Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Toxic Smile: I’m Your Saviour (Review)

Artist:

Toxic Smile

Toxic Smile: I’m Your Saviour
Album:

I’m Your Saviour

Medium: CD
Stil:

Progressive Metal

Label: Progressive Promotion Records
Spieldauer: 62:01
Erschienen: 02.02.2011
Website: [Link]

Rückblende:

Mai 2004. Ich blättere das für Freunde progressiver Rockmusik wohl zur Pflicht gewordene Rock-Magazin ECLIPSED durch … auf der Suche nach einer meiner Lieblingsrubriken: „Weltkulturalben – Rockklassiker, die Geschichte schrieben!“ … Diesmal sind zwei der drei Spalten dieser Seite wohl einem auch meiner absoluten Klassiker gewidmet. „The Lamb Lies Down On Broadway“ von GENESIS!

Doch was springt mich da von der dritten, ganz rechten Spalte aus an?
Das Cover von „RetroTox Forte“, dem zweiten Album von TOXIC SMILE.
Ein Album, das in meiner Plattensammlung einen Sonderplatz einnimmt (Warum das der Fall ist, kann man auch auf diesen Seiten lesen!) und für mich nach über 100 Hördurchgängen genauso wichtig wie besagtes GENESIS-Album ist.
Dazu kann ich in der rechten Zeile ein paar Stimmen zum Album aus dem ROCKHARD, METALHEART, ROCK IT oder EMPIRE lesen:
„Egal ob Gänsehaut-Balladen, geile Instrumentals oder Mammut-Tracks, alles klingt frisch und unverbraucht!“ (ROCKHARD);
„Wer auf klischeefreien und perfekt in Szene gesetzten Progressive Metal steht, der sollte ‚RetroTox Forte’ unbedingt antesten!“ (METALHEART)
„Freunde von SPOCK’S BEARD, den FLOWER KINGS oder sogar RPWL kommen hier sicher auf ihre Kosten! In dieser Liga spielen TOXIC SMILE definitiv mit.“ (ROCK IT)
„Mit ‚RetroTox Forte’ beweisen TOXIC SMILE, dass sie zur Speerspitze der deutschen Prog-Szene gehören!“ (EMPIRE)

Was soll ich dazu eigentlich noch schreiben?
Unser giftig lächelnder Erlöser ist wieder da! Er hat sich sechs schrecklich lange Jahre Zeit gelassen, um uns jetzt mit „I’m Your Saviour“ tatsächlich aus der Lethargie zu befreien! Wie oft hatte man schon Angst um diese Band!? Geben sie auf? Machen sie weiter? Glauben sie noch an sich?

Und plötzlich frage ich mich zurecht, ob wirklich die beiden linken oder die eine rechte Spalte über ein WELTKULTURALBUM berichten! „I’m Your Saviour“ hat all die musikalischen Zutaten, die es zu einem „Weltkulturalbum“ machen – das einzige, was fehlt, ist die öffentliche Aufmerksamkeit, die TOXIC SMILE längst verdient hätte. Drei Alben, ein mehr als gelungener Ausflug in die Klassik und eine EP, die mit „Freezing Rain“ wohl eine der schönsten Balladen des Progs aller Zeiten ist und schmerzlich beweist, was bei einem ähnlichen Versuch SPOCK’S BEARD mit „All On A Sunday“ verbrochen hatten, sind doch Beweis genug. Wir haben es hier mit einer jungen Band zu tun, die im Sektor des progressiven und metallischen Rocks längst Weltniveau erreicht haben.

I’m Your Saviour“ erzählt im Grunde die Geschichten, die das Leben schreibt. Es sind meistens traurige Geschichten, aus denen sich einige der Beteiligten zu flüchten versuchen, indem sie nach „Erlösern“ suchen und, statt in Richtung Himmel zu blicken, sich in düster Gebäude begeben, in die kaum ein Sonnenstrahl dringt. Sie kriechen zu Kreuze und beten einen Toten an, der angeblich für sie gleich mitgelitten hat. Doch im Grunde bewegen sie sich nur in „Endless Cycles“ oder verlieren, wie bei „The Abyss“, den Lebensmut. Hier wird nicht nur musikalisch, sondern auch textlich ganz großes geleistet: „It’s only ‚To Have’ our salvation / The meaning of life, live as fool.“

Leider gibt es auch unter den vielen Freunden des progressiven Metals noch jede Menge Narren, die ihren Blick immer nur einseitig in Richtung DREAM THEATER, VANDEN PLAS, BLIND GUARDIAN oder SYMPHONY X richten und denen dabei völlig entgeht, dass TOXIC SMILE spätestens mit diesem, ihrem 3. Studioalbum nicht nur auf der Überholspur, sondern eindeutig an besagten Bands vorbeigezogen sind. Liegt das nun an dem außergewöhnlichem Gesang von LARRY B. oder an den komplexen kompositorischen Ideen von MAREK ARNOLD, in denen Härte auf sanfte Momente und herrliche Melodien trifft? Bässe treffen auf Gitarrenbreitwände und treibendes Schlagzeug, um unverhofft den Keyboards die Führung zu überlassen. Bombastische Momente werden abgelöst von akustischen. Und LARRY B. verleiht dem allen seine Stimme, die in den unterschiedlichsten Tonlagen und Klangfarben, mal rau, mal kristallklar daher kommt.

Vier musikalische Höhepunkte, die alles zu bieten haben, was jedes progressive Herz höher schlagen lässt, müssen hier unbedingt erwähnt werden. Mit „Liquid Wall“ konnte kein besserer Einstige für „I’m Your Saviour“ gefunden werden. Ein druckvoller Titel, der zwischen metallischer Härte und unglaublichen Melodiebögen hin und her schwenkt und wo jeder Musiker seine ganze musikalische Bandbreite ausspielen darf. „The Abyss“, die mysteriöse Selbstmord-Nummer, die zwischen beängstigenden, düsteren Klangpassagen, einem deutsch gesprochenen Nachrichtentext und knallharten Metal wechselt, der nicht nur fett ist, sondern auch in gewissen Momenten an die krachigen BLACK SABBATH-Zeiten erinnert. „Poles Apart“, eine wundervolle, todtraurige Ballade, die vom außergewöhnlichen Gesang LARRY B’s lebt und das fantastische Finale des letzten Tracks, der dem Album seinen Titel verlieh. „I’m Your Saviour“ – ich bin dein Erlöser – lässt dem Hörer keine Chance, sich nicht nur der textlichen, sondern auch der musikalischen Botschaft zu entziehen: „I’m Your Saviour / I Will Save You / Rid Your Sad Soul“ – nein, unsere Seele kann einfach nicht trauern, bei solcher Musik. Druckvoll, treibend, verspielt, herrliche Keyboardpassagen, die sich wiederholen, ohne zu langweilen. Hier predigt die Musik von einem Leben nach dem Tod anspruchsloser, langweiliger, tausend Mal nachgespielter Wiederholungstäter. TOXIC SMILE haben sich eine eigene Liga geschaffen – und es wird verdammt schwer, dort mitzuspielen!

FAZIT: Die Zeit ist reif. TOXIC SMILE hat von den bereits in dieser Kritik benannten Größen gelernt, jetzt kann ich bedenkenlos behaupten, dass der umgekehrte Fall eintreten sollte. „I’m Your Saviour“ ist ein Album geworden, an dem sich vieles von dem, was sich auf dem Sektor des Progressive Metal tummelt, messen lassen muss! „I’m Your Saviour“ setzt Maßstäbe – ein Weltkulturalbum!

Ein PS für alle „Ossis“, die diese Seiten lesen:
Die wohl in der DDR bekannteste Art- und Prog-Rock-Band STERN-COMBO MEISSEN, die noch heute vor einigen tausend Zuschauern spielen, haben TOXIC SMILE längst entdeckt und in ihre eigenen legendären Reihen geholt. Mit LARRY B., ROBERT BRENNER und MAREK ARNOLD sind drei Mitglieder von TOXIC SMILE nunmehr fester Bestandteil der STERN-COMBO MEISSEN! Wenn schon gestandene Profis mit über 40-jähriger Spielerfahrung diese „Jungsporne“ entdecken, dann sollte es allerhöchste Zeit für uns sein, TOXIC SMILE wenigstens das bisschen an Aufmerksamkeit zu verleihen, was sie längst verdient hätten!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 7462x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Liquid Wall
  • Change
  • The Abyss
  • Hidden Brand
  • Walked By Fear
  • Endless Cycle
  • Pride And Joy
  • Poles Apart
  • I’m Your Saviour

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
cdsberlin
gepostet am: 02.02.2011

User-Wertung:
15 Punkte

So ist's! Wirklich ein wunderbares Album! Aber: SCM ist keineswegs nur was für "Ossis"...
Thoralf Koß (musikreviews.de)
gepostet am: 03.02.2011

Das ist aber schön zu hören, dass SCM auch für den "nichtöstlichen" Raum wichtig sind, leider spürt man davon kaum etwas.
Jeder "Deutsche" hängt sich einen Wunderbeutel um, wenn er von ELP "Pictures At An Exhibition" spricht. Fast zeitgleich hat die Stern-Combo Meissen von Mussorgski "Eine Nacht auf dem kahlen Berge" und "Licht in das Dunkel" in gigantischer Qualität gespielt und veröffentlicht. Sogar von Sibelius die "Finnlandia" haben sie als über zwanzigminütige Version gespielt und Vivaldis "Frühling".
Aber wer redet davon heute - ELP sind dafür nach wie vor in aller Munde.
Wir schaffen es in unserem Land zwar nicht, über den Tellerrand zu blicken, aber der Blick in die große weite Welt, der gelingt uns immer! Einige nennen das weltoffen, ich würde es eher als kleinkariert bezeichnen ;-)
Fabian
gepostet am: 14.02.2011

User-Wertung:
15 Punkte

Absolut geiles Album! Freue mich schon auf den Live-Gig am Donnerstag in DD!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Wer anderen eine ___ gräbt, fällt selbst hinein.

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!