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Curved Air: Phantasmagoria (Review)

Artist:

Curved Air

Curved Air: Phantasmagoria
Album:

Phantasmagoria

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock / Folk

Label: Repertoire
Spieldauer: 37:56
Erschienen: 10.06.2011
Website: [Link]

Repertoire legen CURVED AIRs dritten Langspieler nach einer 2007er Version erneut auf, diesmal als fürs Label typisches Vinyl-Replikat ohne den B-Seiten-Track "Sarah's Concern". Wer diese Schlüsselscheibe der Band aus dem Jahr 1972 noch nicht kennt, sollte sich auf ein Gesellenstück des klassisch britischen Leisetreter-Prog einstellen.

Die damals von Zerwürfnissen gebeutelte Combo legte mit "Phanatsmagoria" dennoch eines ihrer besten Werke ab, das nicht zuletzt dank diverser Gastmusiker (Bläsersektion) enorm an Tiefe gewinnt. Selbst die dezenten Keyboardsounds klingen anders als bei vergleichbaren Combos auch heute noch hochwertig und stimmig, nicht bloß nach "Hört, wir haben ein neues Spielzeug". Sonja Krisitnas "Marie Antoinette" zu Beginn besitzt etwas herrlich Verspuktes, wie man es auch von MELLOW CANDLE oder im noch krasseren Maße von den irren COMUS kennt. Jazz war auf der Insel von Anfang an ein Thema, aber bei CURVED AIR nicht in solchem Maße wie etwa bei EGG oder HATFIELD AND THE NORTH. Sperrig tönt ihr folkig angehauchtes Material also zu keinem Zeitpunkt, und heutige Schrammelbarden dürfen sich gern etwas vom wunderbaren "Melinda" abschneiden - Mikael Åkerfeldt hat's bestimmt getan. "Not Quite the Same" verzeichnet an dritter Stelle einen ersten Stimmungswechsel hin zum Quirligen, ob der Instrumentierung fast Majestätischen.

CURVED AIR musizieren detailliert und dennoch kompakt, erweisen sich dabei jedoch als regelrechte Hook-Wunder, in deren Erzeugnisse man sich vertiefen kann (Kopfhörer auf!), ohne sich für den unmittelbaren Zugang anstrengen zu müssen. "Cheetah" fällt instrumental bedrohlich expressiv aus, speziell ob TRACE-Mann Darryl Ways charakteristischer Geige. "Ultra Vivaldi" leitet als kurzes VCS-3-Experiment zum wieder hibbeligeren und positiv sprunghaften Titeltrack über, und "Whose Shoulder Are You Looking Over Anyway?" schließt die Klammer sozusagen also geräuschhaftes, auf den Tasten ersonnenes Gluckern. Es wundert, dass diese Zwischenspiele nicht selbstzweckhaft anmuten, sondern sich stimmungsvoll in den Kontext fügen und nicht einmal auf die Uhr schauen lassen. Mit "Over and Above" wird's treibend bis virtuos, die Stimme der Frontfrau besonders eindringlich. Die Schweden PAATOS dürften speziell in ihrer Frühzeit häufig Musik dieser Couleur gelauscht haben.

Die zum Albumtitel passende geisterhafte Atmosphäre erwirkt vor allem der EMS-Synthesizer sowie im wahlweise Jahrmärkte oder eine Walpurgisnacht heraufbeschwörenden Abschluss "Once A Ghost, Always A Ghost" die besonders stark an die Mannen und das Fräulein um Roger Wootton erinnernden Störgeräusche (Gurren und Percussion). "Phantasmagoria" ist mitnichten öder Weichzeichner-Schönklang, wie man ihn speziell im Neoprog heuer als visionär missversteht; hier gibt und gab es spitze Ecken und Kanten sowie eine nicht zu unterschätzende emotionale Gebrochenheit, die es neu beziehungsweise wiederzuentdecken gilt.

FAZIT: "Phantasmagoria" war eine letzte Steigerung im Vergleich zum selbstredenden "Second Album" und zeigt CURVED AIR auch 2011 als Referenzband in Sachen Wald-und-Wiesen-Prog aus der Gründerzeit, deren Songs und Sound die Zeit nichts anhaben konnte - ein unverhofft modern klingendes Album und von Repertoire wie üblich liebevoll aufbereitet, auch eingedenk der Kommentare des ewig gesprächigen Chris Welch.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3731x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Marie Antoinette
  • Melinda (More or Less)
  • Not Quite the Same
  • Cheetah
  • Ultra-Vivaldi
  • Phantasmagoria
  • Whose Shoulder Are You Looking Over Anyway?
  • Over and Above
  • Once a Ghost, Always a Ghost

Besetzung:

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