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The Waterboys: All Souls Hill (Review)

Artist:

The Waterboys

The Waterboys: All Souls Hill
Album:

All Souls Hill

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Folk

Label: Cooking Vinyl
Spieldauer: 40:59
Erschienen: 06.05.2022
Website: [Link]

Gemeinhin hält MIKE SCOTT ja nichts von Konzepten. Das soll nicht heißen, dass der Schotte ohne Plan an seine Arbeiten herangeht, sondern nur, dass er stets offen ist, für Inspirationen und Entwicklungen aller Art – und dass ihm bewusst ist, dass Pläne eigentlich nur Fantasien sind, während das Leben bestimmt, in welche Richtung es eigentlich geht.

Das bedeutet: Nachdem Scott die letzten drei WATERBOYS-Alben „Out Of All This Blue“, „Where The Action Is“ und „Good Luck, Seeker“ mehr oder minder alleine konzipiert und gestaltet hatte und sich dabei von Blues, Soul und R'n'B inspirieren ließ (und sich sogar als Rapper versuchte), sollte „All Souls Hill“ jetzt endlich wieder ein „normales“ WATERBOYS-Album werden, bei dem die Band stärker mit eingebunden werden sollte. Zum Einen wurde das auch der Fall – zum Anderen wiederum nicht. Denn auf der nie endenden Suche nach neuen Herausforderungen erlaubte Scott es sich für dieses Album, seinen inneren Control-Freak im Zaume zu halten und schrieb 6 der 9 Tracks zusammen mit dem Songwriter SIMON DINE aus Manchester, der ihn (wie er sagt) dazu pushte, Sachen zu versuchen, die er ansonsten nicht gemacht hätte.

Zwei der restlichen 3 Tracks schließlich sind dann das Ergebnis typischer Scott-Treatments: „Once Were Brothers“ ist ein Song von ROBBIE ROBERTSON – nach dem auch der Dokumentarfilm über THE BAND von 2019 benannt ist – den Scott auf seine heitere Art liberal textlich veränderte.
Noch komplizierter ist der Fall bei dem abschließenden, fast 10-minütigen „Passing Through“, ein politischer Gospelsong, der 1948 von DICK BLAKESLEE in Chicago geschrieben, später aber von BOB SEEGER als Folksong populär gemacht und schließlich von LEONARD COHEN vereinnahmt wurde, der das Stück bis in die 90er in seinem Live-Programm hatte. MIKE SCOTT nutzte diesen Track mit seinen auf biblische Weise aufgeblasenen historischen Querverweisen auf GEORGE WASHINGTON, FRANKLIN ROOSEVELT und ABRAHAM LINCOLN, um diese durch eigene Referenzen zu ersetzen – und zwar durch WILLIAM SHAKESPEARE, SITTING BULL, MARTIN LUTHER KING und GEORGE FLOYD.
Damit sind wir bei einem weiteren Problem, Pläne und Konzepte betreffend. Denn obwohl sich MIKE SCOTT entschied, dieses Mal mehr als üblich aktuelle politische Kommentare in seiner Musik zu verhaften (etwas, was er bei den Gesprächen zu seinem Album „Where The Action Is“ noch als für ihn eigentlich unwichtig bezeichnet hatte) und mit „The Liar“ auch einen veritablen Anti-Trump-Song im Angebot hat, dürfte ihm schmerzlich bewusst geworden sein, dass sich das Katastrophen-Karussell heutzutage bereits so schnell dreht, dass ein armer, kleiner Songwriter – zumindest als Chronist – der Aktualität chancenlos hinterherhinken muss. Nun – da ist er ja nicht alleine. Und das brachte ihn denn wohl dazu, sich mit „In My Dreams“ hemmungslos seinen revisionistischen Rock'n'Roll-Träumen hinzugeben.

FAZIT: Obwohl MIKE SCOTT für das neue WATERBOYS-Album „All Souls Hill“ mehr denn je auf die Kollaboration mit anderen setzte, um seine Komfort-Zone zu verlassen, gibt es durch die so gewonnenen Mehrwerte tatsächlich nicht weniger, sondern eigentlich sogar mehr MIKE SCOTT als gewöhnlich auf „All Souls Hill“. Tatsächlich ist dieses Werk dann mit seiner polternden Grandezza und druckvollen Performance und nicht zuletzt der wieder stärkeren Betonung der organischen Aspekte auch erneut ein klassisches WATERBOYS-Album geworden. Das musste man ja auch erst mal hinbekommen.

Ullrich Maurer (Info) (Review 2418x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • All Souls Hill
  • The Liar
  • The Southern Moon
  • Blackberry Girl
  • Hollywood Blues
  • In My Dreams
  • Once Were Brothers
  • Here We Go Again
  • Passing Through

Besetzung:

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