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Interview mit SAM - Slick Alexius Mennigmann (01.08.2013)

SAM - Slick Alexius Mennigmann

Marc Mennigmann stand uns Rede und Antwort zu "Another Life" ...

Wie kommt man bei Instrumentalmusik wie eurer auf konkrete Songtitel?

Ich lese viel, während ich Musik höre, und manchmal macht es dann "Klick", sodass sich das gerade Gelesene als Assoziation in der Musik wiederfindet, oder mir fällt eine Wortgruppe auf, die gut zu dem Gehörten passt. Allerdings hatte ich schon während der Auswahlphase hier und da eine Idee für einen Titel.Die Titel waren so gesehen recht schnell gefunden; viel schwieriger war es, diese Titel dann auch noch im Booklet mit ein paar passenden Zeilen zu bedenken.

Gibt es eine Chance, diesen Stoff live zu sehen zu bekommen?

Wir hoffen darauf. Dadurch, dass Julie hauptsächlich in den USA unterwegs ist und der Rest
der Band eher in Deutschland, ist eine Terminfindung immer mit größeren Hürden verbunden, und kein Veranstalter will mal eben für ein Konzert Julies Flug von Los Angeles nach Deutschland bezahlen. Die ganze Produktion im letzten Oktober war daher auch sehr fokussiert, sodass wir vier Tage lang im Studio aufgenommen haben und danach direkt zwei Konzerte gegeben haben, eines in Leverkusen, das andere in Iserlohn. Sobald Julie wieder mit eienr anderen Band in Deutschland auf Tournee ist, suchen wir sicher nach Terminen und Auftrittsmöglichkeiten für
weitere SAM-Konzerte.

Warum SAM und nicht SAMKK oder so ähnlich?

Vom musikalischen Anteil her muss ich dir da absolut Recht geben. Zaki und Sven haben so viel zu der Produktion beigesteuert, dass ihre Initialen eigentlich genau so im Bandnamen auftauchen müssten wie Julies, Peters oder meine, aber die grundsätzliche Idee zu SAM stammt von Peter und mir: "Wir holen Julie Slick nach Deutschland und nehmen eine Platte mit ihr auf". So hat alles angefangen. Der Name SAM war dann schnell gefunden, und als das ganze langsam Formen angenommen hat, nahmen wir Zaki und Sven mit ins Boot - Zaki als Gegenpart zu Peters wunderbar abstrakt-spärischer Gitarre, während sich Sven immer wieder mit Julie zur musikalischen Dampfmaschine zusammengefunden hat. Ein echter Glücksgriff, die beiden passen unglaublich gut zusammen.

Wann war klar, dass "Another Life" so lange ausfallen würde?

Von Anfang an war ein Album geplant, also eine Doppel-CD). Das dann noch mehr als 30 Minuten übrigblieben, die ja auf der zusätzlichen EP veröffentlicht wurden, war aber natürlich nicht klar. Überhaupt hat es einige Zeit gedauert, bis wir wussten, was denn überhaupt veröffentlicht werden sollte.

Wer hat die Stücke letztlich kompiliert, und nach welchen Auswahlkritieren wurde verfahren?

Wir haben einige Freunde eingeladen, sich durch den Raw-Mix der über elf Stunden Material zu hören, die wir insgesamt aufgenommen hatten. Jeder sollte also nach eigenem Geschmack notieren, welche Passagen er gut fand, bemerkenswert, vollkommen unhörbar und so weiter, Denn ja: Es gab natürlich auch Experimente, die komplett den Bach runtergegangen sind, sei es inhaltlich gähnende Leere, die dann für einen Zuhörer einfach langweilig ist, oder infernalischer Krach beziehungsweise konsequentes Aneinander-Vorbeispielen. Für die Selektion haben wir uns ungefähr ein halbes Jahr Zeit genommen. Dann machten wir eine große Tabelle mit den Meinungen aller Musiker und den Kommentaren der tapferen Freunde, um auszuwerten. Übrig blieben 300 Minuten, die Peter und ich dann in einer sehr subjektiven Aktion auf die jetzt vorliegenden 230 Minuten zusammengestrichen haben. Diese haben wir dann noch in eine dramatisch ansprechende Reihenfolge gebracht,  und schon waren wir nach knapp neun Monaten fertig.

Wie vertreibt ihr die Musik abgesehen vom digitalen Medium? Wieso "no GEMA"?

Wir vertreiben zur Zeit ausschließlich digital als Download über Bandcamp. Bei iTunes sind wir auch zu finden, aber nur der Vollständigkeit halber. Amazon und dergleichen haben wir außen vor gelassen, da uns deren Preismodelle nicht zusagten. Diese Megaproduktion, die wir übrigens komplett aus eigener Tasche bezahlt haben, kann man einfach nicht für 7,99 Euro verkaufen, und wenn dann noch 30 Prozent beim digitalen Store verbleiben, kann man es auch gleich lassen. Ausserdem können wir nur bei Bandcamp das umfangreiche Booklet und andere nette Dateien beilegen. Die GEMA ist leider nicht das, was sie sein könnte. Ich würde sogar sagen, dass sie nur ein Schatten von dem ist, was dringend notwendig wäre. Wenn du deine Verwertungsrechte über die Gema verwalten lässt, bleibt ein Großteil deiner Einnahmen in einem sich selbst verwaltenden System hängen. Die Verteilungsschlüssel sind alles andere als gerecht, und das gesamte System ist eher ein Musik-Verhinderer als eine Förderung. Frag mal einen kleinen Clubbesitzer, der Livemusik anbieten möchte. Wir reden alle davon, dass "früher alles besser" war, aber im Fall der Livemusik und der Musikkultur hat sich wirklich einiges zum negatven gewendet. Vor 20 Jahren gab es am Wochenende an jeder Ecke ein Konzert, auch in kleineren Städten. Mittlerweile sind wir bei Pay-To-Pay angekommen ... nicht nur, aber vor allem auch wegen der unsinnigen GEMA Gebühren. Daher war unsere Entscheidung nicht schwer, denn man kann sich ja - anders als beim Finanzamt - selbst dazu entscheiden, ob man mitmacht oder nicht. Wir geben ja auch nicht die Rechte an unserer Musik ab, und wenn ein Radiosender sie spielt, umso besser. Auf Heavy Rotation wird sie sowieso nicht kommen, da machen wir uns nichts vor. Falls jemand unsere Musik covern möchte: bitteschön, ich bin sehr gespannt. Das Zeug kann selbst ich nicht so nachspielen. Alle anderen Verwertungen, etwa als Filmmusik, kann man auch ohne GEMA regeln - übrigens eine Sache, an der ich sehr interessiert wäre und die ich mir auch gut vorstellen könnte. SAM-Tracks als Hintergrundmusik in einem Independent-Film ...

Werden SAM langfristig weitere Veröffentlichungen anstreben?

Auf jeden Fall. Was wir nicht machen werden, ist aus den elf Stunden einen zweiten Aufguss erzeugen. Material wäre zwar da, aber die Filetstückchen liegen schon vor. Allerdings sind in den elf Stunden sehr viele Grooves und Klangwolken enthalten, die nur so danach schreien, als Grundlage für Loops, Overdubs und Collagen verwendet zu werden. "Another Life" und "Yet Another Life" sind so, wie sie auf den Veröffentlichungen zu hören sind, auch eingespielt worden. Es gibt keine zusätzlichen Effekte und keine nachträglichen Overdubs. Darauf sind wir sehr stolz, und das ist das Konzept der Platten - was aber nicht heißt, dass wir bei der nächsten nicht alles anders machen werden ...

Andreas Schiffmann (Info)
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