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German Kultrock Festival 2018 in der Balver Höhle - Balver Höhle - 08.09.2018

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Das Sauerland rockt zum neunten Mal

Nachdem ich im letzten Jahr erstmals als Fotograf das German Kultrock Festival begleiten durfte, und von der Veranstaltung total begeistert war, hatte ich direkt für dieses Jahr erneut angefragt und auch sehr zeitnah eine Zusage erhalten. Viele Dank hierfür an Guido Simm, einen der beiden Veranstalter.

Das German Kultrock Festival fand natürlich erneut in Europas größter Kulturhöhle mit einer Tiefe von 90 Metern statt. Wie im letzten Jahr und den Jahren davor war die Veranstaltung nach Aussage von Guido Simm auch in diesem Jahr mit ca. 1.400 Besuchern ausverkauft.

Also machte ich mich mal wieder auf in‘s ca. 80 km entfernte Sauerland. Wo im letzten Jahr noch der Regen der Vortage in der Höhle durchkam und für Überschwemmungen sorgte, war in diesem Jahr alles pulvertrocken. Dem Supersommer sei Dank! Da schmeckte auch das Bier deutlich besser…

Das bewährte Orga-Team hat auch in diesem Jahr wieder einen genialen Job gemacht. Vielen Dank hierfür an die girls & boys rund um Guido Simm und Klaus Walz!

Im Gegensatz zum letzten Jahr war die Pausenband diesmal nicht links im hinteren Höhlenarm positioniert, sondern hinten direkt vor Kopf. Diesmal spielten dort anstelle der Band Aphodyl die Italiener Electric Swan auf. Electric Swan bestehen neben dem 54-jährigen Gründer Lucio „Swan“ Calegari (Gitarre), aus Monica Sardella (Gesang), Vincenzo Ferrari (Bass) und Alessandro Fantasia (Schlagzeug). Electric Swan boten eine beeindruckende Palette dessen, was klassisch-perfekten Rock ausmachen kann. Sie bestachen durch Vielfalt, gutes Songwriting und eine gekonnte Umsetzung. Calegaris Spiel war von dem Sound der sechziger sowie siebziger Jahre geprägt, sehr atmosphärisch und obendrein noch ungeheuer ausdrucksstark. Electric Swan hat zu Beginn des Konzertabends und zwischen den einzelnen Hauptbands die Besucher hervorragend unterhalten.

Wie immer waren natürlich auch die Merch-Stände der Bands mit an Bord. Es gab wieder gebrauchtes Vinyl (mit Rille) und Polycarbonat (mit Pits and Lands). Sowohl drinnen als auch draußen musste niemand verdursten. Die Speisung erfolgte wie üblich im Außenbereich.

Den Auftakt der Veranstaltung machte in diesem Jahr die Krautrockband Peter Panka‘s Jane, die im letzten Jahr noch kurz vor dem Headliner gespielt hatten. Zur großen Freude aller Besucher war in diesem Jahr auch Charly Maucher, das einzige übriggebliebene ursprüngliche Bandmitglied, wieder mit von der Partie. Im letzten Jahr konnte er wegen einer schweren Erkrankung nicht dabei sein. Neben Klaus Walz (Gitarre, Veranstalter), Charly Maucher (Gitarre, Gesang) und Achim Poret (Schlagzeug), gehören Corvin Bahn (Keyboard, Gesang) und Niklas Turmann (Gitarre, Gesang) mittlerweile zur Stammcrew von Jane. Charly wirkte zwar nicht so topfit, hat aber die 75 Minuten ganz gut durchgehalten. Es war eine Freude ihn mal wieder spielen zu sehen. Und er hatte sichtlich Spaß, ebenso wie die Zuschauer.

Nach ca. 30 Minuten Umbaupause kamen dann die nächsten Krautrock-Saurier auf die Bühne. Guru Guru, um den bald 78-jährigen Sänger und Schlagzeuger Mani Neumeier, enterten die Bühne. Mani hat die Formation mit dem leider bereits 2009 verstorbenen Bassisten Uli Trepte 1968 als The Guru Guru Groove gegründet. Die aktuelle Besetzung neben Mani Neumeier ist Roland Schaeffer (Gitarre, Saxophon, Nadaswaram, Gesang), Peter Kühmstedt (Bass, Gesang) und Jan Lindqvist (Gitarre, Lapsteel, Gesang). Wenn ich mal 78 werden sollte, dann möchte ich gerne so fit sein wie Mani Neumeier. Es war einfach unglaublich was dieser Krautrock-Methusalix an diesem Abend abgeliefert hat. Chapeau!

Guru Guru haben sich selbst nie als Krautrockband gesehen. Zu ihren Einflüssen gehörten damals Jimi Hendrix, Frank Zappa, The Who, The Rolling Stones und Pink Floyd. Von 1968 bis 2017 gaben Guru Guru ca. 3.600 Konzerte in Europa, aber auch in Japan, USA oder Indien (Stand 12/2016) und wurden in Hunderten von Radiosendungen vorgestellt.

Sie veröffentlichten bisher über vierzig Tonträger, die insgesamt mehr als fünfhunderttausend Mal verkauft wurden. Sie traten in Filmen und über einhundert Mal in Radio und Fernsehen auf (u.a. im Beat-Club). 1976 war Guru Guru die erste deutsche Band im WDR-Rockpalast.

Erneut eine Umbaupause sowie ein Bier und eine Currywurst für den Fotografen.

Die dritte Band des Abends betrat die Bühne und ich hatte ein echtes Lichtproblem. Long Distance Calling aus Münster mögen es scheinbar eher düster und wenn Licht, dann von hinten. LDC sind eine Post-Rock Band, die instrumentale Rockmusik spielen. Die Band besteht aus dem Gitarristen Florian Füntmann, dem Bassisten Jan Hoffmann, dem Schlagzeuger Janosch Rathmer und dem Gitarristen David Jordan. Wo Licht Mangelware war, waren dafür Rhythmen angesagt.

Das letzte Studio Album TRIPS wurde vom deutschen Magazin Metal Hammer als Album des Monats ausgezeichnet und stieg auf Platz 23 der deutschen und auf Platz 66 der Schweizer Albumcharts ein. Gleichzeitig mit der Veröffentlichung begann eine Europatournee mit den Vorbands Tiny Fingers und Rendezvous Point.

Wenn man den Zuschauerstimmen glauben darf, dann waren LDC der Gig des Abends. Kaum zu glauben, weil einzige Instrumentalband, aber vlt. war auch genau das der Grund.

Last but not least war nach der nächsten Umbaupause eine Band angesagt, die ebenfalls eine markante Abkürzung ihr Eigen nennt. POS, oder ausgeschrieben Pain Of Salvation, sind eine schwedische Progressive-Metal Band. Der Bandname Pain Of Salvation, was auf Deutsch so viel wie „Schmerz der Erlösung“ bedeutet, stammt vom Frontmann Daniel Gildenlöw, der damit eine Art Gleichgewicht der Gegensätze im Leben darstellen wollte. POS sind aktuell Daniel Gildenlöw (Gesang, Gitarre), Johan Hallgren (Leadgitarre, Gesang), Gustaf Hielm (Bass), Daniel Karlsson (Keyboard) und Léo Margarit (Schlagzeug, Gesang).

In einem Interview mit dem schweizer Musikmagazin „metal inside“ sagte er im April 2017, „Wir sind die Band geworden, die ich nie haben wollte.“. Diese Aussage war jedoch nicht auf das Genre oder das Image der Band gemünzt, sondern auf die soziale Komponente innerhalb der Band sowie regelmäßige Proben, die in der Gesamtbesetzung nur selten stattfinden konnten, da alle Bandmitglieder eigene Terminkalender und noch andere Projekte hatten. Daniel Gildenlöw hat zu diesem Zeitpunkt auch noch als Musiklehrer gearbeitet. „Leo ist praktisch immer an den Wochenenden fort, weil er noch in einer anderen Band spielt. Dann ist da Ragnar, der eigentlich nur an den Wochenenden kann, weil er in Norwegen lebt. Also bleibt eigentlich kaum Zeit, für das Proben. Das Zusammenspiel dieser beiden Personen ist sehr schwierig.“

Dieses Problem sollte mit dem Ersatz Zolbergs durch Johan Hallgren in 2017 hoffentlich erledigt sein. Hallgren hatte bereits von 1998 bis 2011 die Saiten für POS gezupft.

Der charakteristische Sound der Band setzt sich aus druckvoller, akzentuierter Gitarrenarbeit und Gitarrensoli sowie klar gesungenen und teilweise gesprochenen oder geflüsterten Gesangslinien von Daniel Gildenlöws über mehrere Oktaven reichender Singstimme zusammen.

In ihren Liedern wechselten sich brachiale Gitarrenriffs mit eher getragenen Passagen ab. Die Band experimentierte vor allem in Sachen Polyrhythmik. Den Gesang teilten sich Daniel Gildenlöw, Johan Hallgren und in einem Stück auch Schlagzeuger Léo Margarit.

Gegen Ende der Show erzählte Gildenlöw in Meaningless davon, dass er 2014 eine lebensbedrohliche Infektion hatte und sehr lange im Krankenhaus lag. „Vor allem die ersten Tage in der Klinik seien sehr schlimm gewesen“.

Das darauf folgende Lied handelte einerseits von der Enge in einem kleinen Krankenzimmer und andererseits von einer heimtückischen Krankheit. Gildenlöw sang: „I need something of my own. Something with a locked door. A room just for me alone. Something that... I... can control.“

Bis heute sind sämtliche Alben von Pain of Salvation Konzeptalben, auf denen Daniel Gildenlöw persönliche Erfahrungen, Erinnerungen sowie soziokulturelle Themen textlich verarbeitet. Die meisten CD-Cover gestaltet Gildenlöw selbst.

Es war ein aufregender Genre-Mix und wieder einmal ein tolles Festival in einer beeindruckenden Location.

Mein besonderer Dank geht an Guido Simm, der die Konzertberichterstattung ermöglicht hat.

Weitere Bilder von unserem Fotografen Dietmar Seifer gibt es auf seiner Facebook-Seite.

 

German Kultrock Festival 2019
Balver Höhle
Samstag, 10. August 2019

Zum Vorverkauf geht es hier: Link

Line-Up 2019 (bisher bestätigte Bands)

  • Peter Panka‘s Jane
  • My Sleeping Karma
  • Monkey 3
  • Fargo
  • Aphodyl

 

Links

Dietmar Seifer - Fotograf und Konzertberichterstatter (Info)

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Live-Fotos

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