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Flash Forward: Endings = Beginning (Review)

Artist:

Flash Forward

Flash Forward: Endings = Beginning
Album:

Endings = Beginning

Medium: CD/Download/LP farbig
Stil:

Alternative Rock, Indie Pop

Label: Uncle M Music
Spieldauer: 36:04
Erschienen: 09.12.2022
Website: [Link]

Wer kennt sie nicht, diese allgemeingültigen Weisheiten, die für jedes Poesie-Album ein schönes Sprüchlein darstellen, wie beispielsweise: „In jedem Ende wohnt ein neuer Anfang“?
Da kommen einem doch die Tränen…
Natürlich kann man das auch krasser und kürzer ausdrücken – so wie FLASH FORWARD auf ihrem aktuell 5. Album „Endings = Beginning“. Noch dazu im Plural. Na, das haut doch richtig rein. Ganz genauso wie die ungewöhnlich atmosphärisch und persönlich ausgefallene Musik ihres 2022er-Scheibchens.

Die aus dem Ruhrpott stammende Band, die sich seit dem Jahr 2010 immer mehr mit insgesamt recht straightem Indie-Punk an Aufmerksamkeit erspielte, entwickelt sich allerdings deutlich weg vom Punk hin zum Indie-Rock und -Pop, der manchmal sogar bei DEPECHE MODE an die Musiktür klopft und dabei mit blutunterlaufenen Augen um Eintritt bittet. Die Eintrittskarte dazu heißt „Bloodshot Eyes“.

Trotzdem verlieren FLASH FORWARD ihr Gespür für die härteren Rhythmen, die auch mal in vorsichtigeren Schreien ihre Vollendung finden, nie aus den Augen. Oder die Texte fressen einen übel an, wenn beispielsweise in „Drowning Underwater“ die Hilflosigkeit ausgelöst durch einen schlechten Drogentrip besungen wird.
Außerdem darf gerne auch mal der Frust herausgesungen werden, der einen überkommt, wenn man wie in „Over You“ während einer Beziehung feststellen muss, dass die einfach nicht mehr läuft und man zu der bitteren Erkenntnis kommt: „I was too proud to see / That I was no longer the one you once saw in me“.

Auffällig sind auch die vielen Hooklines, welche FLASH FORWARD in ihren recht dynamischen Songs verstecken und die sich mitunter auch mit „Uhhh...“- und „Ohhh...“-Gesängen in den Lauschlappen festsetzen und einfach nicht ausgeschüttelt werden können.

Und so optimistisch auch der eine oder andere Song und Rhythmus klingt, so pessimistisch kommt zugleich die Grundstimmung hinter „Endings = Beginning“ zum Vorschein, die geprägt durch die extremen Ereignisse der letzten Jahre – welche mitunter die ganze Welt erschütterten – sind. Denn 2020 knackte die Pandemie alles, was so selbstverständlich und gewohnt erschien. Das bedeutete auch für FLASH FORWARD plötzlich absoluter Stillstand in puncto Touren oder gemeinsames Proben. Das ließ Sänger Stefan Weigel keine Ruhe und schlägt sich massiv auf die Inhalte der Platte, die übrigens in einem grandios gestalteten Motiv-Vinyl samt mit allen Texten bedruckter Innenhülle daherkommt, nieder, wozu Weigel meint: „Von Heute auf Morgen wird dir auf einmal ein sehr großer Teil von dem genommen, was du mit am meisten liebst. Unser neues Album behandelt nicht nur für mich als Sänger und Songwriter eines der dunkelsten und schwermütigsten Kapitel unserer Bandgeschichte, sondern verarbeitet auch für mich ganz persönlich einen der emotionalsten Abschnitte meines Lebens.“

Auch schimmern auf dem Album unüberhörbar die poppigen 80er-Jahre durch. Es flirren tatsächlich die Synthies durch Songs wie „Out Of Love“ oder das sehr ungewöhnliche mit verfremdetem Acapella-Gesang ausgestattete (Wohl ein echter Vocoder...) Eröffnungsstück „Paradise“, das völlig 'unparadiesisch' mit den Zeilen: „The pressure of silence / It kill us / There is nothing but violence between us“, beginnt.

Immer häufiger bekommen die Songs ein hymnisches Grundgerüst verpasst, selbst wenn sie den „Heartclash“ besingen.
Das hätte man FLASH FORWARD drei Jahre nach ihrem 2019er-Album „Golden Rust“ kaum zugetraut. Doch es steht den Ruhrpott-Jungs verdammt gut zu Gesicht und bläst manchmal weltenverliebt den punkigen Staub aus den Band-Poren um einen neuen Duft aufzutragen, der durchaus nicht nur nach Blut und Schweiß, sondern gerne auch mal nach etwas Glitzer und Exotik duften darf.
Die Mischung macht's eben – und die haben FAST FORWARD auf „Endings = Beginning“ von Anfang bis Ende tatsächlich gefunden.

FAZIT: Drei Jahre Pandemie zogen ins Land und damit auch ein deutlicher Wandel hinter der Musik von FLASH FORWARD. Es geht auch auf „Endings = Beginning“ zwar noch vorwärts, aber nicht mehr ganz so (punkig) schnell wie auf den Alben der vier Jungs aus dem Ruhrpott zuvor. Viel Alternative-Rock und Indie-Pop, der gerne mal einen Blick zurück in die 80er-Jahre werfen darf, sowie Hymnisches und Hookline-Verliebtes gibt es auf dem Album zu entdecken, das zugleich sehr persönliche Texte enthält, die sich mehr um Trennungsschmerz als um den so allseits kleinbürgerlichen Zweck-Optimismus drehen. Und wenn die Jungs sich 2017 noch mit einer „Revolt“(e) offenbarten, die schon zwei Jahre später „Edelrost“ ansetzte, so umarmt einen „Endings = Beginning“ regelrecht und lädt uns gleichermaßen in die Vergangenheit wie die Gegenwart und sicher auch Zukunft von FLASH FORWARD ein. Und wenn man dann noch das herrlich motiv-gestaltete Vinyl betrachtet, das sich auf dem Plattenteller drehend als optisches Kunstwerk präsentiert, dann kann man einfach nur feststellen: Das ist ein richtig guter Anfang von welchem Ende auch immer!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1200x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (15:06):
  • Paradise (1:05)
  • Young Blood (feat. Between You & Me) (3:00)
  • Bloodshot Eyes (2:56)
  • Endings (1:30)
  • Drowning Underwater (feat. We Were Sharks + Breathe Atlantis) (3:19)
  • Over You (feat. As December Falls) (3:16)
  • Seite B (20:58):
  • Out Of Love (3:15)
  • Cotton Candy Clouds (3:26)
  • Criminals (3:12)
  • Saviour (3:16)
  • Beginnings (1:33)
  • Heartclash (3:00)
  • No Use (3:24)

Besetzung:

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