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The Graham Bond Organization: The Sound Of 65 (1965) - Abbey Road Remaster auf Vinyl (Review)

Artist:

The Graham Bond Organization

The Graham Bond Organization: The Sound Of 65 (1965) - Abbey Road Remaster auf Vinyl
Album:

The Sound Of 65 (1965) - Abbey Road Remaster auf Vinyl

Medium: LP/Remaster
Stil:

Rhythm‘N‘Blues, Soul, Progressive-, Funk- und Jazz-Rock

Label: Repertoire Records
Spieldauer: 34:27
Erschienen: 02.02.2018
Website: [Link]

Tief, ganz tief hat Repertoire Records gegraben, ja regelrecht gewühlt, bis ins Jahr 1965, um mal wieder einen kleinen „Goldschatz in Mono“ zu heben, ihn als Abbey-Road-Remaster auf fettes 180g-Vinyl zu pressen und nun, 53 Jahre später, erneut das vom Sound her endlich grandiose Licht (Ohne den Fehler zu begehen, das Album in Stereo „umzumünzen“, sondern stattdessen sein Originalgewand zu erhalten!) des Jahres 2018 erblicken zu lassen. Und wer hier als Musiker hinter GRAHAM BOND, einem wilden Sänger, Saxofonisten und Hammond-Organisten, noch in seiner ORGANIZATION auftaucht, lässt sicher viele Musiksammler erst aufhorchen und dann aufjubeln.

Die Musiker hinter dem charismatischen Bond – seine ORGANIZATION (mal mit „s“, dann wiederum mit „z“ geschrieben) also – waren genauso charismatisch wie er und wurden kurze Zeit später weltberühmt mit CREAM (Jack Bruce und Ginger Baker) und COLOSSEUM (Dick Heckstall-Smith).
Der frühe Tod von Graham Bond machte dem von seinen Kollegen hoch gelobten Bandleader selber, welcher der GRAHAM BOND ORGANIZATION seinen Namen verlieh, frühzeitig einen Strich durch seine Musik-Weltruhm-Rechnung und so sollte es in dieser Besetzung bei nur zwei Studio-LPs, beide im Jahr 1965 erschienen (Und nun von Repertoire Records neu wiederaufgelegt!), bleiben.
Zwei für die 65er-Jahre sehr un- und außergewöhnliche LPs, da sie eine wild-exzentrische Mischung aus Rhythm‘N‘Blues, Jazz und Progressive Rock (Sogar Klassisches erkennt man in einigen der GBO-Titel wieder!) vereinten und den Musikern an ihren Instrumenten die komplexesten Fähigkeiten abverlangten. JACK BRUCE stellt dazu sogar fest: „Es gab damals praktisch keine R&B-Szene. Wir haben sie praktisch erfunden. Die Zuschauer drehten förmlich durch, weil die Sachen, die wir spielten, für die britische Musik völlig neu und unglaublich intensiv waren.“

So kann unzweifelhaft festgehalten werden, dass man auf „The Sound Of 65“, genauso wie auf dem Nachfolger „There‘s A Bond Between Us“, bereits hört, dass hier zum Welterfolg „verdammte“ Musiker ihr Bestes geben – und die GRAHAM BOND ORGANIZAION ihnen dabei den Weg ebnete sowie die musikalischen Pforten zu CREAM und COLOSSEUM aufstieß.
Beide Alben waren ihrer Zeit jedenfalls um Längen voraus!
Genauso wie es Graham Bond, der letzten Endes notorisch erfolglose Musik-Exzentriker, war, welcher sich nach schwerer Heroinsucht und der Hinwendung zum Okkulten einen absolut mysteriösen Abgang lieferte, auf den wir dann kurz auch in der noch unter unserer Seite folgenden zweiten Review zur GRAHAM BOND ORGANIZATION eingehen werden.

Bereits der „The Sound Of 65“-Album-Opener „Hoochie Coochie“ zeigt, wie tief das Quartett mit den egozentrischen Musikern, denn bereits hier sollte die sagenumwobene, viel beschriebenen persönliche Feindschaft zwischen Baker und Bruce, die allerdings ihre musikalischen Kreativität außergewöhnlich befeuerte, beginnen, sich dem rockigen Blues verschrieben hatten, der Mitte der 60er-Jahre in dieser Intensität Maßstäbe setzte und dazu führte, dass THE GRAHAM BOND ORGANIZATION in einem Atemzug mit THE WHO, THE MOODY BLUES, THE ANIMALS, MANFRED MANN oder GEORGIE FAME AND THE BLUE FLAMES, mit denen sie gemeinsam 1965 beim Richmond Jazz Festival auftraten, genannt wurden.
Ganz offensichtlich spürt man beim Hören des Albums, dass Bond, Bruce, Baker und Heckstall-Smith die von Jack Bruce so hoch gepriesene Konzert-Atmosphäre auch im Studio einzufangen versuchten.

„The Sound Of 65“ präsentiert mit jedem einzelnen der insgesamt 14 Titel, die sich zwischen zwei und (noch nicht mal ganz) vier Minuten Laufzeit bewegen, die chamäleonartig musikalische Farbvielfalt der Band. Der harten Blues-Rock-Eröffnung folgt mit „Baby Make Love To Me“ ein finster-geheimnisvolle Ballade, aus der sich urplötzlich eine Blues-Mundharmonika in den Vordergrund spielt. Hier werde sogar alle Fans und Freunde von NIEMEN ihre Ohren und Augen weit aufreißen, genauso wie auch bei dem dynamischeren „Neighbour Neighbour“.
„Early In The Morning“ bringt deutliche Jazz-Elemente mit sehr eigenartigem Satz-Gesang und angedeuteter Schrei-Stimme in Verbindung, während das Instrumental „Spanish Blues“ natürlich das hält, was der Titel bereits verspricht: spanische Rhythmen treffen auf souligen Blues der Marke BOOKER T & THE M.C.‘s, bis wir auf „Oh Baby“ sogar einem ausgiebigen Schlagzeug-Solo allererster Güteklasse von Ginger Baker folgen dürfen, um uns mit „Little Girl“, eine, ebenfalls durch ein Schlagzeug-Intro eingeleitete Soul-Nummer, aus der LP-A-Seite, die wie im Fluge vergeht, zu verabschieden.

Hitverdächtig mit einer tollen Hookline sowie fetter Hammond beginnt die LP-B-Seite mit „I Want You“.
Progressives Orgelspiel und jazzige Bläser machen das folgende Instrumentalstück „Made In The Water“ aus, um von blues-funkigen Rock-Rhythmen der Cover-Nummer „Got My Mojo Working“, der bereits MUDDY WATERS zu Weltruhm verhalf, abgelöst zu werden. Mit der gigantischen Blues-Nummer „Train Time“, bei der eine Mundharmonika einen rasenden Zug zu imitieren scheint, setzt sich das meisterhafte 65er-Album der GRAHAM BOND ORGANIZATION fort und treibt uns im wilden Rausch dem doch ruhigeren Ende von „The Sound Of 65“ entgegen.
„Baby Be Good To Me“ kommt als bluesiger Rockabilly samt Kontrabass daher, schlägt dann noch kurz mit „Half A Man“ eine R&B-Balladen-Richtung ein, um das große Finale mit der melodramatischen, rührigen, fast etwas schmalzigen Hymne „Tammy“ zu eröffnen und „The Sound Of 65“ mit viel Gefühl ausklingen zu lassen, das ein JOE COCKER in dieser Form wohl auch nicht besser hinbekommen hätte.

Am Ende bleibt einem nichts Anderes übrig, um sich erneut zu seinem Plattenspieler zu begeben und die süchtig machende Musik eines süchtigen Musikers und seiner damals genauso süchtigen Weltklasse-Band erneut in seiner ganzen Vielfalt und Schönheit anzutun.
Ein wahrer Tripp eben!

FAZIT: Ein echter Klassiker aus dem Jahr 1965 – völlig verkannt, aber aus heutiger Sicht sensationell und extrem innovativ für vieles, was musikalisch danach kommen sollte. R&B in seinen Anfängen, gepaart mit fetter Hammond Orgel und Saxofonen, charismatischem Gesang, Jazz- und Progressive-Rock sowie weltberühmten Musikern (Ginger Baker, Jack Bruce, Dick Heckstall-Smith). Der pure Musik-Wahnsinn schlechthin erwartet einen auf der remasterten Vinyl-Ausgabe „The Sound Of 65“ von THE GRAHAM BOND ORGANIZATION! Ein Album, das zwar Mono aufgenommen wurde, nun aber vom Abbey-Road-remasterten Sound her faszinierend klingt, und im Jahre 1965 seiner Zeit meilenweit voraus war.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2562x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (17:17):
  • Hoochie Coochie (3:11)
  • Baby Make Love To Me (1:49)
  • Neighbour Neighbour (2:37)
  • Early In The Morning (1:47)
  • Spanish Blues (3:03)
  • Oh Baby (2:39)
  • Little Girl (2:11)
  • Seite B (17:10):
  • I Want You (1:43)
  • Made In The Water (2:39)
  • Got My Mojo Working (3:08)
  • Train Time (2:21)
  • Baby Be Good To Me (2:31)
  • Half A Man (2:02)
  • Tammy (2:46)

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