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The Bros. Landreth: Dog Ear (Review)
| Artist: | The Bros. Landreth |
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| Album: | Dog Ear |
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| Medium: | CD/LP/Download/Limitiert/LP farbig | |
| Stil: | Americana, Singer/Songwriter, Folk, Country, Blues, Desert Rock |
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| Label: | Birthday Cake Records/Cargo Records | |
| Spieldauer: | 38:18 | |
| Erschienen: | 14.11.2025 | |
| Website: | [Link] |
Immer wenn du auf dem Weg nachhause bist, kommen dir die besten Ideen. Das ist nicht nur ein Gefühl, sondern für viele eine Tatsache. Denn schließlich ist die größte Freude, die man empfindet, die des Zurückkehrens in seine Heimat und in sein Zuhause.
Hier erwartet einen Liebe, Geborgenheit und liebgewonnene Gewohnheiten. Ruhe und Entspannung. Themen, welche THE BROS. LANDRETH aus Kanada nach dem bereits drei Jahre zurückliegenden, aber noch immer bestens auf den Hörer wirkenden, „Come Morning“ erneut auf ihrem aktuellen Album, das (wie man fälschlicherweise anfangs glaubt) dem Hörorgan des Hundes in seinem Titel bereits ein Denkmal setzt, erneut aufgreifen und zur Vollendung bringen. Überhaupt ist es, wenn sich das Thema um Rückkehr und Anhänglichkeit sowie Treue dreht, immer eine kluge Entscheidung, schon im Album-Titel nicht auf den Hund zu kommen, sondern auf diesen zu setzen. Denn jeder Hundebesitzer weiß, welch intensive, unverwüstliche Bindung und Vertraulichkeit zwischen Mensch und Tier besteht. Häufig deutlich tiefer gehend als zwischen Mensch und Mensch...
...Doch dabei dürfen wir einfach (oder leider) nicht unbeachtet lassen, dass eigentlich „Dog Ear“ nichts mit Hundeohren zu tun hat, sondern bildhaft für das so genannte Eselsohr steht – ein Wortspiel für eine im Buch eingeknickte Seite, die als provisorisches Lesezeichen dient. Dieses Eselsohr hilft einem, immer wieder an die Stelle zurückzukehren, wo man einst stehen geblieben ist. Ein schönes Bild (genauso schön wie die erste Hundeohr-Vorstellung), das Dave Landreth speziell in seinem Song für seinen Sohn entwarf, um ihm zu zeigen, dass er ihn nach Möglichkeit immer wieder auf die richtige Seite seines Lebensbuches führen wird.
Das passt im Grunde bestens zu dem, was uns auf „Dog Ear“ erwartet, selbst wenn wir dabei bildlich betrachtet anfangs auf den Hund kommen.
Wer von uns könnte das Ohr eines Hundes mit dem eines Esels vereinen oder verwechseln?
Hund ist Hund. Esel ist Esel. Ohr ist Ohr...
Deutsche Logik, die in diesem Album-Falle und der Stimmung, die es verbreitet, sogar richtig gut greift. Vertraue auf das Gute, es steht direkt an deiner Seite, wenn du gerade mal wieder auf Abwege gerätst.
THE BROS. LANDRETH entfalten genau das (musikalische) rundum vereinende Gespür, glätten das Eselsohr wieder und lassen den Hund die Ohren spitzen, was sinnbildlich aus dem Titeltrack hervorgeht: „When you get lost in that story again / I'll be the Dog Ear my friend“.
Womit wir wieder bei der Rückkehr wären, die durch Sonnenauf- und -untergänge mitten auf dem Highway führt und mit „Sunrise, Sunset“ das Album mit seiner Melange aus Country, Folk, Americana sowie bewegenden Texten, mit großartigem (Satz-)Gesang vorgetragen, eröffnet. Ein akustischer Song, auf Gesang geeicht, der tief geht und sofort zu begeistern versteht. Überhaupt ist „Dog Ear“ genau das Album der THE BROS. LANDRETH geworden, das vordergründig auf faszinierende Solo- und Satzgesänge setzt.
Die Idee zu „Dog Ear“ kam den kanadischen Gebrüdern Joey & Dave Landreth am Ende ihrer letzten Konzerttournee auf dem Heimweg von Houston, den sie zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang in einem Van zurücklegten.
Noch inspiriert von der Konzert-Atmosphäre, ließen die Brüder und deren musikalische Begleiter ihren Gedanken freien Lauf und es entstanden – so gesehen 'on tour' – die vielfältigen Ideen für „Dog Ear“, das nach ein paar Anlaufschwierigkeiten innerhalb von nur fünf Tagen aufgenommen wurde und aus diesem Grunde ungemein frisch, ungekünstelt sowie authentisch wirkt. Das pure Folk- und Americana-Feeling, bei dem zugleich auch der ein- wie mehrstimmige Gesang schlicht bestechend klingt. Ein großer Pluspunkt im Rahmen der vielen Americana-Alben.
Man spürt in jedem Ton und bei diesen Texten die Heimkehr-Stimmung, auf den Rädern eines Vans über die unendlich erscheinenden Highways in Richtung ruhespendende Heimat rollend. Americana und Roots Rock, die solch namhafte Musikgestalten wie LITTLE FEAT oder (um bei Familienbanden zu bleiben) THE DOOBIE BROTHERS sowie THE ALLMAN BROTHERS BAND und RY COODER im Reisegepäck haben. Selbst der entfernt verwandte SONNY LANDRETH hinterlässt auf „Dog Ear“ ein paar weniger tiefe Musikspuren bei den Landreth-Brüdern.
Dafür aber machen sich sogar, besonders auf der LP-B-Seite Erinnerungen an die frühen DIRE STRAITS breit, während Orgeln und Wurlitzer und Vibraphone oder gar Streicher triumphierend zum Frontalangriff auf Hörers Herzchen ansetzen.
Wer da nicht schwach wird, ist eigentlich kaum noch zu retten.
Durchweht von traditionellen Folk-, Country- und Blues-Klängen bringen THE BROS. LANDRETH Traditionelles auf ein neues, modernes Niveau, indem sie mitunter die altbekannten Musikwurzeln in gewisser Weise aus dem Boden ziehen und in einen neuen, noch besser beackerten Boden pflanzen, der zudem durch einen sehr guten Klang und eine hochwertige Produktion besticht.
Gerade die hier besprochene orangefarbene Vinyl-Ausgabe samt einer mit allen Texten bedruckten LP-Innenhülle überzeugt klangtechnisch auf ganzer Linie. Warme, einen an der heimischen Stereo-Anlage umschmeichelnde, aber keineswegs einlullende, Klänge in einem geschickt ausgewogenen Stereo-Sound, der immer wieder bei den Kanaltrennungen Erinnerungen an die guten alten Sechziger/Siebziger weckt.
Angenehm überrascht mit „Wide Awake And Dreaming“ zugleich ein etwas härterer Song als spannender Gegenpol zu den klassischen, oft hymnischen und balladesken Americana-Nummern.
Noch besser aber sind die grandiosen Gastmusiker, welche THE BROS. LANDRETH gleich auf mehreren Songs die Ehre erweisen: BONNIE RAITT auf der warmherzigen Ballade „Knuckles“ und beim großartigen finalen Song „Strange Dear“ BEGONIA.
Zwei weitere Highlights von „Dog Ear“ befinden sich auf der A-Seite. „Vincent“ ist eine traurige Ballade, in der die Geschichte des besagten Vincent erzählt wird, ausgelöst durch eine Kunstblume, die auf dem Boden liegt – und sehr traurige Erinnerungen wachruft: „It reminded me of you / And the way time moves right through you / Without doing nothing to you“.
Das dieselbe LP-Seite abschließende „Tumbling Wild“, nach dem THE BROS. LANDRETH zugleich ihre anstehende Konzert-Tournee „Tumbling Wild Tour“ benannten, welche die Kanadier im Februar 2026 sogar für mehrere Termine nach Deutschland (München, Berlin, Hamburg, Joldelund, Frankfurt und Köln) führt, ist ebenso berührend, aber auch stimmungsvoller. In diesem Sinne wird dann allerdings aus der Textzeile: „I will see you in the summer / Tumbling wild“ für Deutschland eher ein: „I will see you in the winter / Tumbling wild“.
FAZIT: Wenn weinende Slidegitarren auf traurigen Solo- und Satz-Gesang der allerersten Güteklasse treffen, dann läuft wohl gerade „Dog Ear“ von THE BROS. LANDRETH aus Winnipeg auf dem Plattenteller – ein echtes Familienalbum (sogar auf orangefarbenem Vinyl): intim, beruhigend und auf entspannende Weise emotional und immer ein klein bisschen traurig. Hinzu kommen die kleinen, persönlichen Geschichten hinter den Texten, die so klein sie auch zu sein scheinen, immer ein ganz großes Gefühl vertonen. Wenn dann zusätzlich sogar eine BONNIE RAITT oder BEGONIA als Gäste ihre weiblichen Stimmen erheben, dann ist das pure, eindringlich-emotionale Americana-Feeling mitten aus Kanada komplett, bei dem in den besonders gefühlvollen Momenten mitunter Streicher und B3-Orgeln, Wurlitzer oder Vibraphone auftauchen, um den besinnlichen Wohlklang zu perfektionieren.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (19:54):
- Sunrise, Sunset (2:22)
- I'll Drive (2:44)
- Half Of Me (3:43)
- Vincent (3:02)
- Half Moon Eyes (3:32)
- Tumbling Wild (4:31)
- Seite B (18:24):
- Dog Ear (3:42)
- Knuckles (feat. Bonnie Raitt) (4:14)
- Let Me Down Easy (3:09)
- Wide Awake And Dreaming (4:18)
- Strange Dear (feat. Begonia) (3:01)
- Bass - Dave Landreth
- Gesang - Joey Landreth, Dave Landreth, Roman Clarke, Bonnie Raitt, Begonia
- Gitarre - Joey Landreth, Murray Pulver, Dave Landreth
- Keys - Glenn Patscha
- Schlagzeug - Roman Clarke
- Sonstige - Joseph Lorge (Tambourine), Bonnie Raitt, Begonia (Harmoniegesang), Ben Plotnick (Geige, Bratsche, Streicher-Arrangements), Kaitlyn Raitz (Cello)
- Come Morning (2022) - 13/15 Punkten
- Dog Ear (2025) - 13/15 Punkten
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