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Clive Mitten: Suite Cryptique: Recomposing Twelfth Night 1978-1983 (Review)

Artist:

Clive Mitten

Clive Mitten: Suite Cryptique: Recomposing Twelfth Night 1978-1983
Album:

Suite Cryptique: Recomposing Twelfth Night 1978-1983

Medium: Do-CD
Stil:

Progressive Rock im klassischen Gewand

Label: Bumnote Records/Just For Kicks
Spieldauer: 118:53
Erschienen: 09.04.2021
Website: [Link]

Wollen wir mal hoffen, dass wir im Vorfeld dieser Review niemandem, der zu den Liebhabern der progressiven Rockmusik gehört, ausgiebig erklären müssen, dass CLIVE MITTEN Mitglied von TWELFTH NIGHT ist, einer britischen Band, die seit den frühen 1980er-Jahren in einem Atemzug mit IQ, MARILLION oder PENDRAGON genannt wurde. Die wahren Mitbegründer des Neo-Progs eben.

Mit seiner „Suite Cryptique: Recomposing Twelfth Night 1978-1983“ haut Mitten uns allerdings aus den progressiven Socken und streift einem dafür zusätzlich klassische Strümpfe über, die einem glattweg vor Überraschung den Atem rauben. In diesem orchestral-epischen Meisterwerk nimmt sich der TWELFTH NIGHT-Multiinstrumentalist die früheren Werke seiner Prog-Band vor und interpretiert bzw. komponiert sie neu – als klassische Werke, die trotzdem ihren progressiven Grundcharakter beibehalten. Am Ende kommen auf der Doppel-CD dabei fünf Suiten mit eine Laufzeit von 18 bis 33 Minuten heraus, die irgendwie nach vielem klingen. Da hören wir rein Beethoven-Wagneranisch-Klassisches samt Streichern oder Minimalistisches in bester STEVE REICH- und PHILIP GLASS-Manier, aber auch Progressives im „Amarok“-OLDFIELD- und Elektronisches im Berliner-Schule-Stil, düster Filmmusikalisches der Marke MICHAEL NYMAN oder fette Kirchen-Orgeln und Hubschrauber-Geräusche, Schritte und, und, und…

...Und sogar eine freche Anspielung in Richtung PINK FLOYD gibt’s auf der letzten Seite des achtseitigen Booklets, in dem sich CLIVE MITTEN ausgiebig über die Intention und beabsichtigte Wirkung seines Albums auslässt, zu entdecken. Hierbei bezieht er sich speziell auch auf den großartig abgemischten Sound, der voluminös und voller beeindruckender Stereo-Effekte aus den Boxen quillt, indem er feststellt: „This album is fully dynamic. It has neither been compressed nor limited in mastering. What you get is what Clive intended. Be careful with that, Eugene.“
Also, lassen wir die Axt zuhause und behalten den Lautstärkeregler in den Augen – sonst könnte es ähnliche Schockmomente geben, wie sie einem Mr. Oldfield auf seinem wohl eigenartigsten Album „Amarok“ voller Laut-Leise-Überraschungen bescherte.

Selbst eine Art stilles Gedenken an den am 5. Februar 1993 mit nur 36 Jahren verstorbenen TWELFTH NIGHT-Sänger GEOFF MANN enthält das Doppel-Album, denn das Cover ziert ein Bild von Mann, der bereits zuvor einige TWELFTH NIGHT-Alben illustrierte.

Mit diesem Album jedenfalls setzt CLIVE MITTEN nicht nur ein Achtungszeichen, sondern verblüfft als kongenialer Komponist, der sich spielend in der Klassik bewegt und diese progressiv auf seine Art mit modernen Prog-Rock-Electronic-Mitteln zusätzlich auflockert und zu einem großen, ganzen, orchestralen Meisterwerk, bestehend aus fünf Suiten, deren Grundlage TWELFTH NIGHT-Stücke sind, werden lässt.
Ein Album, das sicher niemand erwartet hat, das aber jeder, der Progressives und Klassisches mag, unbedingt besitzen sollte. Die Überraschung des Jahres 2021 – und während sich andere deutsche Künstler, bzw. Schauspieler, auf blödsinnige Art über das Corona-Virus auslassen, sollte man ihnen in dieser Zeit einfach keine Aufmerksamkeit schenken, sonder sich stattdessen diesem Meisterwerk zuwenden, das ebenfalls zu Corona-Zeiten entstand, worauf CLIVE MITTEN extra noch einmal hinweist: „Recorded under lockdowns various in his home studio, London, March 2020 to February 2021.“

FAZIT: Das ist mutig! CLIVE MITTEN von TWELFTH NIGHT wird, wie er selber schreibt, auf seinem Doppel-Album „Suite Cryptique: Recomposing Twelfth Night 1978-1983“ zum 'Post-Minimalist', der versucht, über sich hinauszuwachsen und seinen großen Vorbildern Reich, Glass, Adams, Bach, Beethoven und Wagner nachzueifern, indem er aus alten TWELFTH NIGHT-Stücken fünf Suiten (jeweils zwischen 18 und 33 Minuten) entstehen lässt. Ist das Größenwahn? Oder die totale Selbstüberschätzung? Nein! Es ist am Ende ein instrumentales zweistündiges Meisterwerk, das sich auf einer klassischen genauso wie einer prog-rockigen Bühne behaupten kann.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2459x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • CD 1 (68:43):
  • Part One: Live At The Target (25:30)
  • Part Two: Live (And Let Live) (22:58)
  • Part Three: The Collector (20:15)
  • CD 2 (50:10):
  • Part Four: Fact And Fiction (32:32)
  • Part Five: Creepshow (17:38)

Besetzung:

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