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Interview mit Nocturnal Breed (04.04.2014)

Nocturnal Breed

Der Mann mit dem reflektierten Namen S.A. Destroyer ist Sänger, Bassist und Gründer der norwegischen Thrash-Band NOCTURNAL BREED. Er lebt "weit draußen im Wald, ohne Internet", deswegen hat dieses E-Mail-Interview verdammt lange gedauert. Es ist auch verdammt lang geworden, weil Destroyer eine Menge zu erzählen hatte: über die Band, das neue Album und Metal im Allgemeinen. Er freut sich, dass am 11.3. nach sieben Jahren Pause endlich das neue Album "Napalm Nights" erschienen ist. Er findet, dass die Szene stinkt und wir alle wieder Tapes tauschen sollten. Er gibt euch Musikempfehlungen. Aber lest selbst.

Es ist nicht gerade einfach, Informationen über deine Band zu finden. Wie und warum hast du NOCTURNAL BREED ins Leben gerufen?

Ich habe Im April 1996 angefangen, über das Konzept dieser Band nachzudenken. Da war ich gerade  mit SATYRICON [als Live-Bassist] auf der „Nemesis Divina“-Tour. Zu sehen, was damals aus der Metal-Szene wurde, war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich habe darüber nachgedacht, wie und warum ich das alles mache.

NOCTURNAL BREED wurde gegründet, um dieses gute alte Gefühl einzufangen, das du bekommst, wenn deine Lieblingsmusik dich überwältigt. Die Band war anfangs nur für meine Freunde und ein paar andere Leute gedacht, die geile Musik brauchten, um abzugehen, während sie Bier, Schnaps und sonstige Gifte in sich reinschütten.

Wie kam es dann zu eurem ersten Demo-Tape?

Im Mai 1996 erzählte ich Ed Damnator [Silenoz von DIMMU BORGIR] von meiner Idee. Er war begeistert. Ich nahm drei Songs im Studio mit Ed Damnator, Bitch Molester [Shagrath von DIMMU BORGIR] und C. Demon auf. So entstand in einer Nacht das berüchtigte „Raping the Angels“-Demo. Die Aufnahmen waren so wild, wir waren so vollgepumpt mit Alkohol und Drogen, dass das Ergebnis einfach nur verdammt roh und ungezügelt klingt.

Wir haben nicht darüber nachgedacht, was irgendjemand von uns halten könnte. Darum geht es bei dieser Band: purer Metal, ungefiltert, keine Regeln, keine Kompromisse, immer geradewegs in die Fresse und vorwärts. Wir lassen da all unser Gefühl reinfließen, all unsere Inspiration und was passiert, passiert einfach, Mann!

Hat der Bandname eine bestimmte Bedeutung?

The Nocturnal Breed [die Brut der Nacht], das seid ihr alle, ihr Thrashiacs, Headbanger und geilen Wahnsinnigen da draußen! Die Ausgestoßenen, die Außenseiter, die Unterdrückten und die dunklen Seelen, die jede Anpassung ablehnen und sich nicht sagen lassen, was sie zu tun haben! Die immer nach oben treten, ins Gesicht der Nein-Sager und der politischen Korrektheit!

Den Bandnamen hatte ich bereits seit einigen Jahren im Sinn. Er passt gut dazu, wie ich die Metal-Welt und andere Szenen sehe. Und zu meiner Schlaflosigkeit: Ich arbeite immer nachts, da bin ich am kreativsten.

Wie ging es nach dem ersten Demo weiter?

1997 veröffentlichten wir unser erstes Album „Aggressor“, zehn Monate später den Nachfolger „No Retreat… No Surrender“, beide auf Hammerheart Records. Das Label hat die meisten seiner Künstler verarscht, also wechselten wir für unser drittes Album „Tools of the Trade“ zu den Amis von Holycaust Records. Wir hatten aber auch dort kein Glück. So vergingen sieben Jahre, bevor wir „Fields of Rot“ auf dem polnischen Label Agonia Records veröffentlichten und dann leider nochmal sieben Jahre, bis wir endlich „Napalm Nights“ rausbringen konnten.

Weshalb hat es nach „Fields of Rot“ wieder so lange gedauert?

Diese Band hat einfach immer Pech gehabt. Es gab haufenweise Hürden, die wir überwinden mussten. Hinzu kamen zahlreiche Nebenprojekte, mit denen jeder von uns in diesen sieben Jahren beschäftigt war.

Kannst du etwas über deine Nebenprojekte erzählen?

Ich habe etwa zehn unveröffentlichte Alben anderer Bands zuhause rumliegen, die auf ein Label warten. Ich schreibe viele Texte für 1349, ich bin eine Art Geister-Mitglied seit der Gründung. Außerdem bin ich als Texter und Gastmusiker bei SATANIKA aus Italien, MOLOCH aus der Ukraine, SICKRITES aus Russland und noch bei vielen anderen Bands aktiv.

Und wie sind dann NOCTURNAL BREED wieder zusammengekommen?

In den letzten Jahren haben alle von uns an neuem NOCTURNAL BREED-Material gearbeitet. Wir haben aber nur ein paar Tage zusammen im Proberaum verbracht. CONJURATION, ein Death Metal-Projekt mit T. Terror und V. Fineideath, die ebenfalls bei NOCTURNAL BREED sind, hat mir persönlich den nötigen Schub gegeben, um mich wieder ernsthaft NOCTURNAL BREED zu widmen.

Als CONJURATION haben wir zusammen die EP „The House on Nuclear Hill“ [2011] aufgenommen und einige Shows gespielt. Wir haben uns mehr und mehr über ein neues NOCTURNAL BREED-Album unterhalten. Als I. Maztor, der von 1997 bis 2001 dabei war, wieder zu NOCTURNAL BREED stieß, fühlte es sich an, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Das gute alte Gefühl kam mir wieder den Rücken hochgekribbelt.

Ich bin mir nicht sicher, warum es ganze sieben Jahre gedauert hat. Wir haben das nie geplant. Ich hoffe aber, dass wir 2015 unser nächstes Album veröffentlichen, damit die Fans nicht wieder so lange warten müssen. Wenn wir in diesem Rhythmus weitermachen, sind wir tot, bevor wir Album Nummer zehn erreichen.

Wie verlief die Arbeit an eurem aktuellen Album „Napalm Nights“?

Wie bei allen NOCTURNAL BREED-Alben ist ein Großteil der Musik und des Sounds im Studio entstanden. Unser Co-Produzent und guter Freund Nicolai Ryen Christiansen hat genau verstanden, was wir machen und wo wir hinwollen. Er hat wahnsinnig viel Geduld, Zeit und Mühe in dieses Album gesteckt. Ich denke, das hört man „Napalm Nights“ an.

Nico und die Killer Studios hatten einen großartigen Plan für den Sound des Albums. Wir haben uns stark an „Kill ‘Em All“ und ähnlichen Alben orientiert. Es sollte so oldschool wie möglich sein, ohne wie eine Parodie zu klingen. Stattdessen wollten wir einen Schritt weiter gehen, indem wir moderne Abmischungstechniken hinzufügten.

Wir haben so viele Jahre damit verbracht, über die Songs nachzudenken und wie wir sie haben wollen. Dadurch ist die Band sehr fein gepolt. Wir kennen einander gut, wir haben lange miteinander gespielt. Das macht den Songwriting-Prozess bequem und gewissermaßen frei. Wir haben alle verschiedene Inspirationen und Einflüsse, aber wenn wir zusammenkommen, dann arbeiten wir wie eine gut geölte Maschine.

Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis?

Sehr zufrieden. Wir haben viel Zeit investiert, damit dieses Album genau so klingt, wie wir es uns immer erträumt haben. Die Songs sind sehr organisch geworden, das Album reflektiert alle Seiten der Band und worum es uns geht. Die Fans können sich darauf gefasst machen, dass ihnen das Hirn weggepustet wird, denn es ist bei weitem das intensivste Album, das wir jemals gemacht haben. Es hat alle NOCTURNAL BREED-Markenzeichen, und noch mehr.

Kannst du etwas zu den einzelnen Songs sagen?

„Thrashiac“ ist der älteste Track auf diesem Album. Ich habe vor elf Jahren ein Demo davon aufgenommen. Als wir anfingen zu proben, merkten wir, dass wir den Song auf das neue Album raufnehmen mussten. „SpeedKrieg“ stammt von I Maztor. Als er uns den Song im Studio vorführte, setzte er damit augenblicklich den Songwriting-Prozess in Gange. Es war so cool, mal wieder einen guten alten BREED-Song zu hören.

Songs wie „The Bitch of Buchenwald“, „Cursed Beyond Recognition“, „Dragging the Priests“ und „Dawn Campaign… Flamethrower Ridge“ fühlen sich für uns ganz besonders an, da sie vollständig während der Aufnahme-Sitzungen entstanden sind, wobei wir einige der Riffs schon seit Längerem herumliegen hatten. Ein großer Teil des Songwritings geschah im Studio.

T. Terrors Tracks, wie „Napalm Nights“, „Krigshisser“ und „The Devil Swept the Ruins“ wurden in den Jahren vor den Aufnahmen zu dem Album geschrieben. Er ist in der Band definitiv für den komplexeren Kram verantwortlich. Da kommt wohl der Drummer in ihm raus. Er denkt viel mehr in Rhythmen als die anderen von uns.

Wie hast du Nocturno Culto dazu gebracht, Vocals zu dem neuen Album beizusteuern? Seid ihr befreundet?

Oh ja, er ist ein guter Freund von mir und er wohnt in der Nähe. Er hat in der Vergangenheit live mit uns gespielt, Cover von SODOM und DEATH und so was. Er war außerdem mit mir Gitarrist bei SATYRICON, 1995 und 1996. Wir sind sogar auf dieselbe Schule gegangen und in derselben bekackten Vorstadt von Oslo aufgewachsen. Das hat sicherlich DARKTHRONEs Sichtweise auf das Leben geprägt. Und auch meine. Es war sehr inspirierend, eine so raue und unerbittliche  Band wie DARKTHRONE in der Nähe zu haben.

Wie wir gehofft hatten, fällt das Ergebnis auf dem neuen Album ziemlich bösartig aus! Wir hatten Nocturno Culto zunächst gebeten, die Leadgitarre auf „Krigshisser (D.N.K.)“ zu übernehmen, aber aus Zeitgründen sind wir nie dazu gekommen. Er hat schließlich die Hintergrundvocals auf der Hälfte der Songs übernommen. Wir hatten eine geile Zeit zusammen im Studio. Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er sich die Zeit genommen hat, das zu machen.

Ich würde gerne ein Stück in die Bandvergangenheit zurückreisen. Meines Erachtens ist „Fields of Rot“ von 2007 das beste Thrash-Album dieses Jahrtausends – ein dramatisch unterbewertetes Juwel. Was haltet du und der Rest der Band von diesem Album?

Wow, danke, das bedeutet mir viel! Ich freue mich, dass dir „Fields of Rot“ so sehr gefällt. Es scheint, als würde das Album den Leuten allmählich ans Herz wachsen, was sehr befriedigend ist, weil es in den ersten Jahren nicht viel Resonanz bekommen hat. Das liegt aber wahrscheinlich an der fehlenden Werbung und dem mangelhaften Vertrieb. Heute bekommen wir viel Feedback zu dem Album, und es ist sehr cool zu sehen, dass viele es lieben.

Es war schwer, das Album zu schreiben und aufzunehmen. Und es hat verdammt lange gedauert. Die Schlagzeugspuren wurden innerhalb von nur 11 Stunden aufgenommen, da T. Terror für drei Monate ins Gefängnis musste, wegen einer ziemlich üblen Schlägerei, die er losgetreten hatte. Aber für den Rest des Albums brauchten wir im Studio über ein Jahr. Natürlich nicht jeden Tag, sondern in Einzelteilen, was schlecht für die Konzentration war. Aber das Endergebnis ist verdammt fett, und ich mag das Album sehr.

Habt ihr euch selbst unter Druck gesetzt, um mit dem neuen Album an „Fields of Rot“ heranzureichen?

Druck haben wir nicht verspürt. Das ist nicht unsere Art. Wir verwenden viel Zeit darauf, den Stil und den Sound und die Einflüsse unseres aktuellen Albums richtig hinzubekommen, anstatt unsere Nerven mit uns durchgehen zu lassen. Ich habe das nie verstanden, wenn Künstler den Druck verspüren, etwas abzuliefern. Ich kann nicht mehr tun, als Musik aufzunehmen, die sich echt anfühlt. Ich suche mir nicht aus, was ich tue, sondern die Songs suchen mich aus. Dann muss ich einfach mitgehen und versuchen, das Schiff in ruhige Gewässer zu steuern.

Was sind die Haupteinflüsse für die Musik von  NOCTURNAL BREED?

Als ich sieben war, hat mir meine damalige Stiefschwester einen ganzen Sommer lang TWISTED SISTER vorgespielt. Seitdem bin ich vollkommen vom Metal eingenommen. Ich war also immer in der Szene. Ich habe meine erste Band 1987 gegründet, als ich meine erste Gitarre bekommen habe. Durch meine sehr frühen Thrash-Bands wie BRAIN DEATH und PNEUMONIA habe ich meine Fähigkeiten entwickelt und herausgefunden, was ich gerne spiele. C. Demon, der die Killer-Soli auf den beiden ersten Demos von NOCTURNAL BREED gespielt hat, war mit mir in einigen dieser Bands aktiv.

Der heutige Bandsound ist durch viel Experimentieren, durch viel Versuchen und Scheitern entstanden. Wir lassen uns von allen möglichen Genres und Stilen inspirieren, von knochenbrechendem alten Thrash wie CORONER, EXODUS, NUCLEAR ASSAULT, OVERKILL, SLAYER, LÄÄZ ROCKIT, METAL CHURCH, PILEDRIVER, MEGADETH, SACRIFICE, POSSESSED und vielen anderen. Dann natürlich die klassischen Heavy Metal-Bands wie ACCEPT, KING DIAMOND, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, MERCYFUL FATE, CANDLEMASS, W.A.S.P. und so weiter. Wir sind aber auch von anderen Bands und Stilen beeinflusst, wie CELTIC FROST, AUTOPSY, DEATH, OBITUARY, DUST, DEATHWISH, BATHORY, LIVING DEATH, PENTAGRAM, DÉTENTE, AGRESSOR, ANGEL WITCH, HAWKWIND, RAINBOW und so weiter und so fort.

Diese Einflüsse waren für uns immer ein beständiger Faktor. Sie haben sich über all die Jahre hinweg nicht geändert. Das Einzige, was sich in den 18 Jahren unseres Bestehens geändert hat, ist, dass Metal im Allgemeinen immer schlimmer und schlimmer wurde.

Wie meinst du das?

Nun ja, die Szene ist heute völlig anders als damals, als ich aufgewachsen bin. In den Achtzigern war es viel cooler. Es kamen ständig geile Alben raus. Wenn du zum Plattenladen gegangen bist, wusstest du, dass du am Ende des Tages ein fantastisches Album haben würdest, dass dich für den Rest deines Lebens begleitet.

So etwas passiert heute nicht mehr. Wenn ich heute in einen Plattenladen gehe, macht mich das melancholisch und wütend. Es kommt so viel Scheiße raus. Und es ist schon seit Langem so. Es gibt seit zwanzig Jahren keine gute Metal-Szene mehr.

Glücklicherweise sieht es aus, als ob die Szene zu ihren Wurzeln zurückfindet. „Oldschool“ ist wieder in. Das ist nicht der schlimmste Zug, auf den wir aufspringen können. Auch, wenn es manchmal lächerlich wird. Aber es ist immerhin besser, wenn die jungen Metalheads sich für obskure Bands interessieren als für Nu Metal und Rap Metal und solche Hässlichkeiten.

Dieser Müll hat fast die gesamte Metal-Szene zum Einsturz gebracht. Es war auch nicht hilfreich, dass noch Grunge hinzukam und mehr Pisse ins Wasser mischte. Oder Bands wie SLAYER, die sich bückten und ihn sich hinten reinstecken ließen. Dann KORN und SLIPKNOT und IN FLAMES und solcher Schrott. Das hat alles so gut wie nichts zur Metal-Szene beigetragen, außer vielleicht, dass sie einige Leute so sehr mit ihrem Scheiß genervt haben, dass es den Oldschool-Metal wieder zum Leben erweckte. Aber es hat zu lange gedauert, Mann.

Wie wir alle wissen, endet jede Bewegung im Metal irgendwann als Parodie ihrer selbst. So war es in den Achtzigern mit der Glam Metal-Szene und mit der Thrash- und der Punk-Szene. Letztens habe ich mich gefragt: Wie viele verdammte Black und Death Metal-Bands brauchen wir auf diesem Planeten? Es ist, als würden täglich zehn neue Bands dazukommen. Dank Facebook und diesem ganzen Schwachsinn, ist es viel zu einfach, eine „Band“ zu sein. Jeder Idiot kann sich hinsetzen und an seinem Computer etwas basteln und über das Internet verbreiten. Meiner Meinung nach sollten wir dem ganzen Internet den Stecker rausziehen und wieder anfangen, Briefe zu schreiben und Magazine und Tapes zu tauschen.

Wo wir gerade bei der Szene sind: Wie fest bist du in der Black Metal-Szene verankert?

Sie ist ein großer Teil von mir, da ich genau in ihrer Mitte gelebt habe. Ich kannte viele der ersten Mitglieder der Szene, die später in Bands wie GEHENNA und SATYRICON gespielt haben. Später hatte ich meine eigenen Black Metal-Projekte wie ANTIKRIST und SVARTALV. Und ich schreibe ja die Texte für 1349. Mit meinen Thrash und Heavy Metal-Einflüssen sorgt das für eine merkwürdige Kombination. Ich stand ja schon immer voll auf Thrash. Selbst in den Black Metal-Anfangstagen blieb das wichtig. Und nach der Tour mit SATYRICON hatte ich das Bedürfnis, etwas anderes als Black Metal zu machen und mich auf andere Einflüsse zu konzentrieren, die viel weiter in meine Vergangenheit reichen.

Wir könnten hier aufhören, aber eine Bitte habe ich noch. Metal scheint dein Leben zu sein – kannst du unseren Lesern ein paar Musiktipps geben?

Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen und bei Thrash-Bands bleiben. [Schafft er nicht.]

Zunächst einmal solltet ihr die Augen nach der guten alten Band LIVING DEATH [D] aufhalten. Fangt mit den Alben „Back to the Weapons“ [1986, EP] und „Protected from Reality“ [1987] an, bevor ihr mit dem Rest weitermacht. In meinen Augen ist das fast, als würden KING DIAMOND auf DESTRUCTION treffen. Sehr beeindruckend und manchmal gnadenlos schnell, aber sie behalten dabei trotzdem einen sehr guten Groove bei. Und die Vocals sind einfach so krank, wie nur wenige Bands das hinbekommen.

Die amerikanische Band HOLY TERROR solltet ihr euch auch anhören, wenn ihr sie noch nicht kennt. Sehr geiler Thrash! ATROPHY und ihre Alben „Socialized Hate“ [1988] und „Violent by Nature“ [1990] sind sehr unterbewertet. Verdammt intensiv und aggressiv! Auch das Demo „On We Slay“ [1987] von R.A.V.A.G.E. ist irre aggressiv und ein absolutes Must-Have in eurer Sammlung. Das ist die Band, die später zu ATHEIST wurde. Meines Erachtens ist dieses Demo das Beste, was die Jungs jemals gemacht haben.

Es gibt nicht viele gute Thrash-Bands aus Schweden, aber ich muss HEXENHAUS erwähnen und ihr Album „A Tribute to Insanity“ [1988]. Ich liebe das Teil einfach! Die Deutschen von DEPRESSIVE AGE und ihr Debüt „First Depression“ [1992] sind auch sehr cool, allerdings eher Avantgarde.

Fuck, die Liste geht einfach immer weiter! Ich könnte mich stundenlang darüber auslassen!

Es gibt natürlich auch bekanntere Bands, die unterbewertet sind. Vor allem Dawn Crosbys DÉTENTE und ihr Album „Recognize no Authority“ [1986]. In meinen Augen eines der besten Thrash-Alben aller Zeiten. Es kommt mir vor, als hätte der Rest der Welt das nie bemerkt. Und als Frau in der Metal-Szene hat Dawn Crosby verdammt nochmal Respekt und Ehre für ihre großartige Arbeit verdient. Es gibt keine Frau, die vor oder nach dieser Wahnsinnigen ein vergleichbares Maß an Aggression in ihre Musik gesteckt hat. Dasselbe gilt für ihr späteres Werk mit FEAR OF GOD, die beiden Alben „Within the Veil“ [1991] und „Toxic Voodoo“ [1994]. Unbezahlbare Juwelen in meiner Sammlung. Sollte jeder besitzen!

„Hymn to Abramelin“ von MESSIAH und gewissermaßen auch ihre späteren Alben gingen irgendwie unter. Ziemlich coole Band. Was norwegische Bands angeht, muss ich EQUINOX erwähnen, die einige sehr gute Alben veröffentlicht haben, bevor sie jazziger wurden. Ihre ersten Alben lohnen sich definitiv! Noch eine norwegische Band: DEATH MISSION. Die haben nur eine Handvoll Demos veröffentlicht [genau genommen: zwei], aber sie sind eine endgeile Band. Geht auf Youtube und hört euch den Track „Evil Undead“ live aus einer Location namens Bootleg in Oslo an. Dann wisst ihr, was ich meine. Das kommt alten METALLICA nahe, denke ich.

Dann haben wir die Briten mit DEATHWISH. Deren Alben „At the Edge of Damnation“ [1987] und „Demon Preacher“ [1988] haben mich seit den Achtzigern begleitet. Ich liebe sie immer noch sehr. Sie klingen, als würde Gene Simmons Thrash machen! Dann gibt es aus England noch TORANAGA, SABBAT und die von METALLICA beeinflussten XENTRIX. Die kommen alle aus einem Land, das nicht viele gute Thrash-Bands hervorgebracht hat, und haben es auch nie wirklich über die Landesgrenzen hinaus zu Erfolg gebracht.

Die Franzosen haben MASSACRA und AGRESSOR. Als ich AGRESSORs EP „Satan’s Sodomy“ [1987] zum ersten Mal hörte, hat mich das umgehauen, in meinem Kinderzimmer. Zu guter Letzt muss ich noch MELIAH RAGE und ihr fantastisches Album „Kill to Survive“ erwähnen!

Als kleine Randnotiz zu obskuren und unterbewerteten Bands aus anderen Genres möchte ich noch ALIEN SEX FIEND empfehlen. Die begleiten mich, seitdem ich etwa 9 oder 10 Jahre alt bin. Das ist eher Gothic Industrial und in diesen Kreisen sehr bekannt. Ich denke aber, dass die Metal-Szene sie aufgrund ihrer dunklen, inspirierend schwarzen Musik kennen sollte – und weil sie Corpse Paint trugen, lange bevor die Black Metal-Bands das taten.

Danke!

Kein Ding. To the bone!

Philipp Walter (Info)
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