Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Moonsorrow: Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa (Review)

Artist:

Moonsorrow

Moonsorrow: Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa
Album:

Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa

Medium: CD
Stil:

Epic Heathen Metal

Label: Drakkar / Sony Music
Spieldauer: 61:11
Erschienen: 25.02.2011
Website: [Link]

Als Schatten wandern MOONSORROW in das Land der Toten. So jedenfalls lässt sich "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa", der Albumtitel (den sich wohl kaum jemand außerhalb von Finnland fehlerfrei merken kann) des sechsten Longplayers der Großmeister des episch-hymnischen Pagan Metals, übersetzen. Inhaltlich stellt das Konzeptalbum die Fortsetzung des Vorgängers "V: Hävitetty" dar. Nach dem Ende der Welt hat eine kleine Gruppe von Menschen überlebt (was auch im Artwork des Albums Ausdruck findet), doch auch diese Schar ist dem Untergang geweiht.

Um diese Geschichte zu erzählen, gehen MOONSORROW einen heutzutage eher unüblichen Weg, denn "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" ist das dunkelste und härteste Album der bisherigen Diskografie - und vielleicht sogar das beste. Majestätisch ragen die vier Hauptsongs, die von drei hörspielartigen Zwischenspielen verbunden werden, auf und überschütten den Hörer mit einer schieren Fülle von prachtvollen Melodien und mitreißenden Emotionen. Hoffnungslosigkeit, Angst, Trauer, Wut - all diese Gefühle finden auf unnachahmliche Weise ihren Ausdruck in den Kompositionen, die nach Aussage von Sänger Ville Sorvali alles von der Band abverlangt haben, nie zuvor habe man so stark an den Songs arbeiten müssen, um sie in dieser Form aufnehmen zu können. Und so ist es auch für den Hörer zunächst nicht einfach, Zugang zu "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" zu finden, doch wenn der Break-Even-Point einmal überschritten ist, so kann man sich ganz in die Songs fallen lassen, dann gehen die Gedanken auf die Reise in ferne Welten und man taucht in die Geschichte ein.

In diesem Zusammenhang haben die Zwischenspiele eine wichtige Funktion, auch wenn sie jeweils keine zwei Minuten lang sind. Doch sie vereinfachen es enorm, vor dem geistigen Auge Bilder entstehen zu lassen, an denen sich das Konzept aufhängt. Die wiederkehrenden Themen in den Melodien sind ebenfalls ein zentraler Aspekt, an dem man sich zunächst orientieren kann, bis man anfängt, das Album zu begreifen. Und dann bohren sich eben diese Harmonien tief ins Bewusstsein um von dort immer wieder vor dem geistigen Ohr zu erscheinen und beim Hörer eine Gänsehaut zu verursachen. Das kann nicht funktionieren? Ja, sollte man meinen, doch die Wirkung der Musik auf diesem Album ist in der Tat tiefgehender als bei den meisten anderen Werken.

Sternenlos lässt sich der erste Song "Tähdetön" übersetzen und genauso düster, schwer und hoffnungslos beginnt dieses Lied, bevor nach einigen Minuten die akustischen Gitarren und später auch die folkigen Klänge für eine Befreiung aus der erdrückenden Schwere sorgen. Villes klagend-leidender Gesang drückt die Stimmung des Songs perfekt aus und die Melodien sind gleichermaßen unaufdringlich wie eindringlich. "Muinaiset" startet treibend und mit einer grandiosen Melodie, peitschende Gitarrenläufe und hymnische Chöre sorgen für das typische MOONSORROW-Klangerlebnis, zum Ende hin nimmt der Song an Eingängigkeit zu. "Huuto" stellt das große Kontrastprogramm auf "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" dar - inhaltlich wird die Geschichte immer dunkler, der Song dagegen überrascht mit unerwartet hoffnungsvollen Melodien und ist der zunächst am leichtesten zugängliche Track, erst im weiteren Verlauf nimmt die Finsternis auch musikalisch wieder Überhand. Die zum Sterben schöne Melodie am Anfang von "Kuolleiden Maa" läutet das atemberaubende Finale ein, das zwischendurch mit schwarzmetallischer Raserei die Vielfalt von MOONSORROW unterstreicht. Diese Worte beschreiben jedoch nur unzureichend, was alles in den Songs passiert. Auch nach dem x-ten Durchlauf finden sich Passagen und Elemente, die man zuvor so noch nicht wahrgenommen hat und doch wirken die Songs zu keiner Sekunde überfrachtet. Ein Kunststück, das nur ganz wenige Bands in der Lage zu vollbringen sind.

FAZIT: "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" ist der erste ernstzunehmnde Anwärter auf das Album des Jahres 2011 und begeistert mit einer unglaublichen Fülle und faszinierendem Detailreichtum genauso, wie mit seiner kathartischen Atmosphäre. Lediglich die Produktion, die in den Bässen zu nahe an den Peaks ist, verhindert hier die Höchstwertung, nichtsdestotrotz ist MOONSORROW ein nahezu perfektes Album gelungen.

Andreas Schulz (Info) (Review 9606x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Tähdetön
  • Hävitetty
  • Muinaiset
  • Nälkä, väsymys ja epätoivo
  • Huuto
  • Kuolleille
  • Kuolleiden Maa

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
Lyan ka
gepostet am: 25.02.2011

Ein unglaubliches Album. Mehr muss man dazu glaube ich nicht sagen.
Anna
gepostet am: 25.02.2011

User-Wertung:
13 Punkte

Das Album ist so gut... hypnotisch!
Anna
gepostet am: 25.02.2011

Ach ja... einen Break Even gibt es glücklicherweise nicht in der Musik... Man muss nicht alles mit dem Wegwerfwirtschatfsvokabular ausdrücken... no performance, no location, no break even, stimmts;)
finna
gepostet am: 28.02.2011

User-Wertung:
15 Punkte

soooooooo geil.
was soll man dazu noch sagen, bestes moonsorrow album überhaupt... der
gänsehautfaktor ist enorm. leute mit depressionen sollten aufpassen. oder sich richtig absinken lassen...
Eric
gepostet am: 28.02.2011

User-Wertung:
15 Punkte

Moonsorrow eben ;D
Akula
gepostet am: 01.03.2011

User-Wertung:
13 Punkte

In meinen Augen wirklich schwer zugänglich, anfangs sogar etwas enttäuschend. Das Epische und Klagende der Vorgänger hat abgenommen, in der Tat wird es wesentlich düster und rauer. Die einsamen beiden Schreie verdeutlichen das perfekt - einer der schönsten Momente des Albums. Und von mal zu mal erwächst das Werk und wie es immer so ist, man kann es nicht fassen, welche Details sich vermehrt auftuen. Ein starkes Album, auch wenn ich die beiden letzten Alben noch immer für besser halte.

@finna

Naja Gänsehaut kam bei mir nicht auf, dafür fehlt es eben an den epischen Momenten von V: Havitetty. Aber so ist eben das neue Konzept des neuen Albums.

Da ich gerade an einer schweren Depression erkrankt, finde ich zudem nicht, dass ich aufpassen sollte. Da sind die Werke von Max Richter, No-Man, No Sound, Savoy Grand und Nick Drake weitaus gefährlicher. Quasi der musikalisch geniale Minimalismus mit einer großen Wand, an die man gerne andauernd auftreffen will. Auch Bohren und der Club of Gore oder Jääportit sind hier gefährlich. Also aufpassen. ^^
Andy [musikreviews.de]
gepostet am: 02.03.2011

No-Man empfinde ich gar nicht als depressiv, sondern als entspannend. Gleiches gilt für Bohren & DCOG.
Akula
gepostet am: 02.03.2011

Wenn man nicht an einer Depression erkrankt, dann empfindet man Diese Art von Musik sicherlich auch als entspannend und höchstens melancholisch. Mir können No-Man u.A. schonmal viele Tränen entlocken und einen Schub auslösen. Ist mir aber egal, da mir Musik zu wichtig ist, als das ich sie meiden sollte.
M00ns0rr0W
gepostet am: 17.04.2012

User-Wertung:
13 Punkte

spannendes Werk mit dem sich Moonsorrow keineswegs neu erfindet oder den Trademarks untreu ist, aber sich auch nicht kopiert. VKKM ist unglaublich starke Arbeit ins Detail ohne dass das zu einer Überladung oder dem Verlust des roten Fadens führt. Der stilistische Mix setzt seine Grenzen sehr eng, auch wenn die Vocals Abwechselung bringen können. V:Hävitetty war etwas anders. Jenes Vorgänger schöpfte die Grenzen der Moonsorrow Musik aus und erweiterte sie. Ritualsgesänge, Blackmetal Rasereien, Folk, Paganatmopshäre mit hypnotisierenden Chören und Veränderung des Tempos. VKKM ist da enger gestrickt, aber nicht atmosphärisch flacher oder allgemein schlechter. Es bedarf nur einer noch extremeren Eingewöhnungszeit, ob jetzt per Break-Even-Point oder nach und nach stückweise.
dolor de la luna
gepostet am: 28.04.2016

User-Wertung:
15 Punkte

noch kein Review zu Jumalten Aika?
anyway, VKKM ist mein Favorit von Moonsorrow.
aber jeder Vorgänger auch höchst fein.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Tage hat eine Woche?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!