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GOTTHARD | Carlswerk Victoria Köln - Carlswerk Victoria - 27.04.2022

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GOTTHARD | Carlswerk Victoria Köln

Das Carlswerk in Köln-Mülheim war ursprünglich eine Produktionsstätte für alle möglichen Arten verschiedener Drähte, darunter Fahrdrähte, Freileitungsseile, Leitungsdrähte und Starkstromkabel. Das allerdings ist lange her. In den vergangenen Jahren wurde die Industriebrache durch die Ansiedlung einer Mischung urbaner Büro-, Gewerbe- und Servicebetriebe sukzessive zu einem attraktiven Campus umgewandelt, der u.a. solch illustren Firmen wie TESLA, EUROWINGS DIGITAL oder REWE DIGITAL eine Heimat bietet. Zudem hat hier das Kölner Schauspielhaus während der Umbauphase des bisherigen, renovierungsbedürftigen Standorts eine vorübergehende Bleibe gefunden

Außerdem bietet das Stadtquartier mit dem Club Volta und dem Carlswerk Victoria zwei Veranstaltungshallen, die sich neben dem in Sichtweite gelegenen E-Werk und Palladium als Eventlocations fest etabliert haben. An diesem lauen Aprilabend haben sich die Schweizer Urgesteine von GOTTHARD im Carlswerk Victoria angesagt, mit im Tourbus sitzen die Melodic Heroen von MAGNUM, die ebenfalls seit einer gefühlten Ewigkeit die Bühnen der Welt beackern.

Die Schlange vor dem Einlass ist bei meinem Eintreffen noch recht überschaubar, was am Wochentag und der Uhrzeit liegt. Kurz vor dem Start des MAGNUM Showdowns ist das Carlswerk Victoria aber bestens gefüllt mit einem bunt gemischten Publikum, bestehend aus erfahrenen Konzertgängern und dem Rock´n´Roll Nachwuchs, der den Fortbestand des Melodic Hard Rock auf Dauer sicherstellen sollte.

Eröffnet wird der Abend von BOB CATLEY und MAGNUM, der Konzertbericht ist mit diesem Link zu erreichen.

Bevor die Eidgenossen zu den Instrumenten greifen können, muss die Bühne nach dem MAGNUM Auftritt hergerichtet werden. Schnell wird klar, dass es an diesem Abend zusätzlich zur Carlswerk-eigenen Lightshow, Gotthard-spezifisches Licht und Bühnendeko gibt. Neben dem mannshohen GOTTHARD-Logo hinter dem Schlagzeug ziert ein Bullenschädel die Bühne, der an das LP Cover der 13. Gotthard Scheibe erinnert. Eigentlich war die Tournee zur Platte bereits für das Jahr 2020 geplant, pandemiebedingt kann das Event erst heute – gut zwei Jahre später steigen.

Dass diese konzertlose Zeit nicht nur an den Zuschauern genagt hat, kann man mit den ersten Tönen aus der PA erahnen: hier sprühen wortwörtlich die ersten Funken und entladen die in den letzten Jahren aufgestaute Energie der Hauptakteure. Selten habe ich eine Band gesehen, die mit einer solchen Power aus der Garderobe kommt. „Every Time I Die“ als perfekter Opener eröffnet den Reigen und während Leo Leoni zunächst dezent auf dem Podest neben dem Schlagzeug seinen Platz einnimmt, tänzelt Frontmann Nic Maeder wie aufgedreht über die Bühne, sichtlich die Ovationen und die Anfeuerungen des Kölner Publikums in sich aufsaugend. Dass Freddy Scherer an der zweiten Gitarre und Bassmann Marc Lynn immer für ein Posing gut sind, ist hinlänglich bekannt, an diesem Abend aber merkt man deutlich, wie sehr den beiden das Tourleben gefehlt hat, ein ums andere Mal flirten sie mit den Zuschauern und demonstrieren Spielfreude par excellence.

Weiter geht es mit „10000 Faces“, dem zweiten Titel des aktuellen Albums „13“ der bereits die Richtung absteckt, in die diese Show an diesem Abend gehen soll: heute gibt es eine reinrassige Rockshow zu sehen. Im Anschluss folgt eine Maxi-Version des Klassikers „Hush“, der ausgiebig zelebriert wird, wobei insbesondere die beiden Gitarristen ein ums andere Mal Glanzlichter setzen. Nic Maeder ist komplett in seinem Element und fordert das Publikum immer wieder zum Mitsingen auf, einem Wunsch, dem der rappel-volle Saal gerne nachkommt.

Wer nach diesem fulminanten Auftakt erwartet hatte, die Band würde nun ein paar Gänge zurückschalten, sieht sich eines Besseren belehrt, denn mit „Missteria“, einem Titel, der in Zusammenarbeit mit STATUS QUO Legende FRANCIS ROSSI entstanden ist, geben GOTTHARD weiter Vollgas und pulverisieren den Pandemie-Blues, der sich stikum durch den Notausgang verabschiedet. „Stay With Me“ und „Top Of The World“ werden gnadenlos ins Publikum abgefeuert, das jeden Ton begierig aufsaugt. Der Druck der PA, die endlich wieder dafür sorgt, dass der Sound der Bassdrum in die Magengrube fährt, tut ein Übriges.

Und es geht ohne Pause weiter: „Gone Too Far“, „Feel What I Feel“ und „The Call“ halten die Energie weiter hoch und neben dem bestens aufgelegten Nic Maeder brillieren immer wieder die beiden Lead-Gitarren, an denen sich Leo Leoni und Freddy Scherer packende Solo-Scharmützel liefern, während die Kernparts synchron gespielt werden. Großartig! Zwischendurch erzählt Sänger Nic Maeder von seinen Fortschritten, die Deutsche Sprache zu lernen. Haupterkenntnis dieser Lernphase während der konzertlosen Zeit: die enorme Bedeutung des Wortes „Wurst“ in der Deutschen Sprache: „Weißwurst, Bockwurst, Blutwurst, das ist mir Wurst, beleidigte Leberwurst und Salamitaktik!“ Klar hat er die Lacher auf seiner Seite.

In der Folge gibt es mit „What U Get“ und „Master Of Illusion“ zwei weitere Power-Nummern, bevor dann mit „Let It Rain“, „One Life One Soul“ und „Sweet Little Rock´n´Roller“ der Akustik-Part ansteht, der Nic Maeder in Höchstform zeigt. Bewegende Momente, die wohl jedem in der Halle Schauer über den Rücken jagen. Nach diesem Ausflug in balladeske Gefilde, zieht die Band das Tempo wieder deutlich an. „Remember It´s Me“ und „Starlight“ stammen vom Longplayer „Firebirth“, also bereits aus jener Zeit, als Nic Maeder Teil der Band wurde und stehen symbolisch für den nach dem tragischen Tod Steve Lees erfolgten Umbruch und Umbau GOTTHARDs.

Nach „Mountain Mama“ - nur echt mit Leo Leonis Talk-Box - gibt es ein Mega-Schlagzeugsolo des Habegger-Ersatzes Flavio Mezzodi, der keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass er den seit einiger Zeit pausierenden langjährigen Drummer mindestens gleichwertig ersetzt. „Lift U Up“ vom Lipservice-Longplayer beendet das reguläre Set, bevor sich die Eidgenossen mit „Heaven“ und „Anytime Anywhere“ vom fantastischen Kölner Publikum verabschieden.

FAZIT: GOTTHARD liefern im Carlswerk Victoria eine Rockshow der Extraklasse, bei der die Band auf jegliche Mätzchen und Schnörkel verzichtet. Spielfreude pur, die sich nach zwei Jahren Pandemiepause in purer Energie entlädt, sorgen für stehende Ovationen, die die Jungs um Nic Maeder und Leo Leoni in vollen Zügen genießen. In dieser Form gehören GOTTHARD weiterhin zu den arrivierten Bands, die auch nach mehr als 30 Jahren im Geschäft das Prädikat „Weltklasse“ verdienen.

Alle GOTTHARD Fotos auf xsitec.com

Setlist:

  • Every Time I Die

  • 10000 Faces

  • Hush

  • Missteria

  • Stay With Me

  • Top Of The World

  • Gone Too Far

  • Feel What I Feel

  • The Call

  • What U Get

  • Master Of Illusion

  • Let It Rain

  • One Life One Soul

  • Sweet Little Rock´n´Roller

  • Remember It´s Me

  • Starlight

  • Mountain Mama

  • Drum Solo

  • Lift U Up

  • Heaven

  • Anytime Anywhere

Line-Up:

  • Nic Maeder: Vocals

  • Leo Leoni: Guitars

  • Freddy Scherer: Guitars

  • Marc Lynn: Bass

  • Flavio Mezzodi: Drums

  • Ernesto Gezzi: Keyboards

Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info)

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Live-Fotos

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