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David Nesselhauf: The Barrow (Review)

Artist:

David Nesselhauf

David Nesselhauf: The Barrow
Album:

The Barrow

Medium: CD
Stil:

Doom Jazz, Dark Ambient

Label: Enorme Tonträger
Spieldauer: 43:40
Erschienen: 16.03.2012
Website: [Link]

DAVID NESSELHAUFs „The Barrow“ wurde bereits im März veröffentlicht. Und passt dort auch stimmungsmäßig eigentlich besser hin, ans Ende des Winters, zu Beginn eines kalten Frühlings. Egal, tun wir jetzt einfach so, als hätte der Herbst schon begonnen, denn auch dort findet „The Barrow“, das zweite Solo-Album NESSELHAUFs, nach dem 2008 erschienen „Amateur“, ein kuscheliges Plätzchen.

Kuschelig ist die Musik dabei überhaupt nicht. Sie schleicht sich eher hinterrücks an, kalt, nagend; ein wohliges Gefühl stellt sich erst beim Fallenlassen in die kargen und doch atmosphärisch prall gefüllten Klanglandschaften ein. NESSELHAUF fängt einen auf. Vielleicht. Die Kraft der Verlangsamung, fast bis zum Stillstand. Doch nie öde und selbstverliebt. Der Soundtrack zu einem experimentellen Horrorfilm. Das Haus an der Friedhofsmauer beherbergt keinen mordenden Professor Freudstein im Keller mehr, sondern einen somnambulen Clubbesitzer, der seine Ein-Mann-Hausband angewiesen hat, Wiegenlieder für Untote zu spielen. Vereinzelte Klaviertöne, verzerrte Gitarren, Samples, die an einen Fahrstuhl erinnern, der etliche Etagen tiefer als in den Keller fährt.

NESSELHAUF bewegt sich zeitlupenhaft zwischen ambienten Sounds, kammermusikalischem (Free-)Jazz, dunklem Rock, Drones und Klassik, wobei jeder einzelne Ton, jedes gespielte Instrument zelebriert wird. So, als würde es die letzten Augenblicke seines musikalischen Lebens erleiden.

„Eleanor Rigby“ der BEATLES („Hagel“) klingt flüchtig an, freilich reduziert auf den ersterbenden Hauch eines einzigen Cellos. Im Hintergrund oft ein sachtes Dröhnen, oder um einmal mehr einen meiner Lieblingsvergleiche zu bemühen: Es klingt als würde permanent durch ein geöffnetes und vergessenes Ventil Gas ausströmen. Beunruhigend. Und doch gelingt es DAVID NESSELHAUF, den Hörer durch Ansätze zarter Melodien aufzufangen, ihn nicht in deprimierender Stille untergehen zu lassen. Es passiert viel, im Kleinen. Und wie bei jeder gelungenen Kunstform insbesondere dadurch, dass der Rezipient mit einbezogen wird, die Chance erhält, etwas Eigenes, Ganzes aus scheinbaren Bruchstücken zu formen.

FAZIT: Definitiv keine Sommerplatte. Aber ein Fest der Sinne. Wenn die Dunkelheit hereinbricht oder Kaminzeit angesagt ist. Die Muße sich Zeit zu nehmen. Wird immer wichtiger…

Fein: Rezension ist zu Ende, ohne einmal BOHREN & DER CLUB OF GORE erwähnt zu haben. Das benötigt „The Barrow“ auch gar nicht.

Jochen König (Info) (Review 3952x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Smilten
  • Blackbird
  • Hagel
  • Miss Field
  • Double Twenty
  • The Barrow
  • Co-Operator
  • Nordwest
  • Laokon
  • Findling
  • One Hour Drive
  • Blue Sweater

Besetzung:

  • Sonstige - David Nesselhauf

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Sascha G. [Musikreviews.de]
gepostet am: 02.08.2012

Hee, ist das P.S. etwa eine Hommage an meine Pineapple-Thief-Kritik? :D

Klingt genau, als wärs mein Ding. Ich hab mir irgendwie nicht mal die Mühe gemacht, bei der Verteilung reinzuhören, ich hatte sofort die Assoziation Hasselhoff > Klamauk im Kopf... so kann sich das rächen. ;)
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 02.08.2012

User-Wertung:
12 Punkte

Ich würde ja gern schreiben, ja lieber Sascha, es ist eine Hommage an dich und dein Review. Leider bin ich selbst drauf gekommen, finde die Ähnlichkeit aber cool. Es gibt wohl Musik, die anscheinend ohne bestimmte Verweise nicht auskommt. Ist auch okay so. Es aber sein zu lassen und dann eigenlobend darauf hinzuweisen, ist eine Versuchung, der man anscheinend kaum entgehen kann ;-)

Und ja, mit Klamauk hat Nesselhauffs überzeugendes Schaffen rein gar nichts zu tun. "I've been looking for Darkness" statt, na du weißt schon. Die Namensähnlichkeit fand ich indes zu verlockend, um mir das Album entgehen zu lassen. Hätte bei einem Verriss für einige naheliegende Gags gesorgt. Oder um es mit Groucho Marx zu sagen: Eine Pointe kann nie so schlecht sein, dass man sie am Wegesrand liegen lässt. In etwa....
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