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Lethvm: This Fall Shall Cease (Review)

Artist:

Lethvm

Lethvm: This Fall Shall Cease
Album:

This Fall Shall Cease

Medium: CD/LP/MC/Download
Stil:

Doom/Sludge/Post Metal

Label: Deadlight Entertainment / Dens(s) Record / Dunk! Records
Spieldauer: 42:00
Erschienen: 24.11.2017
Website: [Link]

LETHVM… irgendso Post Metal-Zeug… undefinierbares Cover… seltsamer Sound… hmm hmm… Nein, diese Belgier geben sich zunächst nicht besonders zugänglich mit ihrem Debütalbum „This Fall Shall Cease“, erschienen im bereits längst geceaseten Fall 2017. Einen alten Hut verreißen bringt bekanntlich nichts und so kann der Rezensent froh und dankbar sein, dass ihn dieses Album letzten Endes nicht in die Situation versetzt, eben dies tun zu müssen. Denn, gewährt man LETHVM ein paar Anläufe – es müssen aber keineswegs fünf Monate sein – so gibt es doch viel an diesem Album zu entdecken und wertzuschätzen.

LETHVM tummeln sich unter dem Banner von Post Metal, Sludge, Doom – mit schwärzlicher Note. Das erinnert auf dem Papier sogleich an Bands wie PHANTOM WINTER, LETHVM verfolgen aber deutlich ihre eigene Vision. Dies zeigt sich besonders am allgemeinen Klangbild, das ungewöhnlich sauber und abgerundet wirkt. Somit klingt „This Fall Shall Cease“ oft viel weniger dreckig und düster, sondern illuminiert, luzide wummernd. Wummernd in der Tat, denn dass die Musik an kraftlosem Sound krankt, kann man sicherlich nicht behaupten. Gerade langsame, breitbeinig dreschende Passagen haben genau die Durchschlagskraft, die sie brauchen.

Um bei offenkundigen Äußerlichkeiten zu verweilen: Die vokale Darbietung bewegt sich virtuos zwischen einem verzweifelten, fast LIVELOVER-haft sickem Schrei-kreisch-Gesang, anständigen Growls, sowie tiefem, (unaufgesetzt) mönchisch klingendem Klargesang. Was jedoch auffällt, ist, dass all das sehr zurückhaltend abgemischt wurde: Zwar wird der Gesang nicht zwischen den monumentalen Riffbatzen, die das Album wie archaische Riesen durchwandern, zerquetscht, ein paar Prellungen muss er aber noch mit nach Hause nehmen. Das Konzept geht jedoch auf: Durch die unprominente Stellung im Mix läuft der Gesang nie Gefahr zu einen stumpfen, sich die eigene Wirkung nehmenden Gebrüll zu werden, sondern wirkt immer besonders verwoben und abgestimmt mit der Dynamik der Musik. Zudem kommen so die Momente, in denen er sich emanzipiert und eine führende Rolle einnimmt, besonders gut zur Geltung, etwa im großartigen und explosiven dynamischen Neuaufbau in „The Last Grave“.

Dieser Song mit seinem epischen, triumphalen Finale stellt einen der Höhepunkte des Albums dar – wiewohl es durchaus nicht leicht fällt, die Songs gegeneinander abzuwiegen. Gibt man sich „This Fall Shall Cease“ mit geschlossenen Augen, kann man nämlich sehr wohl den Eindruck gewinnen, es handle sich nicht um sieben, sondern um genau einen Song. Dies liegt daran, dass die Titel von sanften Brüchen, deutlich artikulierter Dynamik und Wechseln in Tempo und Stimmung durchzogen sind. LETHVM beweisen sich als Meister der Berg- und Talfahrt, man wähnt sich in einem Boot auf einem schwarzen Stream of Consciousness, der so einiges an Wasserfällen und Stromschnellen, aber auch entschleunigten Passagen zu bieten hat. Da die Songs in sich so vielfältig sind und obendrein nahtlos aneinander anschließen, ergibt sich mehr ein Gesamtbild des Albums, von dem einige besonders beeindruckende Momente gesondert im Gedächtnis bleiben, denn ein ein diskrete Abschnitte gegliedertes. Die Kehrseite dieses Umstands ist natürlich der Vorwurf an die Band, für zu wenig Abwechslung zu sorgen, und in der Tat könnte man sich manchmal etwas mehr Mut zu neuen Klängen, wie den sehr stimmigen, klitzekleinen Synth-Chor-Akzenten, die „An Encounter With The Sun“ veredeln, wünschen. Andererseits machen LETHVM ihre Sache zu gut, um diesem Umstand allzuviel Bedeutung beizumessen. Es stimmt schon, die Stücke blasen alle nahezu ins gleiche Horn, langweilig wird es dennoch nicht.

Man kann „This Fall Shall Cease“ als Ganzes mit den darauf zum Einsatz kommenden Melodien vergleichen: Die meist in düsteren Tönen gehaltenen Bögen, die LETHVM über die endzeitliche Landschaft ihrer Musik spannen, sind isoliert betrachtet vielleicht nichts besonderes, jedoch stets mit einem scharfen Auge für die Gesamtstimmung arrangiert und mit so mancher erstaunlicher Entwicklung versehen.

Neben dem erwähnten „The Last Grave“ muss unbedingt noch der Closer „Ejla“ genannt werden: Hier lassen sich LETHVM Zeit, um mit leisen Tönen Spannung aufzubauen – und diese mit einem monumentalen, noch einmal alle Mittel unter der Fahne eines ungemein eingängigen Rifss versammelnden Finale einzulösen. Da habt ihr eure Gänsehaut!

FAZIT: LETHVM liefern ein finster leuchtendes, dichtes, abwechselnd erhebendes und niederdrückendes Debütalbum ab, das mit Aufrichtigkeit und Nachhaltigkeit punkten kann. Lediglich ein etwas selbstbewussteres Sich-Strecken in verschiedene klangliche Richtungen könnte man sich von der Band für die Zukunft wünschen.

Tobias Jehle (Info) (Review 2817x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Impetius
  • Wandering At Dawn
  • The Last Grave
  • Winter's Journey
  • The Shades Of Minerva
  • An Encounter With The Sun
  • Ejla

Besetzung:

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Interviews:
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