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Interview mit Self Is A Seed (26.03.2013)

Self Is A Seed

Australien musiziert immerzu sehr originell, und diese Combo, die hoffentlich im größeren Rahmen von sich reden machen wird, entspricht dieser Beobachtung ebenfalls. Wir gingen der Sache bei Sprachrohr Dave ein wenig auf den Grund ...

Rekapituliere bitte die bisherige Geschichte der Band.

Wir sind nicht erst seit gestern unterwegs, hatten aber ständig mit Besetzungswechseln zu kämpfen. Unseren Sound fanden wir erst so richtig, als sich Nathan als Drummer zu uns gesellte. Ursprünglich hießen wir nur Self, aber den Namen gab es schon, also ergänzten wir ihn. Da die Band einen Katalysator unserer Fähigkeiten darstellt, schlug ich diesen Zusatz vor; er ergab schlichtweg Sinn, wie wir fanden.

Wen oder was würdest du als eure Einflüsse bezeichnen?

Ich selbst habe nie in meiner Bude gehockt und für mich allein geübt. Schon in der Pubertät spielte ich ständig mit Freunden zusammen, was mir sehr dabei half, einen eigenen Stil zu entwickeln. Zu meinen frühen Idolen zählen Marty Friedman, Dimebag Darrell und Jimmy Page, doch später entwickelte ich mich warum auch immer vom Virtuosentum fort. Zu meinen Vorbildern als Sänger gehören Layne Staley, Chino Moreno und Maynard Keenan.

Eure Texte sind stark metaphorisch geprägt und lassen sich nicht ohne weiteres aufdröseln. Pick mal deine liebsten heraus.

"Somnambulist" handelt von Leuten, die sich lieber Medikamente verschreiben lassen, als nachzuforschen, wieso sie sich leer und festgefahren fühlen. "Fluorescent Tradition" geht auf eine Geschichte über eine Religionsgemeinschaft zurück, die ich hörte. Diese Leute versuchten durch ihre Predigten, an das Vermögen einer kleinen ethnischen Gruppe zu gelangen. Das beschäftigte mich eine Zeitlang, und wie ich einmal mit dem Auto an einer Kirche hier in der Gegend vorbeifuhr, hing dort ein Neonkreuz, das mich sozusagen an ein heiliges Casino erinnerte. In "Say Something" geht es einfach um unterdrückte sexuelle Begierden. "Siren" geht definitiv auf eine persönliche Erfahrung zurück; ich schrieb es, während wir Schlechtwetterstimmung in der Band hatten. Wir waren im Begriff, unseren Biss zu verlieren. Die Mitglieder lebten in einer Wohngemeinschaft undgingen beschissenen Jobs nach, und da wir uns gegenseitig hinunterzogen, kam keine gute Musik zustande. Diesen Song zu vollenden brachte uns an einen Wendepunkt, sodass wir wieder zurück zu unserer alten Form fanden. "RFID" steht für Radio Frequency Identification, und der Song dreht sich um den systematischen Entzug von Freiheiten beziehungsweise unserer Privatsphäre.
Hinter "Monkey Business" steckt die Idee, ein Lied aus der Sicht von Charles Darwin zu verfassen, während er seine bahnbrechenden Entdeckungen machte. "Doctor" beruht auf einem Artikel, den ich gelesen habe und der mich tief berührte. Ich hatte dabei dieses Bild von einem vermeintlichen Heilsbringer vor Augen, der dem Zauberer von Oz ähnlich sah und charakterlich entsprach. "Pirate" behandelt unsere Eitelkeit als Menschen, die Sucht nach Bequemlichkeit und die Konsequenzen dessen, die wir nicht wahrhaben möchten. Wir verfügen über die nötige Technologie, um im Einklang mit unserer Umwelt zu existieren, aber solange Gier der antreibende Faktor bleibt, werden wir niemals weiter fortschreiten.

Welchen Schwierigkeiten sieht man sich in Australien als aufstrebende Band ausgesetzt?

Überwiegend logistischen Problemen. Die Bevölkerung ist angesichts der Weite des Landes sehr überschaubar, also sind Tourneen und Promotion teure Unterfangen. Abegesehen davon drängt in Australien alles gen Mainstream, und das macht es umso misslicher, in einer Prog-Band zu spielen. Wir bemühen uns dennoch darum, durch die Gegend zu tingeln und ins Ausland zu kommen. Wir wollen so viele Hörer wie möglich für uns einnehmen und arbeiten schon an neuem Material.

Damit hast du meine letzte Frage vorweggenommen - vielen Dank fürs Interview!

Ich habe zu danken, bis dann!

Andreas Schiffmann (Info)
Alle Reviews dieser Band:
  • Self Is A Seed - Siren (2013)