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Lugnoro: Annörstades (Review)

Artist:

Lugnoro

Lugnoro: Annörstades
Album:

Annörstades

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Ozium Records
Spieldauer: 71:40
Erschienen: 08.06.2012
Website: [Link]

Jugend musiziert: Zwei Demos (auf der Band-Website für lau zu haben) und eine EP („Tellus“) später liefern die Schweden LUGNORO einen Einstand nach Maß für Freunde des eher handfesten als ätherischen oder virtuosen Progressive Rock ab.

Das Intro „Organism“ ist für die Wortspiel-freudige Band („lugn“ und „oro“ bilden quasi ein Oxymoron) selbstredend, und das neunminütige „Barndomen“ weist dem Titel getreu zurück in die Kindheit der Musiker: Schmatzende Tastensounds zwischen DEEP PURPLE light und Hammond-Alleinunterhalter prägen das trotz der Länge recht eingängige Bild. Björn Hansson ist kein Mordssänger, aber die Energie der Instrumentalisten trägt seine Stimme über weite Strecken hinweg, denn einerseits verstehen es die Instrumentalisten, ihre Songideen klar zu umreißen, derweil sie andererseits nicht davor zurückschrecken, auszuscheren (Percussion, Bass-Drum-Passspiel) und im gegebenen Rahmen zu improvisieren, ohne das Grundgerüst zu zerfleddern.

Was dies betrifft, steht die Gruppe in bester Songschreiber-Tradition, und das kräftigere „Själalik“, das nicht minder lang ausgefallen ist, verfolgt diese Richtung noch stringenter. Die Gitarre steht hier im Vordergrund und wird im Mittelteil konsequent zurückgenommen, um für Spannung zu sorgen. Das kurze, quirlige Instrumental „Alfons“ läutet nach dem euphorischen Beginn der Scheibe einen Stimmungswechsel zu „I Gamla Spår“ ein: Wah-Wah und Tonleiterwahl erwirken eine leicht finstere Atmosphäre, wozu Hansson passenderweise gelegentlich Schmutz in seinen Vortrag legt. Umso bemerkenswerter fallen deswegen die zwischenzeitlichen Fistelstimmen auf, sodass sich eingedenk des mittigen Jams (der Track ist unwesentlich kürzer als das Gros) eine besonders farbenfrohe Komposition ergibt.

Das Piano-Regen-Intro „Annorledes“ leitet das swingende Highlight „Familjen“ ein. Abgesehen von dem prägnanten Chorus strotzt das Stück vor Spielfreude (ein Lob an den Produzenten, der die Zwischenrufe des Drummers eingefangen hat und ihn die Cowbell klopfen ließ) und schiebt zuerst, bevor sich die Musiker in einen Rausch zocken. Danach lassen LUGNORO einen klagenden Ton anklingen: „Illvilja“ gestattet dem Frontmann, sich von seiner glänzend ausdrucksvollen Seite zu zeigen, und die rhythmische Variation des Hauptthemas verwandelt die Zutaten in einen sowohl schnell greifbaren als auch nachhaltig interessanten Track. Der generell bauchige und unbearbeitete Gitarrenton zahlt sich während der Solos aus und bedingt auch die Hit-Qualitäten des Titelstücks, das hymnisch und drückend ausgefallen ist wie URIAH HEEP zu besten Zeiten, wenngleich der Gesang typisch für Skandinavien recht dünn bleibt.

Dennoch klingen diese Herren gewissermaßen wie LANDBERK mit Arsch, was sich auch auf „Förlust“ beziehen lässt, denn die träumerischer Passagen werden hier eindrücklich von saftigen Riffs konterkariert. Das Lied bricht nach der Hälfte (vier Minuten) komplett zusammen und baut sich in eine komplett andere Richtung schwenkend erneut auf, bevor LUGNORO die anfänglichen Elemente wieder aufgreifen und nicht etwa zum Klimax führen, sondern ein gelassenes Ende anstreben. Der Kniff besteht nämlich darin, erst den Rausschmeißer „Sagan Om Skönt“ zum richtigen Endspurt hin auszulegen. Somit geleitet dieser Einstand gewissermaßen so aus dem Musikzimmer, wie er begonnen hat: heiter und belebt, aber nicht protzig oder oberflächlich happy.

FAZIT: LUGNORO sind eine der Hoffnungen im Bereich Skandi-Prog auf hart rockendem Fundament. Wer auf BLACK BONZO stand oder die alten Herren NEBULOSA aus der Nachbarschaft dieses Quintetts kennt, darf sich „Annörstades“ nicht entgehen lassen.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3857x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Organism
  • Barndomen
  • Själalik
  • Alfons
  • I Gamla Spår
  • Annorledes
  • Familjen
  • Illvilja
  • Annorstädes
  • Förlust
  • Sagan Om Skönt

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
Mirko
gepostet am: 10.06.2012

User-Wertung:
12 Punkte

Sehr schönes Album, das Review kann man so stehen lassen. :)
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