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Freak: The Streets Of Fiesta (Review)

Artist:

Freak

Freak: The Streets Of Fiesta
Album:

The Streets Of Fiesta

Medium: CD/Download
Stil:

Alternative, Electronic, Indie, Punk

Label: Sun King Music
Spieldauer: 27:22
Erschienen: 23.06.2023
Website: [Link]

Auf der Polizeiwache, die dem Trio FREAK laut Promo-Schreiben als Proberaum diente, ist offenbar Großes entstanden: Nicht nur haben die drei kunst- und kulturaffinen Musiker ein neues Genre kreiert, nämlich den „Future Punk“, sondern die neun Tracks ihres Debüt-Albums „The Streets Of Fiesta“ in nicht mehr als zehn Tagen eingespielt. Dabei scheint für die Band die Quintessenz von „Future Punk“, also von wahrhaft zukunftsweisender Klangkunst, darin zu bestehen, alle noch so unmöglichen Gegensätze synästhetisch zusammenzubringen – das Künstliche elektronischer Klänge und das Schroffe des Punk, rauschhafte Anarchie und staatliche Ordnung, religiöses Bekenntnis und sündhafte Perversion, ernste politische Botschaft und Spaß auf eigene Kosten. Alles wohl nach dem Grundsatz ersonnen: Wer ein Werk von solch großer Bedeutsamkeit schreibt, kann musikalisch auch Abstriche machen.

Zugegeben, die friedlichen, fast schon ein bisschen an Chanson erinnernden Pianoklänge könnten wie im Interlude „The Streets Of Fiesta“ oder beim nachfolgenden „Manchmal“ noch am ehesten gefallen, wenn sie nicht ständig von Samples oder Benito Altmanns Jammer-Vocals gestört würden. Ein bisschen Chanson ist hingegen immer noch keine hinreichende Begründung, das eigene Liedgut an mehreren Stellen als „Future Music“ hervorzuheben. Es sei denn, eine derartige Bezeichnung ist weniger der demutsarmen Selbstgefälligkeit der Band, sondern vielmehr ihrem Hang zur Selbstironie zu verdanken. Dann könnte man auch halbwegs verstehen, warum ein geklautes Indie-Riff gepaart mit unsäglichem Dance-Trash und anzüglichem Frauengestöhne wie in „Korrupt Illegal Erotik Abnormal“ als tiefsinnige Kunst verkauft wird.

Der Verdacht, dass FREAK sich selbst nicht so ernst nehmen, erhärtet sich umso mehr, wenn Benitos schiefe Gesangseinlagen nach Machart des besoffenen Barden zu allem Überfluss von applaudierendem Publikum gefeiert werden („Totentanz“) oder „Mastermind“ Dr. Christ zum Griff ins Jamba-Sparabo ausholt, um den von seichten Bässen untermalten Song „Nachtclub“ zu „veredeln“.
„Müssen wir wirklich wie die Anderen sein?“ fragt Benito in „24h Party Girl“, bevor er gebetsmühlenartig die „Party auf der Polizeiwache“ beschwört, unverzichtbares Sirenengeheul aus der stets bemühten Sample-Maschine inklusive.

Wo Pionierarbeit geleistet wird, muss man diese Fragestellung freilich verneinen. Ob die guten drei Minuten, deren einziges Bekenntnis zum Punk im Aufruf zu Anarchie und in der Verballhornung der Polizei besteht, für eine politische wie musikalische Revolution taugen, sollte am besten weder die Band selbst noch der Verfasser des Promo-Schreibens klären. In deren Augen hat sich die nach Muster X gestrickte, hundsgewöhnliche Rocknummer mit dem vergleichsweise schlagkräftigen Refrain eh schon als Soundtrack eines neuen Zeitalters empfohlen.

FAZIT: Die in deutscher Sprache abgefassten und eigensinnig vorgetragenen lyrischen Ergüsse auf „The Streets Of Fiesta“ werden von einer weitestgehend unerträglichen Mischung aus Klaviergeklimper, verschiedenen Rock-Versatzstücken sowie artifiziellen Spielereien begleitet. Dabei lehnt sich das selbstgefällig wie -ironisch agierende Trio deutlich zu weit aus dem Fenster. Innovationen sucht man hier nämlich vergebens. Viel eher versuchen FREAK, was Acts wie FRITTENBUDE Jahre vor ihnen schon drei Klassen besser umgesetzt haben.

Tim Rahrbach

Tim Rahrbach (Info) (Review 867x gelesen, veröffentlicht am )

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4 Punkte
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Tracklist:
  • Intro (0:23)
  • Europa (2:47)
  • Korrupt Illegal Erotik Abnormal (3:20)
  • 24 h Party Girl (3:20)
  • Totentanz (3:39)
  • Nachtclub (4:09)
  • The Streets Of Fiesta (Interlude) (3:40)
  • Manchmal (3:29)
  • Sommerorchideen (3:10)

Besetzung:

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