjørnar E. Nilsen erneut mit einem dramatisch-theatralischen, schrägen, dem Wahnsinn nahen Avantgarde Metal-Cocktail, der einen anhand seiner wilden Wandlungen, packenden Melodien, Nilsens manischem Gesang und der unglaublichen Atmosphäre komplett vereinnahmt. Auffällig ist, dass die – durchaus noch vorhandenen – Bandparallelen nicht mehr so eindeutig zu ziehen sind und die Originalität stattdessen mittlerweile omnipräsent statt dominant ist.

Nach dem schrulligen Intro „Crooks & Sinners“ nimmt uns „Race For The Gallows“ auf eine turbulente Geisterbahnfahrt mit, wobei gerade die warmen Hammond-Orgeln und die ruppigen Riffs im Einklang mit Bjørnars Organ für adäquate Schockeffekte sorgen. „The Hangman's Hatch“ saugt einen dann gnadenlos in seinen psychedelisch-treibenden Strudel und zermürbt die Seele – bis da am Ende des Songs plötzlich vom Teufel besessene Oompa-Loompas aus den Särgen springen. Fast jazzig mutet hiernach gelegentlich „The Bolted Door“ an, wird aber durch straighte Passagen immer wieder auf die gerade Bahn gezogen – bis das Stück im letzten Drittel zerläuft, als fiele ein Glas Säure in Zeitlupe auf einen blutbesudelten Teppich, welcher sich daraufhin langsam und dampfend in Nichts auflöst.

„This Cursed Flesh“ ist hingegen mit einem sterbensschönen Gitarrenlead gesegnet, und manchmal hört sich dieser Song durch seine zahlreichen markerschütternden Wechsel an wie ein Kampf zwischen guter Seele und böser Seele, Halluzination und Klarheit, Frohsinn und Depression, Liebe und Mordlust, Unermesslich großer Kraft und dem letzten Hauch vor dem Tod. Das schleppende „I Hung My Heart On Harrow Square“ könnte anhand seiner Dramatik dann gar nicht besser platziert sein, klingt es doch wie das lautstarke Wehklagen eines gebrochenen Mannes, das im Refrain in fast bitterbösem Zynismus mündet. Anfänglich im trostlosen Nichts gefangen, erscheint die vorletzte Nummer „Crowning The Cycle“ wie das letzte Aufbäumen, bevor mit „Of Branded Blood“ bereits die Stimme aus dem Jenseits ruft. Doch dieses finale Stück ist erneut ein verbitterter Kampf zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit.

Wahnsinn. Mir ist gleichzeitig heiß und kalt.

Gut, diese Assoziationen dürften thematisch wohl nicht viel mit den tatsächlichen lyrischen Inhalten zu tun haben, aber alleine das absurde Kopfkino ist schon den Hörgenuss dieser knappen dreiviertel Stunde wert. Es ist jedenfalls nicht abzustreiten, dass „The Malefactor's Bloody Register“ komplett unter die Haut geht, direkt in die Blutbahn. Als würden dem Körper durch mehrere Kanülen abwechselnd Gift und Gegengift, Virus und Serum, schmerzfördernde Medikamente und danach Morphium verabreicht.

Die einzigartige Stimmung der Musik wurde von Brian Gardner (ISIS, DAVID BOWIE, NINE INCH NAILS) perfekt eingefangen. Die Produktion bleibt unbequem, man stößt sich an den Ecken und Kanten, und dennoch ist alles transparent und klar. Auch wurde Nilsens Stimme oft bewusst etwas weiter nach hinten gemischt, so als wolle man ihn gegen das laute Treiben um ihn herum ansingen lassen. Obendrein wird das Album durch Gastauftritte an Cello, Saxophon, Violine sowie durch zusätzliche Hammondorgeln, eingespielt von ENSLAVEDs Herbrand Larsen, bereichert, was für weitere funkelnde Sterne im Klangkosmos der Skandinavier sorgt.

FAZIT: Liebhaber des sonderbaren Metal müssen eine Band wie VULTURE INDUSTRIES gehört haben, auch wenn bezüglich des nonkonformen Sounds und den eigenwilligen Vocals etwas Toleranz – oder besser gesagt: Offenheit für das „Andersartige“ - gefragt ist.

Chris Popp (Info) (Review 7789x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Crooks & Sinners
  • Race For The Gallows
  • The Hangman's Hatch
  • The Bolted Door
  • This Cursed Flesh
  • I Hung My Heart On Harrow Square
  • Crowning The Cycle
  • Of Branded Blood

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Tuomas
gepostet am: 10.11.2010

User-Wertung:
6 Punkte

Hi, das kann ich nicht nachvollziehen. Das Debüt gefiel mir noch ganz gut. Aber hier das ist ja zu durcheinander alles. Der Gesang klingt so schräg. Aber auch die Lieder sollen immer an Arcturus erinnern. Die sind aber viel besser. Die Produktion ist sehr steril, kalt. Naja, wems gefällt. Gruß Tuom
Neurocean
gepostet am: 23.11.2010

User-Wertung:
14 Punkte

Hi, ich kann eigentlich nur den Kommentar von Tuomas nicht nachvollziehen.

Einfach nur großartig diese Scheibe!
Astreines Review! Es ist gut zu wissen, dass es tatsächlich noch Leute gibt, die etwas von guter Musik verstehen!
Nachwuchs
gepostet am: 04.12.2010

User-Wertung:
15 Punkte

Neurocean hat völligst recht. Na gut... Nicht ganz... Einen Punkt mehr hätte das Album doch schon verdient...
Nachwuchs
gepostet am: 04.12.2010

User-Wertung:
15 Punkte

Neurocean hat völligst recht. Na gut... Nicht ganz... Einen Punkt mehr hätte das Album doch schon verdient...
Nachwuchs
gepostet am: 04.12.2010

User-Wertung:
15 Punkte

Neurocean hat völligst recht. Na gut... Nicht ganz... Einen Punkt mehr hätte das Album doch schon verdient...
Nachwuchs
gepostet am: 18.10.2011

User-Wertung:
15 Punkte

Neurocean hat immer noch recht!
Neurocean
gepostet am: 14.01.2012

User-Wertung:
15 Punkte

ich erhöhe nachträglich um einen Punkt! einfach nur genial!
Neurocean
gepostet am: 18.12.2012

User-Wertung:
15 Punkte

Hatte ich schon erwähnt, dass dieses Album genial ist?

An diese Band kommen nur noch die Chaoten von Major Parkinson ran :)

achja Shining sollte man auch nicht vergessen, wenn man schon dabei ist den norwegischen Wahnsinn aufzulisten :)
Chris [Musikreviews.de]
gepostet am: 18.12.2012

Ein Mann mit Geschmack. Und in der Tat, MP sind schlichtweg genial, und die norwegischen Blackjazz-Shining natürlich ebenso.
Neurocean
gepostet am: 05.12.2013

User-Wertung:
15 Punkte

Es weihnachtet sehr! Daher muss ich erneut meinen jährlichen Senf beisteuern.
Dieses Album ist natürlich immer noch grandios! Da kann die neue Platte der Norweger leider nicht mithalten.
Apropo Norweger.... Leprous hätten natürlich bei der Aufzählung nicht fehlen dürfen... Live sind die Jungs unschlagbar!

Bis zum nächsten Jahr! Frohe Weihnachten
Neurocean
gepostet am: 10.11.2014

User-Wertung:
15 Punkte

So gut ist das Album nun auch wieder nicht..........

Für 15 Punkte reicht es natürlich trotzdem ;D
Es wird Zeit, dass die Jungs mal was Neues in dieser Qualität aufnehmen. Der Tower hat mich leider nicht überzeugt.
Achterbahnfahren ist doch irgendwie spannender als Klettern...
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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