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Show Of Hands: High Germany – 900 Miles To Bremen (Review)

Artist:

Show Of Hands

Show Of Hands: High Germany – 900 Miles To Bremen
Album:

High Germany – 900 Miles To Bremen

Medium: 3-CD-Box
Stil:

Singer/Songwriter, Folk

Label: MIG Music
Spieldauer: 184:48
Erschienen: 24.06.2022
Website: [Link]

Es war eine recht große Überraschung, als im Jahr 1987 der Singer/Songwriter STEVE KNIGHTLEY und Multiinstrumentalist PHIL BEER ihr Duo unter dem Namen SHOW OF HANDS gründeten. Denn immerhin war zu dieser Zeit Beer noch immer Mitglied der längst legendären, von ASHLEY HUTCHINGS – der zuvor Mitbegründer von STEELEYE SPAN und FAIRPORT CONVENTIN war – gegründeten ALBION BAND. Es sollte noch knapp vier Jahre dauern, bis Beer sich endgültig für SHOW OF HANDS entschied, deren musikalischen Einflüsse sich allerdings deutlich an der Musik seiner Vorgänger-Band orientierten, aber auch einen 'intellektuellen' Schwenk in Richtung Singer/Songwriter der Marke NICK DRAKE oder RALPH McTELL wagte.
Das lag vor allem daran, dass oftmals die Texte im Mittelpunkt der spärlich (häufig nur mit Gitarre und Mandocello sowie Mandoline) instrumentierten Songs stand.

1995 war es endlich an der Zeit, ein Album unter dem Band-Namen SHOW OF HANDS zu veröffentlichen. „Lie Of The Land“ wurde gleich mit viel Kritikerlob überhäuft, sodass die beiden bereits 1996 in der Londoner Royal Albert Hall auftreten durften, um ein Jahr später auch in Deutschland aufzuschlagen, wo sie am 5. Oktober 1997 ein bei weitem noch nicht so umjubeltes Konzert in Bremen gaben, das von Radio Bremen aufgezeichnet und nun vollständig in bester Radio-Sound-Qualität auf der ersten CD der 3-CD-Box „High Germany – 900 Miles To Bremen“ vorliegt.

Auch hier gilt für das 1997er-Konzert in Bremen, dass nicht nur die Songtexte im Mittelpunkt stehen, während sie hauptsächlich instrumental von akustischen Gitarren und Violine begleitet werden, sondern dass auch jeder Song eine ausgiebige, oft etwas zu lang geratene vokale Einleitung erhält, die oft von Knightleys Sprachwitz lebt, wohl aber nicht immer umfänglich vom deutschsprachigen Publikum verstanden wird. Trotzdem kommen die beiden Folk-Poeten bestens beim Bremer Publikum an und da das Konzert für's Radio mitgeschnitten wurde, erfreut es sich auch nach 25 Jahren noch bester Klangqualität.

Für das zweite Konzert – entstanden acht Jahre später, wiederum in Bremen und diesmal deutlich länger, weswegen es auch zwei CD's innerhalb der „High Germany – 900 Miles To Bremen“-Box einnimmt – hatten sich Knightley und Beer durch die singende Kontrabassistin MYRANDA SYKES verstärkt, eine unüberhörbare instrumentale wie vokale Bereicherung für SHOW OF HANDS, die auch beim Publikum mit noch mehr Begeisterung aufgenommen wird. Zudem werden die oft langen Ausführungen zwischen den Songs erkennbar zurückgeschraubt, aber natürlich darauf nicht verzichtet, was gut, weil immer hintergründig informativ ist.
Sykes, die seit 2004 SHOW OF HANDS begleitet, verleiht dem Konzert nicht nur eine weibliche Note, besonders auffällig natürlich beim großartigen (Satz- und Solo-)Gesang, sondern lockert das Konzert zudem deutlich auf und beschleunigt es, was gleich beim zweiten, vom Publikum begeistert aufgenommenen Song „Red Diesel“, in dem eine rockig gespielte Mandoline im Mittelpunkt steht, unüberhörbar ist.

Und dass Sykes Kontrabass-Spiel den Auftritt um eine wunderbare zusätzliche Klangfarbe bereichert, macht das 2005er-Konzert, welches wiederum in ausgezeichneter Klangqualität von Radio Bremen aufgezeichnet wurde, noch etwas spannender und besser als den insgesamt zu eintönig ausgefallenen Auftritt acht Jahre zuvor. Auch entpuppt es sich als eine kluge Entscheidung, im Rahmen des Konzerts mit „When You Think It's All Over“ einen Sykes-Solo-Titel einzubinden, bei dem die Musikerin solistisch singt und sich allein am Kontrabass begleitet. So offenbart ihr Gesang und Spiel unmittelbar, welche Bereicherung sie für SHOW OF HANDS darstellt.

In dem folgenden „Reynardine“ rückt dann auch die Violine, ebenfalls deutlich rockiger gespielt – und wenn's jemanden gibt, der die Ostrock-Band CITY liebt, der wird sich garantiert bei solchem Geigenspiel an sie erinnert fühlen – in den Vordergrund. Man spürt bereits nach dem dritten Titel nunmehr die deutlichere Spielfreude und Leidenschaft an den Instrumenten, die nicht mehr nur als Begleitung für die Singer/Songwriter-Texte verstanden wird, sondern druckvoll die Stimmung auf der Bühne anheizt.

Abwechslungsreich und immer wieder von einem begeistert klatschenden sowie mitsingenden Publikum honoriert laufen so die 105 Konzertminuten wie im Fluge auch beim Hörer vor der Anlage vorbei. Selbst die Ansagen sind knackiger und abwechslungsreicher, mitunter mit ironischer Betonung formuliert, und viel leichter zu verstehen. Auch dass sie das Publikum anno 2005 darum bitten, die Musik nicht zu kopieren, sondern die Künstler durch den Kauf ihrer Tonträger zu unterstützen, kommt zur Sprache. Ja, traurig nur die Erkenntnis, dass wir 17 Jahre später Musik-Verhältnisse haben, welche den (unbekannteren) Musikern durch all die Streaming- und DL-Plattformen im Grunde ihre (finanzielle) Lebensgrundlage entziehen, spricht nunmehr leider eine andere Sprache – oder besser: singt ein anderes Lied. Ein trauriges und selbstzerstörerisches – doch immer noch mit der Hoffnung versehen, dass wir den Wert dieser klangvollen Lebensgrundlage für unsere Ohren wieder mehr zu schätzen lernen. Diese 3-CD-Jewelcase-Box samt achtseitigen Booklets ist jedenfalls schon mal ein guter Anfang, den ernsten Worten von STEVE KNIGHTLEY guten Taten folgen zu lassen.

Rockig endet mit „Roots“ das richtig gute Konzert dann auch und hinterlässt einen deutlich besseren Eindruck sowie ein um Längen begeisterteres Publikum.

FAZIT: Mit „High Germany – 900 Miles To Bremen“ bekommen die Freunde der britischen Folk-Poeten SHOW OF HANDS zwei von Radio Bremen veranstaltete und natürlich in bester Soundqualität mitgeschnittene Konzerte (Live @ Moments, Bremen 5th Oct. 1997 / Live @ Sendesaal Radio Bremen, 26th Sept. 2005) geboten, die samt achtseitigem Booklet vereint in einer Jewelcase-Box daherkommen und so einige Unterschiede aufweisen. Das 1997er-Konzert ist deutlich Singer/Songwriter-orientierter und lebt mehr von den Texten als der Musik. Das 2005er-Konzert aber, bei dem sich das Musiker-Duo um die großartige MIRANDA SYKES (und damit einen Kontrabass sowie einer guten weiblichen Stimme) erweitert hat, besticht durch flottere, rockigere Klänge sowie mehr spielerische Leidenschaft und ein begeisterteres Publikum. Musikalische Handzeichen, die man nicht nur sehen, sondern live unbedingt auch hören sollte, weil spätestens das zweite Konzert beweist, warum SHOW OF HANDS bis heute als eine 'Folk-Supergroup' gelten.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1839x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • CD 1 – Live @ Moments, Bremen 5th Oct. 1997 (79:46):
  • Medley: Man Of War – The Well – The Oak
  • Don't It Feel Good
  • The Red Rose Of England
  • Crow On The Cradle
  • Cars
  • Medley: Plum Pudding – Rocky Road To Chudleigh
  • Armadas
  • Longdog
  • Crazy Boy
  • Exile
  • Corinna, Corinna
  • The Blind Fiddler
  • The Train
  • 900 Miles
  • High Germany
  • CD 2 – Live @ Sendesaal Radio Bremen, 26th Sept. 2005 (47:07):
  • Don't It Feel Good
  • Red Diesel
  • Peynardine
  • Undertow
  • Medley: Lumps Of Plum Pudding – Leaving Of Wessex
  • Crow On The Cradle
  • The Blind Fiddler
  • Galway Farmer
  • The Oak
  • I Promise You
  • CD 3 – Live @ Sendesaal Radio Bremen, 26th Sept. 2005 (57:55):
  • The Dive
  • When You Think It's All Over
  • Country Life
  • Adieu, Sweet Lovely Nancy
  • Cousin Jack
  • Medley: The Train – Santiago – The Soldiers Joy
  • Medley: The Setting – Mary From Dungloe
  • Roots

Besetzung:

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