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Kampfar: Djevelmakt (Review)

Artist:

Kampfar

Kampfar: Djevelmakt
Album:

Djevelmakt

Medium: CD
Stil:

Norse Black Metal

Label: Indie Recordings
Spieldauer: 49:05
Erschienen: 27.01.2014
Website: [Link]

Der Titel des siebten KAMPFAR-Albums legt die Frage “Was zum Teufel...?” wahrlich nahe, denn die im letzten Jahrzehnt mitunter arg schwächelnde Band klang noch nie stärker als auf “Djevelmakt”. Das muss, ja, das darf nicht jedem gefallen.

KAMPFAR war noch nie eine Band der extravaganten Arrangements, der großen Worte oder Gesten. Seit der ersten EP (1996) wird der urwüchsige Stil gepflegt, jedoch kaum verfeinert – angesichts der rauen Klanggewalt und der urigen Stimmung war das auch nicht nötig. Wer das Rauschen von Wasserfällen, das Knarren der Baumstämme und das Krachen im Gebirge vertont, muss sich weder in Melodie-Kaskaden noch in pseudo-philosophisches Geplärre stürzen. Diesem Prinzip bleiben die Norweger auf „Djevelmakt“ weitgehend treu und beleben es mehr noch auf umwerfend leidenschaftliche und kompromisslose Weise. Wenn Sänger Dolk zu Beginn des Openers „Mylder“ nichts anderes brüllt als ein lang gezogenes „Helvete“ und sich danach mit Wortfetzen aus der Rumpelkammer des norwegischen Schwarzmetall begnügt, ist schnell klar, auf welchen düsteren Abwegen sich die Band weiter herumtreibt. Entscheidend ist jedoch das „wie“ - und dabei kann einem angst und bange werden.

Auch nachdem ich das Album rund 60 Mal gehört habe, bin ich mir nicht sicher, was das Quartett angestellt hat, um den alten Göttern ein so herausragend fokussiertes und massives Album abzutrotzen, gleichwohl: Es ist ihm mit Bravour gelungen. Dolk legt sich ins Zeug, als ob er vor den Aufnahmen vom Leibhaftigen selbst erfahren hätte, dass dies seine letzte Chance sei, noch einmal allen Grimm hinaus zu brüllen. In „Blod, Eder og Galle“ (Norwegisch kann so einfach sein...) klingt das so, als ob er der Schändung seiner Familie beigewohnt und sich nun zum Rachefeldzug aufgemacht hätte – schlichtweg vernichtend.

Mit einer hörbar zusammengewachsenen und super aufeinander eingespielten Band im Rücken – die Tour mit Helrunar hat wohl allen Beteiligten richtig gut getan – lässt der blonde Hüne keinen Zweifel daran, dass er mit „Djevelmakt“ entschlossen zum Angriff übergeht: Gefangene werden keine gemacht, die allesamt im Mid-Tempo gehaltenen Kompositionen variieren bereits bekannte Motive in einer bislang beispiellosen Dichte und mit einem erdrückenden Willen zur Macht. Kurzfristige Tempo-Verschleppungen oder Andeutungen von Verschnaufpausen werden nur eingelegt, um anschließend noch grimmiger zu Werke zu gehen. Jedes Mal, wenn sich so etwas wie ein Entspannungseffekt anbahnen könnte, legt die Band dann eben doch noch mal einen Zahn zu. Die Kompositionen sind nach wie vor keineswegs komplex, jedoch beeindruckend konsequent arrangiert und mit einer Liebe zum Detail, die Besessenheit offenbart. Allein das Gekrächze zu Beginn von „Swarm Norvegicus“ legt beredtes Zeugnis davon ab, wie sehr sich Dolk in diese Aufnahmen hineingekniet hat.
Mit Ole an Gitarre und Keyboard hat er offenbar einen kongenialen Ersatz für seinen langjährigen Mitstreiter Thomas gefunden, der KAMPFAR mit seinen beinahe unnachahmlichen Melodien prägte. Beinahe eben deshalb, weil Ole den traditionalen KAMPFAR-Stil verinnerlicht hat und in persönlichen Nuancen sehr geschickt erweitert, ohne an Durchschlagskraft oder Charakter einzubüßen. Mit Ask Ty am Schlagzeug hat die Band noch an Wucht hinzu gewonnen, welche in einer beispielhaft dynamischen Produktion zur Geltung kommt. Von jener Zielstrebigkeit und dem unbedingten Willen, das Beste herauszuholen, sind sowohl im Metal-Mainstream arrivierte (einstige) Ikonen wie auch vermeintlich besonders besessene Underground-Konservative weit entfernt. Auf „Djevelmakt“ findet sich keine Übertreibung, kaum etwas Herausragendes – das Album überzeugt auf ganzer Länge als harsches Statement einer Band, die endlich ihr Potential (wieder) entdeckt.

Fazit: „Djevelmakt“ ist ohne Zweifel das vielseitigste und raffinierteste KAMPFAR-Album bislang, doch das ist nicht wirklich entscheidend. Bemerkenswert ist vor allem, dass Dolk und seine Mannschaft hier ein Meisterwerk des Nordischen Black Metal im Midtempo vorlegen, welches durch die beeindruckende Hingabe der Musiker eine Ausdrucksgewalt erhält, die vermeintlich namhaftere oder originellere Bands schon lange nicht mehr verwirklichen. Und selbst im Vergleich mit den erhabenen aktuellen Alben von Helheim und Ereb Altor müssen sich KAMPFAR nicht verstecken, sondern haben die Nase vorn. Es bleibt zu hoffen, dass sie auf der Bühne genau diese kompromisslose Urgewalt entfachen und Blut, Eiter und Galle speien.

Thor Joakimsson (Info) (Review 7659x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Mylder
  • Kujon
  • Blod, Eder og Galle
  • Swarm Norvegicus
  • Fortapelse
  • De Dødes Fane
  • Svarte Sjelers Salme
  • Our Hounds, Our Legion

Besetzung:

  • Bass - Jon
  • Gesang - Dolk
  • Gitarre - Ole
  • Keys - Ole
  • Schlagzeug - Ask Ty

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Man on the golden Mountain
gepostet am: 02.02.2014

User-Wertung:
13 Punkte

Jo cooles Ding, das. Episch, mitreißend, hymnisch, winter is bleeding snow.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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