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Allan Holdsworth: None Too Soon (Review)

Artist:

Allan Holdsworth

Allan Holdsworth: None Too Soon
Album:

None Too Soon

Medium: CD
Stil:

Jazz / Fusion

Label: Moonjune / Soulfood
Spieldauer: 51:04
Erschienen: 29.06.2012
Website: [Link]

Diese ursprünglich 1996 veröffentlichte neunte Scheibe der Fusion-Ikone ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit dem Organisten Gordon Beck, der die hier vertretenen Jazz-Standards arrangiert und mit dem Titelstück beziehungsweise „San Marcos“ (flotter Parforceritt) eigene Kompositionen beigesteuert hat. Hinzugezogen wurde die monströse Rhythmusgruppe von TRIBAL TECH, weshalb „None Too Soon“ wie zu erwarten nicht bloß einen Sampler ambivalenter Neueinspielungen darstellt.

Schon „Countdown“ zerlegt die typischen Coltrane-Akkordfolgen, zumal HOLDSWORTH zunächst ein kratzige Brett fährt und die Jazz-Polizei erst nach kurzer Verzögerung mit sanft bauchigem Klang versöhnt. Django Reinhardt „Nuages“ zeigt den Gitarristen deutlich zurückhaltender, sodass Covington und Beck das Feld bestellen können, klassisch mit Bar-Flair und minimalistischem Fretless-Spiel.

Die beiden Stücke von Joe Henderson, „Isotope“ und der Abschluss „Inner Urge“, tönen stilistisch ähnlich homogen wie Irving Berlins „How Deep Is The Ocean“, wenngleich der Kopf der Combo die Zwölftakt-Struktur nebst Blues-Schema im ersten Stück nahezu unkenntlich macht, indem er elegant durch die Modi tanzt. Willis' Walking Bass mutet ungleich konventioneller an. Das dreigeteilte „None Too Soon“ indes steht logischerweise im Zeichen des Urhebers. Beck tastet sich oftmals virtuos übers Keyboard, und obwohl man eigentlich nicht krampfhaft erneuern müsste –das Zeitalter der zynischen Dekonstruktion war noch nicht angebrochen, weshalb die Herren ohne Scham swingen wie in den Fünfzigern, derweil der Bassist ein Pastorius-Gedächtnis-Solo abliefert –, befremdet HOLDSWORTH regelmäßig, indem er seine Synth-Axe bemüht, was unangenehme Assoziationen an Fahrstuhl-Fusion anno 1980 bis '90 provoziert. Dennoch: Das atemberaubende Handwerk lässt diesen Makel unerheblich erscheinen.

Das zeitlose „Norwegian Wood“ der BEATLES erfährt ebenfalls eine Generalüberholung bis zur Unkenntlichkeit, was bei einem solch allgemeingültigen Stück erfrischt, aber „Very Early“ trägt dem poetischen Genie des Komponisten Bill Evans mit Bedacht Rechnung: Die Rhythmusgruppe steht hier im Vordergrund, und HOLDSWORTH hat abgesehen von die akkordische Marschrichtung vorgebenden Synth-Flächen nichts zu melden. Diese sind es wie gesagt, die „None Too Soon“ klanglich ein Stück weit von typischen Trio- beziehungsweise Quartett-Alben abheben. Der Charakter dieses gelungenen Experiments bleibt aber ein klassischer – nur eben als frische Interpretation, selbst mit über 15 Jahren auf dem Buckel.

FAZIT: „None Too Soon“ versöhnt konservative Jazzer mit der Fusion-Klientel und zeigt, dass beides letztlich nicht weit voneinander entfernt liegt, wenn Musiker mit Respekt zur Sache gehen. Dies tun ALLAN HOLDSWORTH und seine Mannschaft, unbeschwert wie fingerfertig obendrein.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3314x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Countdown
  • Nuages
  • How Deep Is the Ocean
  • Isotope
  • None Too Soon Pt I/Interlude/None Too Soon Pt II
  • Norwegian Wood
  • Very Early
  • San Marcos
  • Inner Urge

Besetzung:

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