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Shadow Circus: Whispers And Screams (Review)

Artist:

Shadow Circus

Shadow Circus: Whispers And Screams
Album:

Whispers And Screams

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Eigenvertrieb / Just For Kicks
Spieldauer: 60:56
Erschienen: 20.12.2009
Website: [Link]

Wenn der ADOLF mit dem HITCHCOCK und der SHADOW mit dem CIRCUS … dann kommt durchaus Bedrohliches dabei heraus. Bei dem Einen beispielsweise ein cineastischer Grusel-Schocker wie „The Birds“ (Die Vögel), bei dem Anderen ein schaurig-schönes Album namens „Whispers And Screams“ (Flüstern und Schreien). Wie ich auf diesen Vergleich komme? Ein Blick auf das Cover des neusten Albums von SHADOW CIRCUS gibt darauf Antwort!

Doch es ist nicht nur die Musik, sondern auch die recht düsteren Texte, die durchaus Vergleiche zu dem genialen Filmemacher des Horror- und Psycho-Genres zulassen. Bereits das siebenteilige Epos „Project Blue“, das es immerhin auf eine Gesamtspielzeit von 35 Minuten bringt, trägt viel Bedrohliches in sich. Klassische Momente des Hardrocks stoßen auf getragene Pianopassagen und retroprogressive 70er Jahre-Momente, die manchmal sogar im HAWKWIND unter- oder übergehen. Vieles atmet dabei oftmals die longtracksche Luft so einiger, von mir besonders liebgewonnener RUSH-Epen. Zum Glück aber ohne den mitunter nervenden Falsettgesang, stattdessen gibt’s hier sehr abwechslungsreich vorgetragene STIMMungEN. Und bereits die erste gesungene Zeile gibt die Richtung vor: „I was born out of science … I was also born in sin!“ Kein Gutelaune-Album, das hier auf uns wartet. Doch das war bereits beim ersten Album der Amerikaner schon nicht ihr Ding. Der Nachfolger „Whispers And Screams“ setzt allerdings noch einen leichten Depri-Zipfel drauf und überzeugt dabei auf ganzer Linie.

Auf diese Weise klingen auch die Ausführungen des Gitarristen FONTANA durchaus überzeugend: „Wir ließen uns bei diesem Album alle Freiheiten. Natürlich hört man so einige retroprogressive Klänge, weil wir solche Musik alle lieben – also Hammond, Moog und Mellotron. Aber eine neue Schlüsselfunktion bekam nun das Songwriting und dessen Umsetzung. Dies ist ein unglaublich emotionales, lyrisches und vielfältiges Album. Einige Teile klingen traumhaft, andere wiederum so, als würde man die träumerischen Elemente mit einem Icepick zerschmettern. Musik voller Seele eben! Wenn man nach dem Hören noch Adrenalinstöße verspürt und einem die Nackenhaare zu Berge stehen, dann haben wir mit unserem Album das erreicht, was wir wollten.“

Zwar erreichen SHADOW CIRCUS nicht vollkommen dieses Gefühl bei mir, aber in bestimmten Momenten verspüre ich es durchaus. Besonders dann, wenn beispielsweise bei „The Hand Of God“ ein früher VANGELIS aus den Zeiten von APHRODITE’S CHILD Erinnerungen wachruft oder so einige Klavierpassagen an die klassischen Momente von KEITH EMERSON erinnern, die manchmal aber zu schnell „weggerockt“ werden.

Im fast krassen Gegensatz zum Longtrack steht dann der erste kürzere Titel „When The Morning Comes“ – eine Hymne an die wahre Liebe –, der eine beinahe schlichte, doch absolut fesselnde Ballade ist und vom göttlichen Pianospiel lebt. In den Song habe ich mich bereits nach dem ersten Hördurchgang unsterblich verliebt. Bin eben doch eher ein Softie – und „Dust In The Wind“ liebte ich schon immer, auch die Weicheier SIMON & GARFUNKEL wurden von mir noch nie mit Verachtung gestraft.

Szenenwechsel. Mit 10 Minuten besticht der zweite, diesmal nicht unterteilte Longtrack „Willoughby“. Klavierintro, erst getragen, dann dynamisch – gefolgt von E-Gitarre und Schlagzeug sowie harten Gesangspassagen, die in hymnische übergehen. Besser haben das SPOCK’S BEARD in ihren Glanzzeiten auch nicht zustande bekommen oder BEARDFISH in der Gegenwart. Überraschend auch das ein wenig an die DIRE STRAITS erinnernde Ende des Songs. Hier also folgt ein Highlight dem nächsten.

Melancholisch geht es weiter mit „Angel“, eine Frau, die sich nachts in den Straßen unglücklich verkauft und wohl früher Opfer ihres Vaters („Daddy loves you please don’t cry“ – letzte Zeile von „Angel“) war. Diesmal mit dominantem Cello und melodiösem Grundgerüst. Schön … traurig. Schön traurig ist aber auch, dass dieses Cello nicht bereits beim ersten Titel zum Einsatz kam.

Ein knapp 5minütiger Instrumentaltitel stellt das Finale von „Whispers And Screams“ dar. Da überrascht kaum, dass es im Stile eines Boleros, ähnlich wie wir es bereits von KING CRIMSON kennen, aufgebaut ist und das beeindruckende Album zu einem wahrhaft würdigen Schluss verhilft.

Zurück bleibt ein geplätteter Hörer – und ein beeindruckter Kritiker.

FAZIT: „Whispers And Screams“ ist ein Album, das auf dem breit gefächerten Feld der progressiven Rockmusik ein Achtungszeichen setzt. Wer zukünftig ein wirklich gutes Prog-Album schaffen will, sollte sich ab sofort auch an der Musik von SHADOW CIRCUS messen lassen!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5620x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Project Blue
  • a) Captain Trips
  • b) The Long Road Home
  • c) Big Fire
  • d) The Seduction Of Harold Lauder
  • e) The Horsemen Ride
  • f) The Hand Of God
  • g) Coming Back Home To You
  • When The Morning Comes
  • Willoughby
  • Angel
  • ... Then In July, The Thunder Came …

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Steve
gepostet am: 29.01.2010

User-Wertung:
14 Punkte

Schönes Review!
...

aber meinst du vielleicht doch "Alfred"?

;-)
Kossi [musikreviews.de]
gepostet am: 01.02.2010

Jawoll, ich glaub's kaum - meine Reviews werden tiefgründig gelesen. Natürlich meinte ich Alfred, aber der Adolf hatte doch auch mal irgendwas mit uns zu tun. Den mag ich aber überhaupt nicht.
Oder besser, lieber Steve, du hast mich in einer Phase leicht geistiger Umnachtung erwicht - ich danke dir ;-)
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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