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Shaking Godspeed: Hoera & Awe (Review)

Artist:

Shaking Godspeed

Shaking Godspeed: Hoera & Awe
Album:

Hoera & Awe

Medium: CD
Stil:

Psychedelic Rock

Label: Drakkar
Spieldauer: 34:56 + 42:50
Erschienen: 08.02.2013
Website: [Link]

Bislang bei Suburban unter Vertrag stehend sind diese Niederländer bei Drakkar untergekommen, die ihr neues Album mitsamt dem Vorgänger als Doppel-CD einreichen, um etwas vom großen Retro-Kuchen abzubekommen. SHAKING GODSPEED sind dafür jedoch letztlich zu sperrig und orientierungslos.

Das aktuelle Album verschränkt die offensichtlichen Einflüsse der Band (LED ZEPPELIN vor allem beim Drummer) mit Mod-Tendenzen (offenbar im scheppernden Sound und dem Kokain-schwangeren Stottern, etwa im Titelstück), Schweineorgel-Beat („Season's Over“) und frühem Progressive Rock. Andererseits könnte das Trio auch den prototypischen Punk von MC5 und Co. wieder salonfähig machen, wäre sein Songwriting zwingender ausgefallen, denn zieht man die gelungene klangliche Inszenierung und einige avantgardistische Anwandlungen ab („Without“ könnte auch von CAPTAIN BEEFHEARTs „Trout Mask Replica“ stammen), bewegen sich SHAKING GODSPEED auf kompositorisch dünnem Eis: Ihre Stücke entsprechen weder den Formalismen der gegenwärtigen Retro-Bewegung (Hooks händeringend gesucht), noch überzeugen sie in ihrer aufgesetzten Theatralik („Promise“ als bestes Beispiel), auch wenn die Combo handwerklich beachtlich Virtuoses leistet. Vieles auf „Hoera“ klingt schlicht unernst und lässt sich emotional nicht fassen. Wie auch, wenn man Fifties-Horror („The Ghouls Have Come“) mit Garagenrock verbinden will?

Der Hörer fragt sich permanent, warum Kemkens und Diersen überhaupt Texte verfassen, wenn sie erstens kaum verständlich sind und zweitens überhaupt kein Drang besteht, sie zu verstehen. „Awe“ von 2011 macht es deutlich besser, klingt nicht ganz so atemlos und Song für Song jeweils geschlossen. Die Band verwebt ihre schillernden Einflüsse stimmiger, als da wären Blues mit Slide („We're Under Attack, Or So I've Heard“) oder Space Rock („People Wait, People Listen“. „Godspeed“ (Surf-Zitate inklusive), das betrunkene „X-Ray Eyes“ und der klassische Hard Rocker „Don't Have Time“ (die Landsleute DeWolff können das kaum besser) sind neben „Lately“ sogar fast hittig ausgefallen, weshalb zumindest den Siebzigern zugetane Hörer der Gruppe eine Chance geben sollten. Ansonsten können SHAKING GODSPEED ihren überkandidelten Musizierzwang (was solle das mathematische Gezappel von „Day At The Office“?) nicht mit dem Schlagwort Psychedelic kaschieren, denn egal wie der Sound heißt: Er muss gute Songs abwerfen, und die belaufen sich hier auf ein Drittel des Materials.

FAZIT: Überbordende Kreativität wird SHAKING GODSPEED insofern zum Verhängnis, als ihr Konglomerat aus archaischem Kunstrock, Rummelplatz-Mucke und gewollt männlichem Zerr-Rock nicht mit dem Bauch erlebbar ist, sondern nach berechnetem Schöpfen aus vielen Töpfen klingt, dem weniger die innige Liebe zu den jeweiligen Sujets zugrunde liegt als eine nur oberflächliche Auseinandersetzung damit. Will heißen: Die Band mag vieles ein bisschen, verzehrt sich aber nicht danach und denkt es niemals bis zum Ende durch.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 2935x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
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  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 7 von 15 Punkten [?]
7 Punkte
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Tracklist:
  • I Wonder
  • Hoera
  • French Girls
  • Seaon's Over
  • Jesus
  • Gong Gong
  • Whitout
  • Promise
  • With
  • The Ghouls Have Come
  • Scratch Your Name In Our Skin
  • Godspeed
  • X-Ray Eyes
  • We're Under Attack, So I've Heard
  • High Hopes / High Time!
  • People Wait, People Listen
  • Don't Have Time
  • Alive And Swell
  • Lately
  • Day At The Office
  • In Public

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Ace
gepostet am: 28.02.2013

User-Wertung:
14 Punkte

Deine Meinung kann ich leider nicht teilen.
Die Songs sind teils so irre konfus, dass sie wie eine Energiespritze ins Gehirn gehen.
Habe zufällig "Season´s over" als ersten Song von Shaking Godspeed gehört; absoluter Wahnsinn - ich war schon lange nicht mehr so begeistert von einem Song. Nachdem ich jetzt auch die anderen gehört habe, kann ich nur sagen - endlich mal wieder Musik- die richtig abgeht.
Konrad von Dreck
gepostet am: 31.08.2015

User-Wertung:
15 Punkte

Diesem Album (genauer ja Doppelalbum 2in1) angesichts der zeitgenössischen Retro-Welle, welche reihenweise einfallslose Imitationen alter 70er-Bands hervorbringt, die ihre Instrumente nur rudimentär beherrschen und einzig und allein von ihrer Optik, d.h. v.a. ihren Bärten leben (man denke an Kadavar), Sperrigkeit zu attestieren, zeugt wohl weniger von fehlendem Songwritingfähigkeiten der Band Shaking Godspeed, sondern vielmehr von einem stilistisch verengten Horizont des Rezensenten. Dies lässt sich schon alleine am obligatorischen Led Zeppelin - Vergleich erkennen, den wohl heutzutage jede Rockband erleiden muss... Ja, Shaking Godspeed produziert keine 70er-Jahre-LedZep oder GrandFunk Hooks, die alternde Classic Rocker in ihre Jugend zurückversetzt. Sie schreiben auch nicht die millionste, poppige und simple Beatles- oder Stones-Harmonie und singen dazu klar verständliche rockNroll-Texte. Sie schaffen es lediglich, stilistisch unabhängig von Retro-Trends - natürlich nicht in Unkenntnis der Rockgeschichte - ihre vielen Einflüsse aus älterer und noch zeitgenössischer Rockmusik (z.B. Queens of the Stone Age, Sonic Youth, Mudhoney sowie vielen Underground-Bands...) zu synthetisieren und dabei immernoch recht eingängige und sogar - zum Glück nur im Ansatz - poppige Songs zu schreiben. Wenn das dann einem Mainstream-Hörer "zu sperrig und orientierungslos" scheint, dann hat die Band wahrscheinlich ihr Ziel erreicht; Gratulation!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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