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Various Artists: Indian Reservation Blues And More (Review)

Artist:

Various Artists

Various Artists: Indian Reservation Blues And More
Album:

Indian Reservation Blues And More

Medium: CD
Stil:

Blues & More

Label: Dixiefrog Records
Spieldauer: CDs: cirka 180 Minuten / Videos: cirka 28 Minuten
Erschienen: 24.04.2009
Website: [Link]

Kaum eine andere Volksgruppe in den US, von den „Schwarzen“ einmal abgesehen, hat größeres Recht, den Blues zu haben, als die „Indianer“. Wer schon einmal persönlich in verschiedenen Indianer-Reservaten war, versteht vielleicht.… „Reservate“: Das hört sich nach einem Freiwildgehege an und so war es ja auch über ein Jahrhundert lang - ein Gehege, in dem man die angebliche „Minderwertigkeit“ der indianischen Rasse begaffen konnte. Arbeits- und Perspektivlosigkeit wurde in Alkohol ertränkt, sämtliche Strukturen der ehemals blühenden Gemeinschaften gingen verloren. Ein paar hingeworfene Almosen von Besuchern, die sich an der indianischen Folklore belustigten, mussten ausreichen. Den Indianern in Nord- und Südamerikas wurde schlimmstes Unrecht angetan! Man ist geneigt, den Begriff „Holocaust“ anzuwenden, aber die Shoah ist in ihrer Art singulär. Rassismus brutalster Prägung ist allerdings über den ganzen Erdball verteilt…
Stolz und mit Recht nennen sich die „Indianer“ jetzt wieder Native Americans - schließlich sind sie die wahren Herren dieses Kontinents und verdienen höchsten Respekt.

Nun ist hierzulande wirklich kaum bekannt, dass es herausragende Bluesmen unter den Native American People gibt. Wenn überhaupt sind folkloristische indianische Gesänge meist auf irgendwelchen obskuren New-Age-CDs zu hören. Um diesen Missstand zu beheben, hat das französische Dixiefrog-Label in einer zweijährigen, aufwändigen Arbeit eine Compilation-Box zusammengestellt, die ihresgleichen sucht. 33 native Künstler sind zu hören, allerdings fehlen zwei besonders wichtige Namen: JOHN TRUDELL und EDDIE „The Chief“ CLEARWATER. Ersterer ist mit seinem politisierenden Sprechgesang eine DER Stimmen nativer Rockmusiker überhaupt und letzterer dürfte als anerkannt wichtiger Bluesman eigentlich nicht fehlen. Wahrscheinlich gab es Probleme mit den Rechten, nach drei Stunden Musik von der „Indian Rezervation Blues Box“ bleiben allerdings keine Wünsche mehr offen.

Geboten wird die gesamte Bandbreite nativer Musiker, allerdings -und das ist wichtig- eingebettet in das gesamte musikalische Spektrum Nordamerikas. So gesellen sich zum namens gebenden Blues die typische native Folklore sowie knarzig-knackiger Rock, Folk, Country, Reggae, Soul, Jazz, ja sogar Rap und HipHop-Elemente. Es wird somit überdeutlich: Die native Musik ist ein BESTANDTEIL der nordamerikanischen Musikszene – die „Indianer“ lassen sich nicht mehr in ihren Reservaten einsperren.
Gelegentlich wird die musikalische Vielfalt durch gesprochene, politische Statements, bspw. von COCHISE ANDERSON, unterbrochen. Die Texte der Musiker drehen sich vorwiegend um indianische Themen wie Mutter Erde, Brüderlichkeit, Ahnenkult, die Reservate und den Genozid vergangener Jahrhunderte. Aber auch aktuelle politische Themen wie Bushs verkorkste Politik, Frieden und Menschenrechte werden verarbeitet. Jeder Künstler ist mit zwei bis vier Songs vertreten, wird also gut präsentiert.
Wie soll man jetzt aber drei Stunden in ein lesbares Review verpacken? Ich möchte mich auf die (meine) Highlights beschränken und damit Appetit zum Kauf der Box wecken.

Besonders gewürdigt sei hier PURA FÉ, eine der Mitinitiatorinnen für diese Box. Sie bringt moderne Elemente wie Rap und HipHop mit politischem Folk im Stil von JOAN BAEZ zusammen und thematisiert: „Peace for the world“ und „Stand up for human rights“.
Die wohl hierzulande bekannteste Band, INDIGENOUS, hat wie gewohnt SRV-inspirierten Blues-Rock auf Lager. Das „Familienunternehmen“ aus Mastermind Mato Nanji (Vocals, Guitar) und seinen Brüdern und Schwestern Pete, Horse und Wambdi vom Stamm der Yankton in North Dakota ist in den US bereits eine feste Blues-Größe.
DEREK MILLER bringt bei „Devil Come Down Sunday“ dreckigen Power-Blues mit rotzig-heulenden Slides. „Mystery Train“ bläst ins gleiche Horn und man bedauert, nicht mehr von dem jungen Lakota zu hören. Kein Geringerer als ROBERT JOHNSON hat sich bei ihm verewigt.
Der relaxte Rock von AARON WHITE, ebenfalls kein Unbekannter, und seinem BLUE STONE PROJECT ist gleich viermal zu hören. Er integriert stets indianische Gesänge und Rhythmen in seine Songs, wie bspw. beim besonders schön gelungenen „John Doe“.
Der nahezu unbekannte kanadische Cree-Musiker JASON BURNSTICK bietet schwerblütigen Blues mit feinen Slides und Harps. Leider ist es sehr schwer, sein „Jason Burnstick & The Rhythm“-Album käuflich zu erwerben, mit dem er 2005 bei den Canadian Aboriginal Music Awards den Titel des besten Instrumental-Albums gewinnen konnte.
GARY FARMER adaptiert JOHN LEE HOOKERs „Strip Me Naked“ reichlich genial. Während Hooker in seinem Song von der geschiedenen Ex-Frau geplündert wird, beschreibt Farmer den Raubbau an den nativen Nationen.
Immer wieder dazwischen gestreut sind traditionelle indianische Gesänge von M’GIRL und KEITH SECOLA.

Ein Wort muss unbedingt zu der liebevollen Aufmachung dieser Box verloren werden. Mit einem schönen Six-Panel-Digipack in einem Schuber und einem 48-seitigen Booklet, das jeden Künstler kurz auf französischer und englischer Sprache vorstellt, setzt man Maßstäbe.
FAZIT: Sowohl optisch als auch musikalisch ist diese Box absolut einzigartig und gehört eigentlich in jede Sammlung. „Indian Rezervation Blues“ bietet einen kompetenten Überblick über die native Musikkultur dieser Tage. Kaufen - unbedingt!

Steve Braun (Info) (Review 7738x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • CD1:
  • Aaron White & Blue Stone Project “Heart Beat“
  • Wyne Lavallee “Trail Of Tears”
  • Keith Secola “Wailing Blues”
  • Derek Miller “Shot O’Cocaine”
  • Art Napoleon “Cree Sunrise“
  • Paul A. Ortega “Chicago”
  • George Leach “Dizzy Dog”
  • Jacques & The Shakey Boys “God And The Devil”
  • Art Napoleon “Bushman Blues”
  • Aaron White (& Skychasers) “Two Warriors Crossing”
  • Wayne Lavallee “Shed Allot Of Light”
  • Elizabeth Hill “The Grass Looks Greener…”
  • Murray Porter “Heart Of The Eagle”
  • Julian B. feat. Cary Morin “In Da’ City”
  • Leilani “Go Back”
  • Asani “Rez Sisters”
  • Slidin’ Clyde Roulette “Redman”
  • Aaron White & John Densmore “Heart Beat”
  • VIDEOPROGRAMM:
  • North By North West
  • ---
  • CD 2:
  • Keith Secola “4 R Ancestors”
  • Alex Jacobs “Indian List”
  • Indigenous “Leaving”
  • Aaron White (& Blue Stone Project) “John Doe”
  • Corn-Bred “General Sullivan”
  • Art Napoleon “Hunting Chant”
  • Star Nayea “Silenced My Tongue”
  • Derek Miller “”Mystery Train
  • Cary Morin “Lacrosse”
  • Quese IMC “Good Ol’ Amerikkka”
  • Butch Mudbone “It Was In The Old Times”
  • Faron “Pappy” Jones “Thru The Door”
  • Sandy Scofield “Layla’s Lullaby”
  • Tonemah “There’s A train”
  • Keith Secola “4 R Ancestors”
  • VIDEOPROGRAMM:
  • Woman Of The Tribes
  • ---
  • CD 3:
  • M’Girl “Kitasikanaw”
  • Cochise Anderson “Kokopelli’s Groove”
  • Keith Secola “Kokopelli’s Blues”
  • Jim Boyd Inchelium”
  • George Leach “Indian Blues”
  • Derek Miller “Devil Come Down Sunday”
  • Pura Fé feat. Leilani & Prophecy “Stand Up For Human Pride”
  • Charlie Lowry “Brownskin”
  • Joy Harjo “Witchi Tai To”
  • Jason Burnstick Band “Ain’t Goin’ Down”
  • Jim Boyd “Rebel Moon”
  • The Plateros “Lord Of All”
  • Gary Farmer & Troublemakers “Stripped Me Naked”
  • M’Girl “Healing Song”
  • VIDEOPROGRAMM:
  • South By Southwest

Besetzung:

Interviews:

  • keine Interviews
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