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Týr - Valkyrja - Massen-Review

11.09.2013

Týr "Valkyrja" CoverNein, das siebte Album von TÝR gehört sicher nicht zu der Art Album, auf das ein Großteil der Metalfans händeringend wartet. Aber die Truppe von den Färöer Inseln hat sich mit ihrem melodischen, leicht folkigen Pagen/Viking Metal über die Jahre einen guten Ruf erspielt und so meldeten gleich so viele Redakteuere Interesse an der Besprechung von "Valkyrja" an, dass wir uns auch hier zu einem Massen-Review entschieden haben. Zwar kann man nicht behaupten, dass das Album wirklich polarisieren würde, doch die Spanne reicht immerhin von Begeisterung bis zu weitestgehender Teilnahmslosigkeit.




Review von: Andreas Schiffmann (Profil)

Das TÝR-Debüt war seinerzeit ein richtig originelles Unterfangen, wozu auch die verhältnismäßige Exotik der Faröer beitrug. Diesen Bonus hat die längst international etablierte Band nunmehr verloren - ebenso mindestens schon seit der zweiten Scheibe ihre Frische, und diese Nichtentwicklung spinnt sich auch auf "Blood Of Heroes" weiter.

Gleichwohl, die Band beschreibt im Vergleich zum Vorgänger eine leichte Aufwärtskurve, was auch am angenehm forschen Tempo einiger Stücke liegt, allen voran im mitreißenden Refrain des Liebesbekenntnisses "Mare Of My Night" und in Gestalt des rasenden "Lady Of The Slain", aber auch während des hämmernden "Another Fallen Brother" und in den Strophen des ansonsten lakonischen "Into The Sky". Der Sound war bei TÝR hingegen schon immer ein Problem (widerlich glatte Gesangsproduktion, wie man sie spätestens bei VOLBEAT hassen gelernt hat), woran sich auf "Valkyrja" nichts geändert hat.

Die Ballade "The Lay Of Our Love" lässt deswegen - aber nicht nur - auch mit grenzwertiger Sopran-Unterstützung am Mikrofon kalt, die schunkelnden Muttersprachler "Fa nar Burtur Brandaljo" und "Grindavi ́san" sind die klaren Schwachpunkte des Longplayers. Der gewollt weitschweifige Titeltrack am Ende zieht die eigentlich verdichtete Zusammenstellung unnötig dudelnd in die Länge. Die weiten Melodiebögen, für die man die Combo früh schätzen lernte, bietet heuer allenthalben noch "Hel Hath No Fury", in seiner unspektakulären Anmutung ebenso wie "Nation" (das Solo ist hier das Highlight) ein Maßstab zur Bewertung des Albums als okay und mehr nicht.

FAZIT: TÝR mögen weiterhin unverkennbar klingen, wiederholen sich aber andauernd und auch mit "Valkyria", einem ihrer besseren, weil insgesamt flotteren und kompakten Alben. Kitschigen Methorn-(Power-)Metal spielen zwar andere, aber das macht diese Skandinavier nicht zum großen Wurf. Mit einer natürlichen Produktion gäbe es einen Punkt mehr.

7 von 15 Punkten


Review von: Andreas Schulz (Profil)

Hm. Eigentlich mag ich melodischen Metal ja wirklich gerne. Gleiches gilt für die Pagan- und Viking-Schiene, wenn eine Band sich ernsthaft auf ihr bewegt, statt auf metseliges Geschunkel und Latexschwert-Geschwinge zu setzen. Auch kann ich Kitsch und Pathos im Metal durchaus etwas abgewinnen. Insofern bin ich selber ein bisschen verwundert, dass mir "Valkyrja", das neue Album der Färinger TÝR, nicht so recht reinlaufen will.

Dass die Band auf ihrem siebten Album spielerisch keinerlei Wünsche offen lässt, versteht sich beinahe von selbst. Auf zahlreichen Touren hat man sich die nötige Routine erspielt, die sich im Songwriting genauso wiederfindet. Die Songs sind eingängig, kommen ohne überflüssigen Ballast schnell auf den Punkt und haben weitestgehend mehrheitsfähige Melodien zu bieten, die sich im Laufe der Zeit auch gut festsetzen, die hier und da allerdings auch ein wenig zu kalkuliert wirken und sich manchmal bedrohlich nah an der Schwelle zum Wikingerkitsch bewegen. Es fällt trotzdem schwer, hier wirkliche Kritikpunkte auszumachen, weshalb es wohl rein subjektiver Natur ist, dass "Valkyrja" über weite Strecken an mir vorbeigeht, ohne viel Eindruck zu hinterlassen, weder positiver noch wirklich negativer Art. Als störend wird vielmehr empfunden, dass man sich streckenweise an Bands wie SONATA ARCTICA oder BLIND GUARDIAN erinnert fühlt – natürlich keine schlechten Referenzen, aber Anzeichen dafür, dass es an Unverkennbarkeit mangelt. Und die Art und Weise, wie kriegerisch-nordischer Pathos von TÝR umgesetzt wird, sagt mir schlicht und ergreifend nicht zu. Selbst wenn die Melodien etwas melancholischer sind, ist es nicht die Art von Schwermütigkeit, die mich anspricht.

FAZIT: Ein schlechtes Album ist etwas ganz anders, als das, was TÝR hier abliefern. Aber es gibt eben immer wieder diese Alben, die einem persönlich einfach nichts zu geben vermögen und so eines ist "Valkyrja" für mich. Die weitegehend makellose Darbietung verbietet eine Abstrafung, weshalb neun Punkte als völlig angemessen und ausreichend erscheinen.

9 von 15 Punkten


Review von: Lothar Hausfeld (Profil)

Es gab mal eine Zeit, da galten TÝR als etwas ganz Besonderes. Klar, als Metal-Band von den Färöer Inseln ist man das sicherlich immer noch, aber stilistisch hat sich bei den Färingern doch offensichtlich einiges getan, seitdem ich das letzte Mal etwas von ihnen bewusst gehört habe. Der von nordischer Folklore getriebene Metal ist in weiten Teilen einer deutlich europäischeren Spielweise gewichen.

Ungewöhnliche Melodien wie in "Grindavi Isan" oder im Anfang von "Hel Hath No Fury" – das im Anschluss traurigerweise zu einem Wacken-kompatiblen Happy-Methorn-Mitgröhl -Song mutiert – sind auf "Valkyrja" eher in der Minderheit. Die Ballade "The Lay Of Our Love" gerät mit weiblicher Unterstützung zu einem Tiefpunkt der Scheibe – schmachtender und kitschiger geht es auch auf den hunderten, gesichtslosen Gothic-Bombast-Metal-Scheiben nicht zu.

Ansonsten gibt es in den Songs eher Parallelen zu Bands wie IRON SAVIOUR oder BLIND GUARDIAN, was natürlich grundsätzlich nichts Verkehrtes ist, aber eben der Band eine ganze Menge ihrer ureigenen Identität raubt. Handwerklich ist alles im grünen Bereich, und die eine oder andere Melodie oder Refrain nistet sich sogar im Kopf ein, gerade im hinteren Bereich der Scheibe, doch unter dem Strich ist "Valkyrja" nur selten mehr als eine durchschnittliche Leistung.

FAZIT: Ihren Exotenbonus müssen TÝR mittlerweile natürlich überhaupt nicht mehr ins Feld führen angesichts der bereits siebten Studioscheibe. Allerdings geht damit auch einher, dass eine einstmals stilistisch nahezu einmalige Band unauffällig im europäischen Metal-Mittelstand mitschwimmt – und dort sogar unterzugehen droht.

8 von 15 Punkten


Review von:  Lutz Koroleski (Oger) (Profil)

Ich habe TÝR das erste mal bewusst auf der letztjährigen Tour mit RAGE wahrgenommen. Recht angetan wurde das damals aktuelle "The Lay of Thrym" angeschafft und für gut befunden. Weiter zurück in die Diskographie brauche ich mich wohl nicht zu arbeiten, da schon nach den ersten Umläufen von "Valkyria" klar wird, dass es sich um eine der Bands handelt, die zwei, drei Grundideen immer wieder neu arrangieren und das als neues Album aufnehmen. Wobei auf dem Vorgänger immerhin keine Trällerelsen-Duett-Schmonzette wie "The Lay Of Our Love" vertreten war, was allerdings in die Kategorie "äußerst verzichtbare Innovation" einsortiert gehört. Bei den restlichen Songs kommen einem viele Riffs und Gesangsmelodien sehr bekannt vor und dieser Effekt verstärkt sich mit zunehmender Spieldauer noch. Insbesondere die Folk-Elemente wirken arg abgegriffen und driften hie und da gar in schunkelige Sauflied-Regionen ab wie z.B. in "Grindavi Isan". Besonders zäh ist der Titelsong ausgefallen, zudem hier textlich konsequent nach der Devise "reim oder stirb" vorgegangen wurde. Insgesamt ist die Durchschnitts-Geschwindigkeit etwas höher als zuletzt, was hie und da Erinnerungen an frühe FALCONER weckt. Neben den erwähnten Kritikpunkten gibt es mit "Blood Of Heroes", "Mare Of My Night" und "Lady Of The Slain" auch einige wirklich gelungene Beiträge zu vermelden, die immerhin gut ins Ohr gehen.

FAZIT: Zwei, drei nette Songs, ein paar Ausfälle und ansonsten weitgehend durchschnittliche Standardkost sind angesichts der Konkurrenz auf dem derzeitigen Markt eher bescheidene Kaufargumente.

7 von 15 Punkten


Review von: Sascha D. (Profil)

TÝR sind haben inzwischen schon 15 Jahren auf dem Buckel und werden nicht müde, ihren Viking- Folk unter die Leute zu bringen. Schließlich liegt mit der Mythologie ein breites Themenfeld zu Grunde. So viele Erzählungen, die wieder vertont werden möchten, so viele Helden, die noch besungen werden wollen… und dass man dabei mal mehr, mal weniger stark an einer Stilrichtung festhält, kann dann natürlich nicht nur positiv ausgelegt werden. Allerdings geht das auch weitgehend schlimmer. Immerhin erkennt man bei den Faröern zumindest in den meisten Fällen eine gewisse Entwicklung bei den Alben und dabei doch immer den eindeutigen Stempel.

Und so hört man auch auf "Valkyrja" eindeutig heraus, wer das Album aufgenommen hat, auch, wenn im Mai Drummer Kári Streymoy wegen einer älteren Rückenverletzung ersetzt werden musste und das allgemeine Tempo im Vergleich zum direkten Vorgänger "The Lay of Thrym" ein Stück angezogen wurde. Genau das weiß zu gefallen, gerade bei Stücken wie "Lady Of The Slain" sorgt das Tempo für einigen Spaß. Sowohl beim Hören des Albums als auch bei der Vorstellung, die Songs live zu sehen. Auch, wenn der Sound insgesamt doch sehr aufpoliert wirkt, setzen sich die Lieder schnell ins Ohr und können zum großen Teil schon nach dem ersten Durchlauf mitgesungen werden. Stilistisch bleibt viel beim Alten im Hause TÝR. Vermutlich liegt hier wieder Diskussionspotential unter den Fans, allerdings heißt es ja auch nicht umsonst "never change a running system". Und solange nicht jedes Album der Diskographie klingt wie sein Vorgänger, sondern eben doch immer eine Spur anders, warum nicht? "Valkyrja" hat, wie alle Alben, die mir von TÝR über den Weg (oder durch die Boxen gekommen) sind, seine Hoch- und Tiefpunkte. Stellenweise etwas langatmig bricht die Band im nächsten Moment wieder mit vollen Segeln los.

FAZIT: Elf Zähler für ein starkes Album mit bekannter, aber nie langweiliger oder sinnfreier Thematik.

11 von 15 Punkten


Review von: Oliver Schreyer (Profil)

Mit ihrem siebten Album folgen TÝR kontinuierlich dem Pfad der letzten Veröffentlichungen. Leicht progressiver Pagan/Viking Metal wie man ihn von Heri und Co. erwartet. Die einzige echte Neuerung auf dieser Platte ist der Wechsel zu Metal Blade – musikalisch gesehen übt man sich eher in Präzisierung und Verfeinerung des eigenen Stils.

Wenig verwunderlich also, dass "Valkyrja" bei den ersten Rotationen kaum einen bleibenden Eindruck hinterlässt: die Heiden von den Faröer Inseln punkten mit eingängigen Songs und altbekannten Riffs – alles auf hohem Niveau, ohne jedoch besonders aus der Reihe zu fallen. Gab es auf "By The Light Of The Northern Star" noch ein martialisches "By The Sword In My Hand" , das zum Schmunzeln anregte und auf dem folgendem "The Lay Of Thrym" noch ein mehr oder minder höhnisches "Shadow Of The Swastika", so läuft das neue Album eher geradlinig durch, ohne mit besonders extravagant vordergründigen Tracks direkt aufzufallen.

Gönnt man dem Album jedoch ein paar mehr Durchläufe Zeit zur Entfaltung, werden die Stärken der Band aber klar offengelegt: selbst wenn sich einige der Songs durch die typische Spielweise im Grunde stark ähneln, kristallisieren sich mit der Zeit viele individuelle Details heraus. Bis auf den stilistisch sehr auffälligen Track "The Lay Of Our Love" - einer Ballade, die zudem auch noch mit Vocals von Liv Kristine versehen ist – gibt es keine hervorstechenden Über-Songs zu hören. TÝR spielen sich dennoch auf höchstem Niveau durch die komplette Spielzeit und liefern keine Ausfälle ab.

Es mag sein, dass der Hörer mehr gefordert wird als auf jeder Platte zuvor, aber auch insgesamt scheinen die Tracks durchdachter, nachdenklicher zu sein und gehen nicht mehr so leicht runter. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Grundton von "Valkyrja" durchweg eher melancholisch angehaucht ist und die Songs übergreifend etwas düsterer und negativer wirken, als alles, was es zuvor von TÝR zu hören gab.

Mit etwas Geduld und einem offenen Ohr für die dunklen Mären der Walküren, gibt es für den geduldigen Hörer viel zu entdecken. Neben der starken musikalischen Umsetzung gibt es zudem vom rein Gesanglichen einiges zu hören: nicht nur die markanten Vocals von Fronter Heri überzeugen – nein, TÝR schaffen es vor allem, mit ihrem mehrstimmigen Gesang in Refrains und separaten Strophenparts völlig zu überzeugen. Wer mit dem Werk der Band vertraut ist, sollte wissen, wie genial das umgesetzt wird – "Valkyria" ist da keine Ausnahme und genau deshalb so grandios – Songs wie "Mare Of My Night" oder "Lady Of The Slain" sind da nur die Spitze des Eisberges.

FAZIT: TÝR machen es dem Hörer nicht ganz leicht, denn das Material auf "Valkyrja" ist keineswegs das Leichtverdaulichste oder Eingängigste, was die Band bisher produziert hat. Dafür verliert keiner der Songs so schnell seinen Reiz und birgt so manche Kleinigkeit, die es auch nach wiederholtem Konsum noch zu entdecken gilt. Mag sein, dass es dem ein oder anderen der gerade das Geradlinige, Vordergründige an TÝR mochte, insgesamt zu verkopft, zu sehr auf die die eigene Vision fokussiert und einfach zu eintönig ist – insgesamt ist "Valkyrja" aber ohne Zweifel das erwachsenste Album der Band, welches weitab von prolligem Pagan- und Viking Metal in einer ganz eigenen Liga spielt.

12 vob 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 9,0 von 15 Punkten.

Damit Einstieg auf Platz 41 in den Massen-Review-C
harts.

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Andreas Schulz (Info)