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Starsailor: Good Souls: The Greatest Hits (Review)

Artist:

Starsailor

Starsailor: Good Souls: The Greatest Hits
Album:

Good Souls: The Greatest Hits

Medium: CD/Download
Stil:

Stadion-Rock sowie Bombast- und Dream-Pop

Label: Parlophone Records
Spieldauer: 77:32
Erschienen: 16.10.2015
Website: [Link]

Sechs Jahre nach dem letzten und zugleich vierten Studioalbum sowie fünfzehn Jahre nach ihrem ersten melden sich STARSAILOR, die wir im Grunde schon, vielleicht gar nicht zu Unrecht, längst vergessen haben, wieder zu Wort. Aber nicht etwa mit einem neuen Studio-Album, sondern mit einer Greatest-Hits-CD samt zweier musikalisch und textlich völlig belangloser neuer Songs sowie dem schlicht und ergreifend schrecklichen Thin White Duke Mix von „Four To The Floor“ als Bonus-Titel. Also knapp 7 Neu-Minuten treffen auf gut 8 Remix-Minuten und 62 „Hit“-Minuten, in denen wir leider oftmals noch nicht einmal mit den Original-Versionen der vier Studio-Alben, sondern den radioformattauglichen Radio-Edits, vorlieb nehmen müssen, womit wir dann auch die remixte Dance-Version von „Four To The Floor“ als aufgeplusterten, klebrigen Streicher-Pop-Radio-Schwulst über uns ergehen lassen dürfen.

Good Souls: The Greatest Hits“ ist jedenfalls das Ergebnis der erfolgreichen Re-Union von STARSAILOR, die daraufhin 2014 auf der Hauptbühne des „Isle Of Weight“-Festivals auftraten. Da die Band, deren Erfolg im Grunde aus einem glücklichen Zufall resultierte, als Chris Martin von COLDPLAY 2001 bei der Rolling-Stone-Roadshow erkrankte und die bis dahin völlig unbekannten STARSAILOR, bei denen einige Ähnlichkeiten zu COLDPLAY, THE VERVE oder den WATERBOYS unüberhörbar sind, einsprangen. Der Türöffner für den ersten großen Plattenvertrag bei EMI, dem sie mit den zwei wirklich guten Alben „Love Is Here“ (2001) und „Silence Is Easy“ (2003) dankten.

Dann aber mutierten STARSAILOR von Album zu Album immer mehr von einer beeindruckenden Dream-Pop-Band mit Tiefgang über eine schwülstige Streicher-Bombast-Kapelle bis hin zu ein paar Stadion-Austauschrockern, denen kaum noch etwas einfällt, außer mit der Hilfe ihres Bekanntheitsgrades mehr Alben zu verkaufen als unbekannte, um Längen bessere Bands als sie, die nie das Glück hatten, als COLDPLAY-Ersatz auftreten zu dürfen. Genau das ist auch auf dem seelenlosen „Good Souls“-MischMasch zu hören.

Als STARSAILOR dann mit „All The Plans“ (2009) versuchten, die alten Zeiten heraufzubeschwören und dabei sogar RONNIE WOOD mitklampfte, musste das natürlich gehörig in die Hose gehen, da man ihnen diese Rückentwicklung einfach nicht mehr abnahm und weil der Musik die reizvollen Melodien ihrer ersten beide Alben fehlten. Dass die britischen Jungs das ganz ähnlich sehen, ist offensichtlich, denn mit „Tell Me It‘s Not Over“ und „All The Plans“ schafften es gerade mal zwei Songs von „All The Plans“ auf die 19 Titel umfassende Best-Of-CD. Die Zeit von STARSAILOR war abgelaufen - und dieses 2015er-Album ist garantiert nicht der Beginn einer neue Ära, sondern nur das erneute Aufkochen einer lauwarmen Musik-Suppe, der in dieser Zusammenstellung einerseits das Salz fehlt, dafür aber mindestens ein Brechmittel beigemischt wurde.

Dazu passt auch, dass das achtseitige Booklet nichts weiter als ein paar Band- und Live-Bilder enthält, sodass man die manchmal recht anspruchsvollen Texte im Netz unter der STARSAILOR-Homepage nachschlagen muss.

Unfassbar ist außerdem, dass neben den vielen wirklich überflüssigen, austauschbaren Songs dieses Samplers eins der mit Abstand besten Lieder der Sternensegler fehlt. „Jeremiah“ von ihrem schwächsten dritten „Stadionrock“-Album „On The Outside“ (2005) ist eins der wahren Highlights der STARSAILOR-Ära, also so gesehen der anspruchsvolle Ausrutscher eines anspruchslosen Albums. Nicht nur von der Musik, sondern auch vom Text her, in dem es um den fragwürdig-tragischen Tod eines englischen Studenten in Wiesbaden geht. Selten gelang den Mannen um JAMES WALSH ein dermaßen beeindruckend-gefühlvolles Lied wie dieses, das auf einer Stufe mit der traurigen Ballade „Alcoholic“ steht, in dem es um einen alkoholkranken Vater geht, der seinem Kind das Leben zur Hölle werden lässt. Ein Song, der meine Begeisterung für STARSAILOR auslöste, die sie dann aber von Album zu Album zerstörten. Doch selbst dieser Song ist auf „Good Souls: The Greatest Hits“ nur als halbgare Single-Version enthalten.

Doch das wahre Grauen lauert noch am Ende des Albums:
Der letzte Song, eine achtminütige Dance-Floor-Version von „Four To The Floor“ ist ein dermaßen erschreckender Schrott, dass einem die bis dahin durchaus akzeptable „Gute Seele“ mit einem Schlag zum Halse raushängt. Dieser technoide Dance-Scheiß passt sicher zu vielen Bands, aber wirklich nicht zu STARSAILOR, selbst wenn sie damit in Belgien, Frankreich und Australien die Charts eroberten.

Mit diesem grottenschlechten Rohrkrepierer endet ein „Greatest Hits“-Album, das 19 Songs in sich vereint, denen allen eins zueigen ist: „Nicht ein einziger der hier versammelten Hits hat jemals die Top 3 irgendwelcher Hitparaden erreicht!“ Und mit Ausnahme von „Silence Is Easy“ (Platz 9 in England) gibt es auch keinen Top-Ten-Hit von STARSAILOR! Obwohl hier nicht verschwiegen werden soll, dass ihre beiden ersten Alben völlig zurecht bei ihrem Erscheinen 2001 und 2003 im Vereinigten Königreich den 2. Platz der Album-Charts eroberten.

„Greatest Hits“?
Nimmt‘s man genau, dann ist der Begriff für sich schon eine Irreführung potenzieller Hit-Fanatiker, denen Chart-Platzierungen das Wichtigste bei ihrer Kaufentscheidung sind.

FAZIT: Eine musikalische Best-Of-Sternschnuppe aus dem Sternensegler-Himmel, die höchstens noch die wenig verbliebenen guten Fan-Seelen anspricht. Wahrhaft musikalische „Good Souls“ aber sind anno 2015 bei STARSAILOR kaum noch zu entdecken!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2884x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Good Souls
  • Silence Is Easy
  • Alcoholic (Single Version)
  • Give Up The Ghost
  • In The Crossfire
  • Poor Misguided Fool
  • Four To The Floor (Radio Edit)
  • This Time (Radio Edit)
  • Fever (Radio Edit)
  • Born Again (Radio Edit)
  • Lullaby
  • Keep Us Together (Radio Edit)
  • Way To Fall
  • All The Plans (Radio Edit)
  • Hold On
  • Tell Me It‘s Not Over
  • Tie Up My Hands
  • Fidelity
  • Four To The Floor - Thin White Duke Mix (Bonus Track)

Besetzung:

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