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Bube Dame König: Winterländlein (Review)

Artist:

Bube Dame König

Bube Dame König: Winterländlein
Album:

Winterländlein

Medium: CD
Stil:

Weihnachtliche Folk- und Volksmusik

Label: CPL-Music
Spieldauer: 49:13
Erschienen: 21.10.2016
Website: [Link]

Es gibt wohl keinen besseren Tag für eine Kritik zu dem weihnachtliche Jesus-Geschichte- und Weihnachtsfantasie-Album namens Winterländlein von BUBE DAME KÖNIG als den Reformationstag, an dem Politiker, Wirtschaft, Religionsenthusiasten und sonstwer den „guten“ Luther feiern und in den Himmel heben, während sie ganz nebenbei vergessen, dass der einseitig-verpeilte Reformer dummerweise in seinen Predigten und einer Vielzahl seiner Aussagen sowie in Hetzschriften immer wieder die Judenvernichtung einforderte, anpries und unterstützte – und damit den Nationalsozialisten, die sich permanent auf ihn beriefen, später immer wieder gute Argumente für ihren Holocaust lieferte. Die Nazis rechtfertigten sich dann tatsächlich bei den „Nürnberger Prozessen“ auch noch damit, dass sie klarstellten, nicht nur sie, sondern auch Luther müsste vor dem Tribunal stehen, weil sie seine Lehren in die Tat umgesetzt hätten.
Aber scheiß auf Geschichte, lasst uns ordentlich feiern und die (unangenehme) Geschichte vergessen, wenn‘s doch sonst so wenig zu feiern gibt und dabei gleich am besten „Winterländlein“ von BUBE DAME KÖNIG hören.
Wir lieben doch Märchen, auch wenn man uns die heutzutage noch als anbetungswürdig verkauft und in der Politik sogar darauf statt auf‘s Grundgesetz schwört. Und bald ist ja auch Weihnachten – alles wird gut und schön und himmlisch, während in irgendwelchen andersgläubigen Ecken alles in Schutt und Asche gelegt wird. Doch immerhin sind unsere und die Waffen des großen Überbruders, vor dem einem nach solchen Präsidentschaftskandidaten angst und bange wird, ja (ab)gesegnet.

Was passt da besser, dass gleich der erste Text sowie die Melodie auf dem „Winterländlein“-Album „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von MARTIN LUTHER aus dem Jahr 1539 stammt und mit kindlichem Gesang beginnt.
Frohe Weihnachten allerseits – die mal ausgenommen, die dieses Fest aus andersreligiösen Gründen nicht feiern. Für die einen haben wir Geschenke, für die anderen ein paar Bomben übrig.

Nachdem sich BUBE DAME KÖNIG aus ihrem Debüt-“Traumländlein“ verabschiedet haben geht‘s nun direkt Richtung „Winterländlein“, in dem sie in hervorragender Klangqualität und mit einer gelungenen Kombination aus Folk- und Volkslied-Musik sowie ausgezeichnetem weiblichen Gesang einer „Saalenixe“ und männlichen Gesang rechtzeitig vor Weihnachten im Grunde ein Weihnachtsalbum mit mehr Anspruch als zur Hintergrundberieselung in weihnachtlichen Shopping-Centern veröffentlichen.
Wenn Mutti und Vati ihrem noch weihnachtlich „unbeleckten“ Kind beibringen wollen, warum wir uns am 24. Dezember in puren Geschenk-Orgien übertreffen, dann sollten sie in einer ruhigen Stunde sich mit ihm gemeinsam dieses Album anhören. Denn dieses Album ist wirklich ein besinnliches, ein friedliches, ein bewegendes, selbst wenn‘s den Kritiker, der all dieses Religions-Gedöns nicht mehr hören kann, inhaltlich schwer nervt. Trotzdem sind die Texte zugleich lyrische Meisterleistungen, die eine nach der anderen Weihnachtsgeschichte oder Sage erzählen, sodass man einen ganzen Film davon drehen könnte, während andere noch immer nach den „Drei Haselnüssen für Aschenbrödel“ Ausschau halten. Das Trio aus Halle/Saale hat sich für ihr Album regionale Wintersagen geschnappt und daraus insgesamt 13 Musik-Geschichten entstehen lassen, die sie mit Gesang, Querflöten, Drehleier, Violinen, Kontrabass und Akustikgitarre beeindruckend vortragen.

Die vielen tief gläubigen Texte stammen dabei von THOMAS KOLITSCH und werden ihrer lyrischen Schönheit wegen viel Freude verbreiten – zumindest bei denen, die sich solchen Sagen und Geschichten verbunden fühlen und öffnen können – und es gerne auch mal wie der Bär, im schönsten, weil völlig unchristlichen Text, halten: „In seiner Höhle schläft der Bär / und träumt, dass es schon Sommer wär. / Sein Herz hört fast zu schlagen auf. / Das Jahr geht stetig seinen Lauf.“
Nicht nur vom Text her, auch die zärtliche Stimmung, welche dieses Stück verbreitet, lässt „Bärenschlaf“ zu einem der schönsten Songs des Albums werden.
Aber auch das bedrückende „Trauervöglein“, dem das irische Volkslied „The Bony Light Horseman“ zugrunde liegt, ist gerade seiner irischen Ausstrahlung wegen ein weiters Highlight des Albums, das mal wieder, wie bei CPL Music gewohnt, in wunderschönem Digipak plus 12seitigem Booklet mit allen Texten und Hintergrundinformationen zu den einzelnen Songs daherkommt.

Herzlich willkommen also im vorweihnachtlichen Musik-“Winterländlein“ von BUBE DAME KÖNIG – die ihre Musik-Karte natürlich nur mit Herz ausspielen!

FAZIT: Ist das nun eine Schmähkritik?
Nein, es ist keine, denn sie lobpreist die volkstümliche Folk-Musik des Albums, wendet sich aber von den religiösen Hintergründen, die in fast jedem Text angepriesen werden, ab, genauso wie von dieser ewig gleichen Beweihräucherung des friedlichen Weihnachtsfests, während um und herum noch viel zu viel in Schutt und Asche liegt. Jedenfalls steht dem Kritiker ein Happy Xmas von JOHN LENNON deutlich näher, als das „Winterländlein“, in dem sich BUBE DAME KÖNIG musikalisch niedergelassen haben.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3410x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Vom Himmel hoch, da komm ich her
  • Winterwind
  • Kaspar, Melchior & Balthasar
  • Trauervögelein
  • Maria durch ein Dornwald ging
  • Knecht Ruprecht
  • Bärenschlaf
  • Es ist für uns eine Zeit angekommen
  • Vom Himmel hoch, O Englein kommt
  • Stille Nacht im August (Zither-Reinhold-Lied)
  • Stehn zwei Stern am hohen Himmel
  • Stroh
  • Feinslieb

Besetzung:

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