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Sounds Of New Soma: Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser (Review)

Artist:

Sounds Of New Soma

Sounds Of New Soma: Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser
Album:

Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser

Medium: CD/LP/Limitiert/LP farbig
Stil:

Krautrock

Label: Tonzonen Records
Spieldauer: 42:24
Erschienen: 15.10.2019
Website: [Link]

„Evolutionär werden wir diese Gesellschaft ändern. Und das ist keine Sache, die morgen passiert. Das war die Illusion der Leute, die 1965/66 auf die Straßen…
...obwohl das auch 'ne wichtige Sache war…
...aber das wird nicht morgen passieren…
Das ist 'ne Entwicklung, die wahrscheinlich noch 100 Jahre geht...“

(Zitat von Rolf-Ulrich Kaiser, abgedruckt auf der Rückseite des neuen Albums von SOUNDS OF NEW SOMA)

Es gibt Nachdenkliches über SOUNDS OF NEW SOMA zu berichten. Oder besser über deren musikalische rock-elektro-experimentell-verspielten Gedankenspiele rund um Herrn Kaiser. Natürlich nicht den von der Hamburg-Mannheimer, sondern über Rolf-Ulrich, der erst in JULIAN COPEs „Krautrocksampler“-Buch und nun auch durch ein Essay von Paul Fischer zum literarischen Leben erweckt wurde und dadurch angeregt mit „Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser“ von SOUNDS OF NEW SOMA sein krautrockiges Musiker-Leben auf hochinteressante musikalische Weise fortsetzt. Zu den poetischen Biografien steuern die beiden SONS-Krautis Djelassi und Raupach nun ihre musikalische Kaiser-Biografie im besten Kaiser-Musik-Geiste bei.

Begeben wir uns also auf die vinylmäßig streng limitierte Flugreise von den Luftikussen ALEX DJELASSI & DIRK RAUPACH alias SOUNDS OF NEW SOMA, die uns natürlich in die wunderbunten Kräutergärtchen psychedelischer 60er-Jahre-Musikleidenschaft entführt, in dem die lautesten Sounds oftmals von Pilzen ausgelöst unsere Ohren eroberten.
PILZ und OHR?
Ach, da war doch mal was? Aber genau – Rolf-Ulrich Kaiser, vom WDR einst als „Godfather Of Kraut“ bezeichnet, ist als deutscher Autor und zugleich Plattenproduzent und im Jahr 1969 Labelgründer von OHR und später PILZ der Wegbereiter der Krautrock-Szene, die besonders durch seine Veröffentlichungen in den Spätsechzigern und Siebzigern Weltruhm erlangte.

Hieraus erklärt sich auch der doch extrem sperrig wirkende Album-Titel von SOUNDS OF NEW SOMA, die mit ihrem streng limitierten Vinyl-Album (299 Einheiten, von denen 200 im schwarzen und 99 als Abonnenten-LP's im gelben Vinyl samt Inlay, DL-Code, Postkarte sowie bei der 99er-Ausgabe noch mit Poster und Autogrammkarte), welches auch als nicht limitierte CD im Digipak erhältlich ist, der längst vergangenen Krautrock-Ära einen späten Meilenstein hinzufügen, der die Atmosphäre von NEU! Über ASH RA (TEMPEL) bis POPOL VUH zu wortwörtlich neu!em Leben erweckt. Noch dazu enthält es historische, in die Musik integrierte Tonaufnahmen, wie das sich auf der LP-Rückseite befindliche Kaiser-Zitat und als kleines, feines, aber absolut faszinierendes Highlight bei „Komische Kuriere“ den legendären Fernsehauftritt vom 3. Dezember 1971 bei dem in der WDR-Sendereihe „Ende offen“ Kaiser miterlebte, wie Nikel Pallat als Manager von TON STEINE SCHERBEN vor Wut auf Kaiser überschäumend, weil er den expandierenden Labelinhaber als „eine Kapitalistensau und Musikdieb höchsten Ranges“ ansah, mit einem mitgebrachten Beil den WDR-Studiotisch zu zertrümmern versuchte. So können eben bei den SONS ganz schnell aus den kosmischen die komischen Kuriere werden und es wirkt schon mächtig ironisch und fast lustig, wenn man bedenkt, dass DIRK RAUPACH ja nicht nur Musiker, sondern auch Labelinhaber von TONZONEN, aber unter Garantie keine „Kapitalistensau“ oder „Musikdieb höchsten Ranges“, sondern ein auf viel Nostalgie setzender Krautrock-Liebhaber und -Bewahrer ist.

So ist es also kein Schreibfehler, wenn der zweite Titel der LP-B-Seite statt Kosmische Kuriere, so hieß übrigens auch ein Label, das Kaiser nach seiner Begegnung mit LSD-Guru TIMOTHY LEARY und ASH RA TEMPEL speziell für deren gemeinsames Album „Seven Up“ gründete, „Komische Kuriere“ heißt. Allerdings wurde das krautrockige SONS-Album zur Kaiser-Ehre und -Ära doch ein verdammt kosmisches, worauf nicht nur das Cover hinweist, sondern beispielsweise auch der SONS-Dank für „das freischwebende Mastering“ durch EROC oder an die „Fluggäste“ ARMIN SCHOPPER, ARNDT FIEBIG und ANDREAS LESSENICH sowie weitere „treue Flugbegleiter“.

FAZIT: Alle Krautrock-Liebhaber aufgepasst! Für euch ist das neue Rolf-Ulrich-Kaiser-Gedächtnis-Album von SOUNDS OF NEW SOMA unter dem Titel „Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser“, auch „Godfather Of Kraut“ genannt, gemacht und gedacht. In bester krautbenebelter Manier zwischen ASH RA TEMPEL und NEU! sowie ein paar geschickt integrierte Original-Tonaufzeichnungen plus hypnotische Saxofon-Passagen verbreitet es keinen bösen Corona-, sondern einen süchtig machenden Krautrock-Virus!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3772x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (20:26):
  • Pilzgeflecht (3:24)
  • Burg Waldeck (6:44)
  • Kaisers Kaffee (5:20)
  • RUK (4:58)
  • Seite B (21:58):
  • Sternenmädchen (4:28)
  • Komische Kuriere (1:56)
  • Luftikus (2:51)
  • Kinder der Geburtstagspresse (8:25)
  • Verschollen (4:28)

Besetzung:

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