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Ragawerk: Ragawerk (Review)

Artist:

Ragawerk

Ragawerk: Ragawerk
Album:

Ragawerk

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Raga, Elektronik, Jazz, Weltmusik, Krautrock

Label: L + R Records
Spieldauer: 42:16
Erschienen: 26.08.2022
Website: [Link]

„Einige unserer Stück basieren auf Ragas. Aber sie sind so in unserem Bandsound verpackt, dass man erst einmal gar nicht darauf kommt. Wir nehmen die Raga und setzen sie in unseren Kontext, nicht immer halten wir uns an traditionelle Vorgaben, und das macht dann unsere Musik aus. Man muss die Regeln kennen, erst dann darf man sie auch brechen. So geht Entwicklung.“ (Martin Standke – Kopf und Schlagzeuger von RAGAWERK)

Der Albumtitel und das Cover von RAGAWERK sind versehen mit indischen Schriftzügen. Gleiches gilt auch für die Musik dahinter, denn die (nicht etwa indische, sondern) deutsch Band vereint auf ihrem selbstbetitelten Album jede Menge weltmusikalische, besonders indische, Musik-Rhythmen und -Strukturen sowie traditionelle Instrumente mit vordergründigen Jazz-Rhythmen sowie elektronischen und von Gitarren dominierten, rockige Momente, die sich immer wieder dem Space- und Krautrock öffnen oder wenigstens deutlich nähern. Sofort kommen einem hierbei die großartigen TRI ATMA genauso in den Sinn wie die OZRIC TENTACLES. Deren nunmehr jazzigster Begleiter sind RAGAWERK. Ihr Schlagzeuger und Komponist Martin Standke, der vor RAGAWERK bereits mit seinem Begleiter Max Clouth in dem MAX CLOUTH CLAN in ähnlichen Klangwelten unterwegs war, fasst seine neuen Klangausflüge ohne Übertreibung mit den Worten zusammen: „RAGAWERK klingt fokussierter, klarer und ausgereifter“.

Die 'Frankfurter Allgemeine' bezeichnete RAGAWERK als „Weltenvereiner“, obwohl es natürlich 'musikalische Weltenvereiner, die indische Ragas mit europäischen Jazz und Beat vereinen' heißen sollte, denn aus „Ragawerk“ spricht eher eine Art Buddha des Jazz. Und so eröffnet das Album mit „Ab Yeh Kya?“ gleich in bester RAVI SHANKAR-Manier mit einer ausgiebigen Sitar-Einleitung, um dann deutlich an Tempo aufzunehmen und mit Geige, Gitarre, Bass und indischen Percussion uns direkt in den nächsten buddhistischen Tempel zu begleiten, in dem allerdings schon eine Jazz-Kapelle samt Elektroniker auf ihren Einsatz wartet.

Eine besondere Bereicherung für die Musik hinter dieser, wie's der Bandname bereits verrät, vorrangig auf Ragas – also jahrhundertealte indische Tonfolgen – setzende Musik ist die Einbeziehung nicht nur einer Vielzahl indischer Musiker, sondern auch des deutschen Elektronik-Tüftlers KABUKI, der diesem Album auf gleich vier Stücken eine besonders 'moderne' Note verleiht, wozu Standke feststellt: „Als Elektro-Künstler hat er natürlich eine ganz andere Art, an Musik heranzugehen, auch andere Vorstellungen, aber trotzdem oder gerade deshalb ist unsere Zusammenarbeit äußerst fruchtbar, wir inspirieren uns gegenseitig sehr.“
Bestes Beispiel hierfür ist das großartige „Nature Of The Self“.

Übrigens entstand die Idee zu diesem Album auf einer Indien-Tour und wirkt wohl gerade darum so authentisch. Standke & Clouth, der sogar drei Jahre in Mumbai lebte und dort Musik studierte, leben diese Musik aus einem Land, das sie fast jährlich bereisen von ganzem Herzen und klingen mit und auf 'Ragawerk' indischer als alles, was bei uns indische Vorstellungen hervorruft, wenn wir einen englisch oder deutsch klingenden Musikernamen hören, gerade weil sie sich den Ragas der klassischen indischen Musik so sehr verpflichtet fühlen.
Dass sie zudem auf 'Ragawerk' mit einer Vielzahl indischer Musiker zusammenarbeiten, setzt diesem Album einfach nur noch die indische Krone auf den Jazz-Kopf.

Tiefenentspannt geht das Album mit „Grace – Krpa“ zu Ende und entführt uns in meditativ anmutende Klangwelten, die auf ein heilsames, spirituelles Grundmotiv setzen. Dieses minimalistische Ende basiert auf Max Clouth' Idee, sich bei dieser Komposition von den 'liturgischen Worten des Künstlers, Philosophen und Reformers Rudolf Steiner' inspirieren zu lassen, indem er diese Worte in seiner Wahrnehmung als Musik 'übersetzt'. Und so spürt der Hörer tatsächlich, wenn die Nadel sich in der Leerrille bewegt, wie entspannt man zum Plattenspieler 'schwebt', wahrscheinlich, um dem Album gleich einen neuen Anlauf zu schenken, um dann beispielsweise bei den Loops hinter „I Promise“ zu entdecken, wie viel Krautrock der Marke ENO, MOEBIUS & ROEDELIUS doch sogar in RAGAWERK stecken kann.

FAZIT: Mit RAGAWERK erwartet den Hörer eine musikalische Reise direkt nach Indien und speziell zu den dort seit Jahrhunderten traditionell gespielten Ragas. Reiseleiter sind hierbei zwei deutsche Jazz-Musiker, die das Kunststück vollbringen, indem sie die 'Regeln des traditionellen Raga' brechen und mit Jazz, Loops, Electronics sowie moderne Beats kombinieren, eine herrlich krautrockig anmutende Mixtur zu schaffen, die zwischen Meditation bis Jazz alles zu bieten hat und dabei einen farbenfrohen indischen Schleier trägt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1980x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (21:45):
  • Ab Yeh Kya?
  • I Promise
  • Nature Of The Self
  • Theata Wave
  • Seite B (20:31):
  • Face In The Sky
  • Das Modul
  • Grace - Krpa

Besetzung:

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