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Mexicola: Distant Lights (Review)

Artist:

Mexicola

Mexicola: Distant Lights
Album:

Distant Lights

Medium: CD
Stil:

Rock / Alternative

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 57:51
Erschienen: 11.03.2011
Website: -

Ferne Lichter leuchten schwach, aber eben nur aus der Distanz betrachtet. Rückt man dem Debütalbum dieser Band aus Mecklenburg-Vorpommern jedoch näher auf den Pelz, verbrennt man sich zwar immer noch nicht an herzblutroten Glühdrähten, spürt aber trotzdem nicht zu verachtende Wärme und vor allem das Potenzial zu höheren Weihen.

Nach Provinz klingen MEXICOLA definitiv nicht, und schon gar nicht nach einer Gruppe Englisch-Höriger, die beim Aufgreifen der Sprache mitsamt des dahinterstehenden Duktus allzu vordergründig deutschtümelt beziehungsweise nach Bierzelt riecht. Der Opener von "Distant Lights" trifft mit in die Höhe geschrammelten Gitarrenwänden den Nerv der Zeit. Zwischendurch verfällt die Gruppe ins ganz, ganz Sachte - gekonnt und anhaltende Spannung erzeugend, was "Overwrite" wie ein überlanges, aufregendes Intro anmuten lässt. Erst zum Schluss bäumen die Musiker sich vorhersehbar auf, lassen aber sehr wenig Variation mit Hinblick auf die Klangmotivik zu. "Goldblood" zeichnet ein ganz anderes Bild: Stonerrock mag man es nennen, doch dieser Begriff passt immer, wenn man sich angehörs groovender Riffs, bluesigen Geknödels und nicht wirklich riesiger Hooks in Beschreibungsnöte bringt. Gewiefte Wendungen und solistische Schelmenstücke bleiben MEXICOLA hier jedenfalls schuldig. Mit "The Architect's Demise" kommen sie rascher zu Potte: Energie, schräge Ideen und rhythmische wie melodische Abwechslung. Der tiefe Bass drückt, die Drums treiben, und der verfremdete Gesang müsste wie bereits zuvor nicht wirklich sein. Er steht dem leicht tänzerischen "The Electric Eye" weit besser.

Nach dem sperrigen "Insect" fungiert "The Unforgettable" als TOOL-leicht-Menü, während "Where I Belong" Wünsche aufkeimen lässt, die Gruppe diene sich einem Produzenten wie Guido Lucas an, der ein gutes Händchen für derlei Mucke besitzt. Unter seiner Fuchtel könnte "Out of my Hands" den QUEENS OF THE STONEAGE Konkurrenz machen, der schwelgerische Titelsong gar der Elite des Neoprog, die mit Grunge sozialisiert wurde - doch so bleibt "Marigold" auch nur ein träumerisches Outro, das MEXICOLA für den Antritt des BLACKMAIL-Erbes zur Diskussion stellt beziehungsweise sie als zukünftige Deutschindie-Größen anbietet. Vorstellbar wäre es - im Moment langt's aber noch nicht. Vom Dröhnrock einerlei versuchen Dame und Herren sich trotz eines scheppernden Grundsounds strikt abzuheben, indem sie immer wieder für Kuriositäten sorgen und sich nicht allein auf schnarchtassiges Geriffe beschränkt sehen wollen. Coole Aufmachung übrigens, die Scheibe.

FAZIT: Noch nicht so recht ausgegoren klingt der Dicksaft, den MEXICOLA mit "Distant Lights" angesetzt haben. Fans experimentierfreudiger und schrankenloser Alternative-Bands sollten einen Hör riskieren; sie könnten sich wundern, wie ungleich heller die hier vorgetragenen Ideen strahlen, wenn man sie sich vor dem Hintergrund einer gerafften und vom Dumpfen befreiten Produktion vorstellt - ein imaginiertes Ausrufezeichen, in Wahrheit vorerst eine Ellipse.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3823x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • Overwrite
  • Goldblood
  • The Architect's Demise
  • The Electric Eye
  • Insect
  • The Unforgettable
  • Where I Belong
  • Out of my Hands
  • The City
  • Distant Lights
  • Marigold

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Mathias
gepostet am: 05.04.2011

Erst einmal vielen Dank, dass du dich so ausführlich mit unserem Album auseinandergesetzt hast, Andreas!

Und für die "...Fans experimentierfreudiger und schrankenloser Alternative-Bands..." empfehle ich mexicola.bandcamp.com, da kann man das komplette Album als Stream hören.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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