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Roddy Woomble: The Deluder (Review)

Artist:

Roddy Woomble

Roddy Woomble: The Deluder
Album:

The Deluder

Medium: CD/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Indie- und Alternative-Folk

Label: A Modern Way/Indigo
Spieldauer: 47:10
Erschienen: 01.09.2017
Website: [Link]

Ist er wirklich ein Betrüger, der IDLEWILD-Sänger RODDY WOOMBLE, wie er es auf seinem Album-Titel „The Deluder“ behauptet?

Eigentlich nicht er, sondern eher seine Band IDLEWILD, die sich vorgenommen hatte, nach ihrem vielgelobten 2015er-Album „Everything Ever Written“ sofort in die Arbeit für den Nachfolger stürzen zu wollen. Persönliches stand einigen dabei wohl im musikalischen Kreativ-Weg, sodass sich ihr Sänger Roddy entschloss, vorerst ein weiteres, seit 2006 sein insgesamt sechstes, Solo-Album aufzunehmen – und man kann dankbar dafür sein, dass IDLEWILD ihre Kreativ-Pause einlegten, denn es wäre zu schade gewesen, wenn „The Deluder“ nicht das schummrige Singer/Songwriter-Indie-Licht dieser Musikwelt erblickt hätte.

Während der Arbeiten am Album wurde der IDLEWILD-Sänger 40, was für viele schon eine echte Midlife-Crisis bedeutet, um die anscheinend auch Woomble nicht umhinkam, denn ihn beschäftigten diesbezüglich die Zitate zweier Klassiker: „Mit 40 hat ein Mann das Gesicht, das er verdient“, stellte George Orwell dazu fest und der Philosoph Arthur Schopenhauer ging noch mehr in die Tiefe: „Die ersten 40 Jahre unseres Lebens liefern den Text, die folgenden 30 den Kommentar dazu, der uns den wahren Sinn und Zusammenhang nebst der Moral und allen Freiheiten erst recht verstehen lernt.“
Oh ja, jetzt wissen wir‘s, „The Deluder“ ist tatsächlich ein Midlife-Crisis-Album geworden – und da die Krisen immer der beste Kreativ-Treibstoff sind, beschreiten Brüderchen Melancholie und Schwesterchen Euphorie darin Hand in Hand die musikalischen Woomble-Solo-Pfade.

The Deluder“ ist ein verträumt-traumhaftes, sehr nachdenkliches und streckenweise auch trauriges Album, das sich aber nie in Eintönigkeit oder Langeweile flüchtet, sondern jedem der ruhigen Songs, die oft an BEN FOLDS oder RANDY NEWMAN und ELVIS COSTELLO erinnern, entweder ein überraschend rockiges Ende, wie beim Album-Opener „Look Back Like Leaving“ verpasst, wenn ein plötzlich auftauchendes, hartes Stakkato-Piano-Riff auf eine knarzende E-Gitarre trifft oder auf elektronische Spielereien, verhallte Stimmen, seltsame Siebziger-Jahre-Psychedelic, wie bei „Like Caruso“ oder „I‘ll Meet You By The Memorial“, zurückgreift.

„Jupiter“ spielt nicht nur mit den Planeten, sondern auch dem 80er-Jahre-Pop und setzt so eine völlig neue, für „The Deluder“ ungewohnte Klangfarbe, für die es einen guten Grund gibt. Der Song entstand für Woombles astronomiebegeisterten Sohn.
Das todtraurige „Remember To Breathe“ verstärkt seine melancholische Stimmung noch durch ein Cello und weiblichen Background-Gesang, der am Ende elfengleich verhallt, um zwei Songs später mit dem Duett „On N‘a Plus De Temps“ sogar an den Erotik-Klassiker „Je t‘aime moi non plus“ von SERGE GAINSBOURG & JANE BIRKIN zu erinnern.
Mit „Floating On A River“ spielt der begnadete Sänger, nachdem er zuvor auf „Any Old Kind Of World Will Do“ erneut mit Cello und Sängerin „duettierte“, auf dem letzten Song des Albums dann seine ganze stimmliche Qualität aus und eröffnet das Stück ausgiebig mit reinem Solo-Gesang, bis in bester DUKE SPECIAL-Manier nach und nach die Instrumente einsetzen und eine wunderschöne Ballade zaubern, die uns mit den Worten: „My thoughts drift out from the emptiness in front of me“, entlässt.
So – und nur so – klingt eine Midlife Crisis, die bei solcher Musik am besten nie zu Ende gehen sollte. Aber keine Angst, schon in zehn Jahren steht der 50. Geburtstag von RODDY WOOMBLE an. Bis dahin können wir uns gut und gerne mit „The Deluder“ vergnügen.

FAZIT: Der IDLEWILD-Sänger RODDY WOOMBLE lässt es auf seinem 6. Solo-Album nicht etwa krachen, sondern geht es ganz ruhig, etwas melancholisch und voller Gefühl an, wobei besonders die Auseinandersetzung mit seinem 40. Geburtstag und zwei Klassiker-Zitaten (Orwell und Schopenhauer) eine bedeutsame Rolle spielen. „The Deluder“ betrügt nicht, sondern beeindruckt durch seine Vielfalt und die trotzdem jedem Song innewohnende Ruhe.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2503x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (27:18):
  • Look Back Like Leaving (5:35)
  • To Feel Like A Fool (3:35)
  • Jupiter (3:42)
  • A Skull With A Teardrop (4:59)
  • Like Caruso (4:56)
  • First Love Is Never Returned (4:31)
  • Seite B (19:52):
  • Remember To Breathe (3:56)
  • I‘ll Meet You By The Memorial (4.21)
  • On N‘a Plus De Temps (3:13)
  • Any Old Kind Of World Will Do (4:40)
  • Floating On A River (3:42)

Besetzung:

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