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Ego On The Rocks: Acid In Wounderland (Review)

Artist:

Ego On The Rocks

Ego On The Rocks: Acid In Wounderland
Album:

Acid In Wounderland

Medium: CD/Remaster
Stil:

Progressive-, Kraut- und Space-Rock

Label: MIG music
Spieldauer: 78:01
Erschienen: 26.09.2025
Website: [Link]

„Sowieso halte ich 'Acid In Wounderland' für eins der letzten großen Progrock-Alben aus deutschen Landen.“ (Reinhart Kotzsch in seinem Booklet-Begleittext des Jahres 1997 zu „Acid In Wounderland“ von EGO ON THE ROCKS)

Welch feine (oder doch unangenehme) Erinnerung an eine Zeit, als ELOY nach „Silent Cries And Mighty Echoes“ in progressiven wie wohl auch persönlichen Scherben lag – und sich mit Detlev Schmidtchen und Jürgen Rosenthal (zuvor SCORPIONS) zwei ELOYaner absetzten, um endlich wieder ein deutlich progressiveres Ding durchzuziehen, bei welchem sie zugleich nicht ihren Sinn für abgrundtiefen, gar zynischen Humor, kombiniert mit intellektuellem Anspruch, verloren, indem sie die gute Alice aus dem Wunderland in ihr „Säure im Verwunderland“ („Acid In Wounderland“) schickten.


EGO ON THE ROCKS jedenfalls waren während der extrem aufkommenden neudeutschen Disco-Welle ein musikalischer Lichtblick, der – zumindest von den musikalischen Ideen und kompositorischen Einfällen her – sogar ELOY in den Schatten hätte stellen können.
Doch leider fehlte diesem durchaus interessanten Aussteigerprojekt zweier ELOY-Musiker am Ende die Aufmerksamkeit, die es unbedingt benötigt hätte und dem nun – 44 Jahre später – dank MIG music erneut (allerdings nicht zum ersten Mal) die längst verdiente Aufmerksamkeit entgegengebracht wird.
Noch dazu gingen den beiden Jungs zwar nicht die Ideen, dafür aber das Geld aus, um dieses sehr ambitionierte Projekt bis zu seinem angedachten dreiteiligen Ende zu führen – oder wie es im Booklet heißt: „Nach den langen Stressmonaten waren sowohl die Batterien der beiden Musiker als auch ihre finanziellen Polster ziemlich am Ende. Die letzten Energien verpufften mehr im täglichen Kampf gegen die drohende Pleite, als dass sie kreativ genutzt wurden. Detlev und Jürgen gaben ihr EGO-Projekt 1982 auf und trennten sich in Freundschaft. 'Acid In Wounderland' wurde von der Plattenfirma als Flop abgeschrieben und verschwand für viele Jahre aus den Regalen.“


Es ist, wie schon erwähnt, nicht der erste Versuch, dieses Duo-Projekt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. Bereits 1998 erschien in deutlich besserer Gestaltung und mit einem viel fetteren Booklet diese imposante Neuveröffentlichung, ebenfalls um die fünf identischen Bonus-Stücke erweitert. Danach war allerdings Schluss, sodass MIG music nun, 27 Jahre später, erneut den Versuch unternimmt, EGO ON THE ROCKS und sein „Acid In Wounderland“ in den Fokus jedes noch immer vom Prog-Virus infizierten Zeitgenossen zu rücken. Allerdings im etwas spartanischeren zweiflügeligen Digipak sowie einem nur noch achtseitigen Booklet, in dem die (englischsprachige) Geschichte rund um dieses Album von Reinhart Kotzsch erzählt wird. Die gleiche Geschichte aus dem Jahr 1997, die auch im Booklet der 1998er-Veröffentlichung zu finden ist.

Schmidtchen und Rosenthal hatten als EGO ON THE ROCKS eigentlich ein dreiteiliges Konzept geplant, das zugleich multimedial mit Parallelen zu „Alice im Wunderland“ verwirklicht werden und „Civilization Suite“ heißen sollte.


Daher ist bereits das erste Album nicht nur von der Prog- und Kraut- sowie Space-Rock-Seite her ein ziemliches Spektakel – das übrigens etwas an ANYONE'S DAUGHTER und die eine oder andere GROBSCHNITT-Schlagseite, genauso wie an deutliche TANGERINE DREAM- und KRAFTWERK-Momente erinnert – sondern auch von dem Konzept mit deutschsprachigen Übergängen und vielen Auszügen aus literarischen Werken sowie Soundcollagen und Klangeffekten her eine aufregende Musikreise geworden, die im Booklet folgende Beschreibung erhält: „Das nun folgende Klangfeuerwerk bannt den Lauscher für die nächsten 40 Minuten unweigerlich auf seinen Platz. Denn die acht Acid-Songs wimmeln nur so von genialen Ohrwurmmelodien und überraschenden Klangcollagen, Textfetzen sowie zahllosen raffinierten Geräuschkulissen. Dann wieder laden feinsinnige Literaturzitate zum vollkonzentrierten Zuhören und Nachdenken ein.“

Acid In Wounderland“ ist wirklich ein ausgesprochen komplexes Album geworden, das allerdings nicht an allen Stellen, wie z.B dem Gesang oder einigen sehr einfach klingenden Keyboard-Sounds, rundum überzeugen kann. Auch die 37 Bonus-Minuten sind nicht immer essenziell, wobei gerade das über 19 Minuten andauernde „Once In Africa 1“ mehr nach einem schwebenden Test der einzelnen Instrumente – allerdings mit deutlich floydianischer Anlehnung – als nach einer komplexen Kompostion klingt. Irgendwo der Versuch einer Vereinigung von Space Rock mit PINK FLOYD auf EGO (ON THE ROCKS)-Trip, der dann nach und nach in Richtung GONG meets TANGERINE DREAM abdriftet – und kurz gesprochen wird auch noch.

Licht und Schatten liegen bei EGO ON THE ROCKS dicht beieinander. Und da wohl Anfang der 80er-Jahre, dem puren Disco-Jahrzehnt, bei dieser progressiven Klangspielerei wahrscheinlich nur die Schatten gesehen wurden, blieben die beiden Ex-ELOYaner eben im Dunkeln, während die Disco-Kugeln für andere flackerten und glitzerten...


FAZIT: Es war eine mutige, aber zugleich (aus Erfolgssicht) verhängnisvolle Entscheidung der beiden ELOY-Musiker DETLEV SCHMIDTCHEN und JÜRGEN ROSENTHAL, sich nach Unstimmigkeiten und dem „Silent Cries And Mighty Echoes“-Album (1979) von ELOY zu trennen und nur so vor progressiven Ideen übersprudelnd als EGO ON THE ROCKS (im Booklet zu lesen: „Statt weiter galaktische Sounds der Marke ELOY zu zelebrieren, entwarfen die beiden EGOs surreale und bizarre Klangbilder, welche sie mit moderner progressiver Rockmusik vermischten.“) weiterzumachen. Und das auch noch Anfang der 80er-Jahre, eines der denkbar ungünstigsten Jahrzehnte für den Progressive Rock. So spannend ihr Album „Acid In Wounderland“ auch war, damals hatte es keinerlei Chance und ging als Flop gehandelt unter. Gut 40 Jahre später sollte man unbedingt noch einmal ein Ohr riskieren. Denn die Experten für altehrwürdige Prog-Entdeckungen aus deutschen Landen, MIG music, lassen dieses Klanggewitter erneut auf neugierige Hörer, denen der Progressive Rock noch in der DNA und den Ohren liegt, los. Noch dazu um insgesamt 37 Minuten mit 5 Bonus-Stücken erweitert.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 91x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • 7 To 7 Or 999 To 99 Hope
  • 1 Un (all)gemeine Unterstützung
  • Erected Error
  • Mystik + 1 + 9 + 8 + 0
  • Asylum
  • Hazard
  • Godbluff
  • Civilization Song 1
  • = Bonus-Tracks =
  • Destroy The Gun
  • Losers And Finders
  • Another Saturday Night
  • Civilization Song 2
  • Once In Africa

Besetzung:

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