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Sios: Halcyon Failure (Review)

Artist:

Sios

Sios: Halcyon Failure
Album:

Halcyon Failure

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock / Alternative

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 66:49
Erschienen: 19.10.2012
Website: [Link]

Alternativer Prog, ein Debütalbum, das den zweiten Teil einer Fantasy-Saga darstellen soll … da war doch etwas, nicht wahr? Versuchen wir also, die Musik von SIOS zu beschreiben, ohne den Namen jener anderen Band zu bemühen, der sie sehr offensichtlich nacheifern. „Halcyon Failure“ wurde gemeinsam mit Kevin Antreassian produziert, der bereits mit Mike Portnoy und Dillinger Escape Plan zusammengearbeitet hat.

Das Konzeptalbum der New-Jersery-Truppe beginnt mit einem kurzen Klavierstück, bevor „The Garden Of Shades“ zu Beginn derbe nach „Coming Home“ von „Good Apollo, I'm Burning Star IV“ klingt. Danach haben wir es mit einem vor allem rhythmisch beeindruckend virtuosen Classic Rocker eingedenk leichter Indie-Note zu tun. SIOS häuten sich innerhalb der knappen Spielzeit ständig, ohne grell zerfahren anzumuten. Phillip Defreitas hat eine sehr angenehme Stimme und vor allem ein Händchen für saustarke Melodien, wie er auch im schweren und schwermütigen „Karmatic“ beweist. Eine stimmliche Verwandtschaft zu Sting lässt sich vor allem während des träumerischen „The Walls Of Morado“ nicht verhehlen.

Der Frontmann ist sowohl ein klasse Bassist und Arrangeur, der „Pyreflies“ in ein mehrstimmiges Drama verwandelt hat, was ihm im Laufe von weniger als vier Minuten erst jemand nachmachen muss, derweil seine Gitarrenkollegen geschmackvoll zurückhaltend spielen, aber auch fiebrig die Zügel schießen lassen können. Das elegant schreitende „A Witness To What?“ entwickelt sich zum aufbegehrenden Antreiber, „Lost In Wonderland“ ist ein tiefsinniger Hit für die theoretisch existente Alterna-Prog-Disco, wohingegen „Heaven“ ähnlich zwiespältig ausfällt wie das Stück „In Keeping Secrets Of Silent Earth 3“: Akustikballade zwischen Mordgelüsten und Liebesbekenntnis. Schrullig ebenfalls: „The Evil In Us“ mit Sprechgesang und Keyboard-Tupfern.

Wave-Bezüge machen SIOS im schwebenden „Inside The Tides“ geltend, das bis zur Hälfte unheimliche Spannung schürt und dann schroff losbricht – ein Glanzlicht und Anspieltipp unter vielen. Generell ist es schwierig, das Quartett auf einen Song festzunageln, weil sie alle anders und dankenswerterweise nicht nach Strophe-Refrain-Schemata gestrickt sind. Dies hält die Truppe jedoch nicht von erdigen Hardrockern wie „Halcyon Failure I“ ab, bei dem sie mit Percussion und Chor arbeitet – und ja, die Trilogie am Ende einer Scheibe hat man auch schon anderswo gesehen.

Deren zweiter Teil ist dank der Gesangsmelodie sehr eingängig ausgefallen und gehört ebenfalls zu den härteren Stücken,derweil sich SIOS das Magnum Opus bis zum Schluss aufgehoben haben. Teil drei ist fast eine Viertelstunde lang und beginnt als Doomer mit klingelnden Glocken. Die Band lässt quirligen RUSH-Prog fließend in ganz lichte Passagen übergehen, die nur von den Vocals getragen werden, streut Gang-Shouts und die einzigen Doublebass-Parts der Platte ein oder lässt den Solo-Hund für einen langen Lauf von der Kette, während im Hintergrund Streicher im Regen stehen. Dieser dauert solange an, bis Math-Metal-Riffs die Wolken aufbrechen, damit Defreitas zur ersehnten Auflösung anhebt. Das Ganze nimmt in seinen epischen Dimensionen beinahe die Ausmaße von BETWEEN THE BURIED AND ME an, allerdings ohne Core-Bezüge (auch wenn die letzten Textzeilen tatsächlich geschrien beziehungsweise von einer Gast-Chanteuse gesungen werden) und postmodernen Eklektizismus. SIOS sind nämlich bei aller Intelligenz bodenständige Rocker, und das ist in einer Ära der musikalischen Selbstdarsteller sehr erfreulich.

FAZIT: „Halcyon Failure“, ein Volltreffer-Album, ist trotz des hässlichen Covers unverzichtbar für Freunde von 3, FAIR TO MIDLAND und eben jener anderen Band. Davon abgesehen verzeichnen SIOS bei gleicher stilistischer Ausrichtung musikalisch genügend Alleinstellungsmerkmale (eigenständiger Sound, originelle Songstrukturen und eine charismatische Frontstimme), um nicht als schnöde Kopisten durchzugehen. Sich so beeinflussen lassen ist immer noch besser als auf Retro zu machen und die Helden der Siebziger zu kopieren.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 2894x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Duo Vigilans Finem
  • The Garden Of Shades
  • Karmatic
  • Xi: A Witness To What?
  • Pyreflies
  • Lost In Wonderland
  • The Walls Of Morado
  • Heaven
  • Inside The Tides
  • The Evil In Us
  • Halcyon Failure I: Where The Change Grows
  • Halcyon Failure II: Confusion Of Certainty
  • Halcyon Failure III: The Search For Duende

Besetzung:

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