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Einstürzende Neubauten: Live At Rockpalast 1990 (Review)

Artist:

Einstürzende Neubauten

Einstürzende Neubauten: Live At Rockpalast 1990
Album:

Live At Rockpalast 1990

Medium: CD+DVD
Stil:

Industrial / Avantgarde

Label: MIG (Made In Germany) Music
Spieldauer: 71:35
Erschienen: 09.11.2012
Website: [Link]

Mit ihrer fünften Platte „Haus der Lüge“ waren EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN endgültig in der Avantgarde angekommen und spalteten die Gemüter: Während jene, die das Kollektiv von Beginn an verfolgt hatten, ihre Akzeptanz im angeblichen Mainstream verpönten, wollten sich gewisse Vertreter desselben nicht beirren lassen und kanzelten Enfant Terrible Blixa Bargeld mit seiner Rotte weiterhin als Dilettanten ab. Aus welcher Klientel sich das Publikum an diesem Abend in der Düsseldorfer Philipshalle auch zusammensetzte: Die Gruppe reüssierte, obwohl sie sich vorwiegend auf aktuelles Material beschränkte.

Die Macher lassen sich nicht lumpen und bieten den Gig, der längst auf einschlägigen Web-Plattformen in VHS-Qualität zu sehen ist, als CD/DVD-Pack im gewohnten Schwarzweiß-Digi an. Die Bild- und Tonqualität lassen zu wünschen übrig beziehungsweise entsprechen dem Neunziger-Standard, doch angesichts des Noise, den die NEUBAUTEN propagierten, passt dies ebenso wie die abweisend minimalistische Kulisse, vor der man auftrat.

Die unterschiedlichen Persönlichkeiten machen einen großen Teil der Dynamik dieser Performance aus. Zu nennen wären vor allem der exzentrische Geck Bargeld neben dem hier fast als Metaller durchgehenden Alexander Hacke, die als Gegenpole fungieren, wohingegen akustisch keine Fragen offenbleiben. Unerträglichen Lärm wie „Der Tod ist ein Dandy“ mag man als Quatsch abkanzeln, doch wer bei „Sehnsucht“ nicht gespannt lauscht – der Frontmann ist ein unbestreitbar ernstzunehmender Dichter wie Rio Reiser, wenn auch kein Heldentenor –, hört Musik auch sonst nur „so nebenbei“.

Und Musik ist das, was hier teilweise fabriziert wird, durchaus. „Armenia“ funktioniert in besseren Discos, „Stuhl in der Hölle“ ist Gothic im ursprünglichen Sinn, und „Der Kuss“ besticht wie selten auch auf melodischer Ebene, wo der Reiz der Combo meistens auf der rhythmischen Komponente beruht. Diese überwiegt sicherlich auch hier, doch als Gesamtkunstwerk wirkten die Ikonen wohl nie so ausgewogen – hinterher ohnehin nicht mehr, da kurz darauf ein Bruch erfolgte, wie die Historie weiß …

… ganz davon abgesehen, dass die NEUBAUTEN eine Menge momentan modischen Scheiß vorwegnahmen, seien es songdienliche Drones („Yu Güng“) oder die Bekanntmachung des Metal mit dem lange Zeit in einer Blase existierenden Industrial-Sound der Achtziger.

FAZIT: Streitbar ja, aber niemals gleichgültig – EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN live sind auch (oder just deswegen?) im optisch wie klanglich durchschnittlichen Ambiente eine rechte Schau und mögen vielleicht nicht genossen werden; Bescheid wissen sollte man aber schon über sie, und in dieser Hinsicht verschafft diese Doppelpackung einen trefflichen Überblick.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3640x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Prolog
  • Feurio
  • Der Tod ist ein Dandy
  • Sehnsucht
  • Armenia
  • Yu Güng
  • Zerstörte Zellen
  • Trinklied
  • Ich bin's
  • Stuhl in der Hölle
  • Der Kuß
  • Haus der Lüge
  • Kein Bestandteil sein
  • Zeichnungen des Patienten O.T.
  • Sand
  • Ich bin das letzte Biest am Himmel

Besetzung:

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